Sportive Herausforderungen „im Wasser“ für M-V

Zahlreiche nationale und globale Sport-Wettkämpfe im maritimen Bereich


Zurzeit gibt es im Sportsommer 2015 eine Vielzahl von maritimen Großereignissen, in der Region M-V, in Deutschland insgesamt und natürlich international. In Kazan wird seit dem 24.Juli und noch bis zum 9.August gekonnt ins Wasser bzw. von der Klippe gesprungen, auf langen Strecken, im Becken sowie „synchron“ geschwommen und Wasserball gespielt, alles weltmeisterlich.

Blick zu den Junioren-WM im Rudern und den Tauch-WM

Des Weiteren werden vom 5.August bis 9.August die Junioren-WM im Rudersport in der kommenden Olympia-Stadt Rio de Janeiro ausgetragen. Danach folgen die siebzehnten Weltmeisterschaften und Junioren-Europameisterschaften im Orientierungstauchen vom 15.August bis 23.August in Liberec.

Maritime Events in M-V

Auch in der Region ist zu Wasser viel los. Am 1.August haben – „ein paar Kilometer“ von den WM in Kazan entfernt – die nicht so leistungssportlich ambitionierten Langstrecken-Schwimmerinnen und -Schwimmer ihre Chance beim 30. und letzten „Wariner Langstrecken-Schwimmen“ im Großen Wariner See. Parallel dazu gibt es das traditionelle „Wariner Drachenbootfest“ an gleicher Stelle.

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Ebenfalls am 1.August gibt es das 46.Internationale Müritz-Schwimmen in Waren/Müritz. Eine Woche später, am 9.August, sind die Schwimmerinnen und Schwimmer beim elften Schloss-Schwimmen gefordert – vor idyllisch-historischer Kulisse. Die segelsportliche 25.Hanse Sail in Rostock steigt zwischen 6. und 9.August. Und nochmals ein paar Tage „weiter“, vom 14.August bis 16.August, „sind die Drachen los“, beim 24.Schweriner Drachenbootfestival auf dem Pfaffenteich.

Beim der wohl renommiertesten Drachenbootsport-Veranstaltungen in Deutschland werden wieder rund 3000 Athletinnen bzw. Athleten und circa 130 Teams erwartet, darunter aus Rostock, Greifswald, Neubrandenburg, Wismar, natürlich Schwerin, aber auch aus ganz Deutschland und eventuell darüber hinaus.

Rückblick zum Warnow-Schwimmen

Beim gerade durchgeführten 14.Warnow-Schwimmen im Stadthafen Rostock am 25.Juli ging es kürzlich ebenfalls „flüssig-spannend“ zu. Über die 2200 Meter-Distanz siegte bei den Herren der Rostocker Ole-Christian Eisenberg und bei den Frauen „schenkten“ sich „zwei Nixen nichts“: Zeitgleich gelangten Lea Duvantier (Leipzig) sowie die Rostockerin Annike Märthe Schulz ins Ziel.

Zwischen Geschichte und Gegenwart: Der weltmeisterliche Kanu-Rennsport

Aber eine wichtige maritime WM, die jährlich medial „etwas untergeht“, sind die globalen Titelkämpfe im Kanu-Rennsport, eine Sportart, die inzwischen seit 1936 olympisch ist und die seit 45 Jahren zudem eine Erfolgssportart in M-V ist.

Die erste WM im Kanu-Rennsport 1938

Die WM-Geschichte im Kanu-Rennsport beginnt vor fast 80 Jahren, 1938 in Vaxholm, einem Ort in der Nähe von Stockholm. Zwölf Entscheidungen waren seinerzeit bei der WM-Premiere auf der Agenda, mit insgesamt 12 Entscheidungen. Deutschland und Schweden lieferten sich dabei ein packendes Duell um die „Pole Position“. Letztendlich erkämpften die Sportlerinnen und Sportler des „Dritten Reiches“ die meisten Medaillen (15, bei 4 Goldmedaillen) und Schweden die meisten Titel (5, bei 10 Medaillen). Allerdings: Die Siege von Otto Neumüller im Canadier-Einer über 1000 Meter sowie Rupert Weinstabl/Karl Proisl im Canadier-Zweier über 1000 Meter gingen nach Österreich, das aber – nach damaliger offizieller Lesart – 1938 „heim ins Reich“ geholt wurde und damit Bestandteil des „Dritten Reiches“ war.

