Sportliche Eiszeit in M-V

Zwischen Gestern und Heute


Allmählich, ab Oktober, beginnt auch wieder die Eissport-Saison – regional, national und international. Bereits am ersten Oktober-Wochenende, vom 3.Oktober bis 4.Oktober, findet in Rostock der Hanse-Cup im Short Track statt, der in diesem Jahr zum 21.Mal ausgetragen wird. Rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen sieben deutschen Vereine im Short Track-Bereich haben gemeldet, darunter auch die Olympia-Teilnehmerin von 2014 in Sotschi, Anna Seidel.

Tja, es wird aktuell spannend in der Eishalle an der Schillingallee in Rostock…

Mecklenburg-Vorpommern kann ohnehin eine eissportliche Tradition aufweisen.

Eissportliches Mecklenburg-Vorpommern

Dabei hat Mecklenburg-Vorpommern nicht nur als ein Land der Kurzbahn-Eisschnellläuferinnen und –Eisschnellläufer einen glänzenden Ruf, denn seit 1998 in Nagano bis hin zu den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver gehörten Läuferinnen bzw. Läufer des ESV Turbine Rostock immer zu den deutschen Olympionikinnen und Olympioniken.
So waren die bisherigen Olympionikinnen und Olympioniken im Short Track des ESV Turbine Rostock Katrin Weber, Jahrgang 1976, bei Winter-Olympia 1998, Anne Eckner, Jahrgang 1979, bei Winter-Olympia 1998, Arian Nachbar, Jahrgang 1977, bei Winter-Olympia 1998, 2002 sowie 2006, Ulrike Lehmann, Jahrgang 1982, bei Winter-Olympia 2002, Andre Hartwig, Jahrgang 1983, bei Winter-Olympia 2002 sowie 2006 und Aika Klein, Jahrgang 1982, bei Winter-Olympia 2002, 2006 und 2010.

Und auf Pyeongchang 2018 hoffen Hannes und Torsten Kröger, ebenfalls vom ESV Turbine Rostock.

Jedoch: MV war bzw. ist auch „Wiege“ oder „Heimstätte“ zahlreicher Eisläuferinnen und Eisläufer „auf den langen oder künstlerischen Kanten“.

Doch zunächst ein Blick in die historisch-sportliche Eiszeit der Mecklenburger und Vorpommern…

Zwischen Short Track, Eislauf und Eishockey

So wohnte die spätere Olympiasiegerin 1960 über 500 Meter, Helga Haase, bis 1952 zeitweise in Schwerin-Neumühle. 32 Jahre später wurde die gebürtige Wismarerin Jacqueline Börner, verheiratete Schubert, Olympiasiegerin über 1500 Meter 1992 in Albertville.

Horst Freese, der gebürtige Rostocker Eisschnellläufer, startete 1976 bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck für die Bundesrepublik. In Innsbruck startete auch Karin Kessow, die Weltmeisterin von 1975 (Mehrkampf) im Eisschnelllauf. Heike Lange, 1975 Vize-Weltmeisterin im Eisschnelllauf (Sprint), war außerdem – wie Karin Kessow oder Horst Freese – als Rostockerin auf den olympischen Strecken 1976 unterwegs. 1988, bei den Spielen in Calgary,  folgte der gebürtige Barther Roland Freier über die 5000 Meter und 10000 Meter.

Last but not least: Karin Kessow, verheiratete Drbal, blickt noch heute gern auf ihre Zeit in Rostock zurück bzw. ist noch immer in Kontakt mit Rostock … „Mit der heutigen Trainerin für Short Track beim ESV Turbine Rostock Karin Schmidt war ich ja in einer Trainingsgruppe. Ihre Mutter Gerda Hoffmann war unsere Trainerin. Nicht zuletzt dank ihrer Betreuung konnte ich 1970 Spartakiade-Siegerin werden. Die Grundlagen für meine spätere international erfolgreiche Laufbahn wurden in Rostock gelegt. Glücklicherweise hatten Karin und ich zwei Jahre Altersunterschied, so wurden wir nie direkte Konkurrentinnen und blieben Freundinnen. Aber auch heute habe ich noch regen Kontakt nach Rostock.“

Eishockey-Traditionen „Made in M-V“ – eine Auswahl

M-V hat jedoch auch eine vielfältige Eishockey-Tradition… Ein Mecklenburger Eishockeyspieler mit Olympia-Teilnahme, der sich zunächst eigentlich dem Fußballsport verschrieben hatte, war der 1949 in Grapzow geborene Dietmar Peters. In Rostock erlernte Peters das Eishockey-”ABC” und nahm 1968 an den Olympischen Winterspielen in Grenoble teil. Dort wurde er als Neunzehnjähriger mit der DDR-Auswahl Achter!

… EM-Bronze 1965/66 gab es auch für einen weiteren Eishockey-Crack aus Rostock, für Bernd Karrenbauer, der 1962 von der Ostseeküste zu Dynamo Berlin wechselte. Weitere bekannte Eishockeyspieler, die einst für Rostock auf dem Eis standen, waren unter anderem Rainer Patschinski, Dietmars Bruder Roland Peters oder Friedhelm Bögelsack, der 1955 in Greifswald geboren wurde.

Eislauf

Eiskunstläuferische Highlights

Und im Eiskunstlaufsport konnten zwei gebürtige Rostocker und ein gebürtiger Greifswalder sogar olympisch überzeugen. Ralph Borghard (Rostock) nahm 1964 im Herren-Einzel an den Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck teil, konnte dreimal den DDR-Meistertitel erobern (1963, 1964, 1966) und belegte bei den EM 1963 und 1966 jeweils den 6.Platz. Rolf Österreich (Rostock) brillierte mit seiner Partnerin Romy Kermer bei Olympia (1976 Silber), bei WM (1974 Dritter / 1975, 1976 Zweiter) und bei EM (dreimal Silber 1974-1976).

Ein Greifswalder, Robin Szolkowy, feierte zudem überragende Erfolge im Paarlaufen. Mit Partnerin Aljona Sawtschenko wurde er fünfmal Weltmeister, viermal Europameister und 2010 bzw. 2014 jeweils Olympia-Dritter.

Und nicht zuletzt der Rostocker Eiskunstlauf-Verein erfährt in der Region viel Zuspruch.

… Aber: Nun sind erst einmal die eissportlichen Blicke auf den 21.Hanse-Cup in Rostock gerichtet.

Marko Michels

Foto/Michels: Rostocker Eiskunstläuferinnen mit einer „Eishockey-Show“ während einer Aufführung in Schwerin.