Traditionen, Zäsuren und Dynamiken. 600 Jahre Universität Rostock

Historiker präsentieren aktuelle Forschungsergebnisse aus der Universitätsgeschichte vom Mittelalter bis in die Moderne

Hauptgebäude der Universität Rostock am Universitätsplatz, Foto: ITMZ

Die Leuchte des Nordens, die älteste Universität im Ostseeraum, hat in fast sechs Jahrhunderten viele Erfolgsgeschichten geschrieben, aber auch etliche dunkle Kapitel durchlebt, die nun tiefgehender erforscht werden sollen. Insofern wird die Tagung der Wissenschaftler vom Historischen Institut am 25. und 26. Oktober in der Hanse- und Universitätsstadt mit großer Spannung erwartet.

„Auf dem zweitägigen Kongress anlässlich des 600. Jahrestages der Universität Rostock im kommenden Jahr werden wir aktuelle Ergebnisse aus der Universitätsgeschichte präsentieren“, kündigte Professor Dr. Marc von der Höh vom Historischen Institut an. „Neben den spannenden ersten Jahrhunderten nach der Gründung der Universität interessiert uns besonders die jüngere Vergangenheit. So werden die Forschungen zur Zeit des Nationalsozialismus und der DDR einen besonderen Höhepunkt bilden.“

Eine Universität für den gesamten Ostseeraum

Das bevorstehende Jubiläum nimmt das Historische Institut zum Anlass, in vier chronologischen Blöcken auf zentrale Aspekte der Rostocker Universitätsgeschichte zurückzublicken. Neben klassischen institutionengeschichtlichen Zugängen bildet die Einbindung der Universität in den nordeuropäischen Raum ein durchgehendes Thema.

Rostock war die erste Universitätsgründung im Ostseeraum und war Anziehungspunkt für zahlreiche Studierende und Wissenschaftler aus Skandinavien und dem Baltikum. Die Universität hatte insofern einen großen Einfluss auf die Anrainerstaaten und ihre Entwicklung“, so von der Höh.

Der Kirchenhistoriker Professor Dr. Otfried Czaika aus Oslo beleuchtet vor diesem Hintergrund die „Universität Rostock und ihre skandinavischen Besucher im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit“. Eine gewichtige Rolle spielt auf der Tagung unter anderem auch die Sozial- und Kulturgeschichte studentischen Lebens in Rostock von den Anfängen bis zur heutigen Zeit.

Eine Annäherung an schwierige Zeiten

Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der jüngeren Vergangenheit der Universität. Sowohl für die Zeit des Nationalsozialismus als auch die der anschließenden sozialistischen Jahrzehnte in der DDR sind noch viele Fragen unbeantwortet. Florian Detjens promoviert am Historischen Institut zum Komplex „Die Universität Rostock in der NS-Zeit“ und wird am zweiten Veranstaltungstag einen wissenschaftlichen Einblick in die dramatischen Jahre von 1933 bis 1945 geben.

Mehrere Referenten gehen auf die jüngste DDR-Geschichte ein. So wird Dr. Christopher Dietrich über die „Unbequemen Aushängeschilder – Studentenkabaretts an der Wilhelm-Pieck-Universität Rostock zwischen Kritik, Anpassung und MfS-Verstrickung“ berichten. Der vielfach preisgekrönte Kabarettist vom Rostocker Künstlerduo DIETRICH & RAAB hat seine Ursprünge im berühmten ROhrSTOCK-Ensemble, das 1970 an der Universität Rostock gegründet wurde. Die Konferenz wird am Freitag mit einer abschließenden Diskussion und einem Ausblick in die Zukunft der Universität zu Ende gehen.

„Die Tagung hebt bewusst nicht nur die großen Momente in der Geschichte einer traditionsreichen Universität hervor. Vielmehr richtet sich der Blick gerade auch auf die Herausforderungen und Krisen, deren Überwindung durch Anpassungen und Innovationen die Universität als Institution und gemeinsamem Lebensraum von Lehrenden, Forschenden und Studierenden bis heute prägt. Der Rückblick auf 600 Jahre Universitätsgeschichte liefert so einen wichtigen Beitrag zur Standortbestimmung der Universität im 21. Jahrhundert“, unterstrich Professor von der Höh abschließend.

Pressemitteilung der Universität Rostock