Tagung der IHK-Industrieausschüsse

Seidel: Mehr industrielle Arbeitsplätze als Ziel

Mecklenburg-Vorpommern benötigt für eine positive wirtschaftliche Entwicklung mehr Industrie. „Der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes ist in Mecklenburg-Vorpommern bis 2008 deutlich gewachsen, aber weiterhin zu gering“, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Seidel am Montag bei der gemeinsamen Sitzung der IHK-Industrieausschüsse in Güstrow. „Die Krise im Schiffbau und der durch die weltweite Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise bedingte Rückgang des Verarbeitenden Gewerbes werfen die Frage auf: Wie geht es weiter mit der Industrie in MV?“

„Industrielle Produktion ist für Mecklenburg-Vorpommern wichtig, weil dort mehr Wertschöpfung und höhere Einkommen als in vielen anderen Wirtschaftszweigen erzielt werden“, sagte Seidel. „Überregionaler Absatz holt Einkommen in die Region und bringt Aufträge für unternehmensnahe Dienstleistungen, Handwerk und Handel.“ Der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes war von 12,3 Prozent in 2008 auf 11,1 Prozent in 2009 gesunken (neue Länder 16,3 Prozent, Bund 19,4 Prozent).

„Wir müssen am industriellen Anspruch festhalten, industrielle Wertschöpfung erhöhen und neue Felder für industrielle Produktion erschließen“, sagte Seidel. „Es ist die Herausforderung für MV: die wirtschaftliche Basis verbreitern und nachhaltige, sich selbst tragende industrielle Entwicklung im Land herbeiführen. Dabei nehmen Forschung und Entwicklung eine Schlüsselrolle ein. Wir wollen die Innovationsfähigkeit stärken durch gezielte Impulse der Technologie- und Forschungspolitik sowie durch Information und Beratung. So entstehen neue Chancen und Perspektiven.“

Seidel nannte fünf Schwerpunkte:

– Bewältigung der Krise im Schiffbau
– Optimierung der Bürgschafts-, Zuschuss- und Darlehensprogramme sowie der Förderpraxis (u. a. wurde der Bürgschaftsrahmen um 300   Mio. € erweitert, die Bürgschaftsquote von 80 % auf 90 % erhöht).
– Wirtschaftsinfrastruktur verbessern und gewerbliche Wirtschaft beim Ausbau von Investitionen unterstützen (z. B. für   Werft-Standorte, allein seit 2008 wirtschaftsnahe Infrastrukturvorhaben in Höhe von 84,9 Mio. € durch ca. 70 Mio. €   Infrastrukturförderung unterstützt, darunter großflächige Erweiterung des maritimen Gewerbegebietes im Rostocker Seehafen sowie   Wiedernutzbarmachung der Gewerbegebiete Wismarer Kanalstraße und Stralsunder Franzenshöhe).
– Die Wirtschaftskraft durch Qualifizierungsmaßnahmen gezielt stärken.
– Die Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur industriepolitisch begleiten.

„Wir müssen Technologie- und Forschungskapazitäten bündeln, vernetzen und weiter ausbauen um neue Zukunftsfelder in der Industrie zu erschließen“, sagte Seidel. Neben der maritimen Wirtschaft gebe es weitere Felder mit Chancen für nachhaltige Diversifizierung: Energietechnologien, Biotechnologie und Medizintechnik, Plasmatechnologie sowie Informations- und Kommunikationstechnologien.

Dafür werde eine für die Wirtschaft des Landes noch effektiver nutzbare Forschungslandschaft benötigt. Für Innovationen werden Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu wenig genutzt. Vorhandene Fachkräftedefizite verstärken sich durch die demografische Entwicklung, Projektförderung für FuE wird insbesondere von kleineren Unternehmen zu wenig in Anspruch genommen.

„Wir wollen mehr Anreize für die Aufnahme von Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten setzen und mit international wettbewerbsfähigen Produkten die Wirtschaftskraft Mecklenburg-Vorpommerns erhöhen“, sagte Seidel. Dazu soll ein neu aufgelegter Forschungsfonds in Höhe von 15 Mio. Euro beitragen. Hier sollen wirtschaftsnahe Forschungsprojekte unterstützt werden. Weitere Maßnahmen sind in der Umsetzungsphase. Dazu gehören eine verstärkte „Vor Ort“-Zusammenarbeit zwischen dem WM, dem Projektträger TBI und den Wirtschaftskammern, die Gründung eines Netzwerkes „e-mobility“ und einer maritimen wirtschaftsnahen Forschungseinrichtung zur Weiterentwicklung der maritimen Wirtschaft. Auch der Wettbewerb „Erneuerbare Energien und Energieeffizienz“ mit einem Budget von 1,5 Mio. Euro gehört dazu.