Die anderen beiden Erfolge stellten hingegen „echte“ deutsche Titel dar; durch Helmut Triebe/Hans Eberle im Kajak-Zweier über 1000 Meter sowie Ernst Kube, Heini Brüggemann, Ernst und Heine Strathmann im Kajak-Vierer über 1000 Meter.

Deutsche Erfolge 1954 – nach 16 Jahren…

Aufgrund des zweiten Weltkrieges und des Ausschlusses deutscher Athletinnen bzw. Athleten vom internationalen Sportgeschehen in der unmittelbaren Nachkriegszeit sollte es 16 Jahre dauern, bis deutsche Renn-Kanuten wieder zu WM-Ehren kamen.

Bei den WM 1954 in Macon (Frankreich) gab es WM-Titel durch den Kajak-Zweier über 500 Meter mit Ernst Steinhauer (Mannheimer KG)/Meinhard Miltenberger (Herdecker KC 1925). Therese Zenz gewann für das damalige unabhängige Saarland, das erst 1957 in die Bundesrepublik Deutschland eingegliedert wurde, ebenfalls Gold im Kajak-Einer über die 500 Meter.

Die erfolgreichsten WM-Teams stellten 1954 Ungarn mit 16 Medaillen (3 x Gold) und Schweden mit 8 Medaillen (4 x Gold). Die Gesamt-Ausbeute von (West-)Deutschland lautete sieben Medaillen.

1966 – erstmals WM im Kanu-Rennsport in Deutschland

1966, im Ostteil von Berlin, gab es dann die ersten WM im Kanu-Rennsport in Deutschland, speziell in der DDR. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Sowjetunion schafften 13 Medaillen, darunter 6 x Gold – die erfolgreichste Mannschaft 1966 vor Ungarn mit 11 Medaillen, darunter 3 x Gold.
Deutschland-West errang 5 Medaillen (darunter einmal Gold) und Deutschland-Ost holte 4 Medaillen (darunter einmal Gold). Die (west-)deutsche Goldmedaille eroberte Detlef Lewe im Canadier-Einer über 1000 Meter und die (ost-)deutsche Goldmedaille war „eine Angelegenheit“ von Anita Nüssner-Kobuss/Helga Mühlberg-Ulze im Kajak-Zweier über 500 Meter.

1971 erste WM-Medaille für einen Athleten eines M-V-Vereines

Fünf Jahre später, bei den WM 1971 in Belgrad, gab es die erste WM-Goldmedaille im Kanu-Rennsport für einen Athleten eines mecklenburgischen bzw. vorpommerschen Vereines. Alexander Slatnow (SC Neubrandenburg) belegte zusammen mit Reiner Kurth aus Potsdam Rang eins im Kajak-Zweier über 1000 Meter vor den Österreichern Gerhard Seibold/Günther Pfaff und den Rumänen Costel Cosnita/Vasilie Simioncenco.

Mexico-City 1974 – erste WM im Kanu-Rennsport außerhalb Europas

Im Jahr 1974 fanden endlich die ersten Weltmeisterschaften im Kanu-Rennsport außerhalb von Europa statt, in Mexico-City. Die besten Teams kamen aus der UdSSR (14 Medaillen, 6 x Gold), Rumänien (11 Medaillen, 3 x Gold) und Ungarn (10 Medaillen, 3 x Gold).

Die DDR „erpaddelte“ 8 Medaillen, davon 4 x Gold. So ging „GDR-Gold“ an Herbert Laabs, Ulrich Hellige, Jürgen Lehnert, Bernd Duvigneau im Kajak-Vierer über 1000 Meter. Und die anderen drei Goldmedaillen holten sich die Athletinnen des SC Neubrandenburg.

Anke Ohde wurde dabei Dreifach-Weltmeisterin: im Kajak-Einer über 500 Meter, im Kajak-Zweier über 500 Meter (mit Bärbel Köster) und im Kajak-Vierer über 500 Meter (mit Ilse Kaschube, Bärbel Köster und Carola Zirzow). Weitere Athleten des SC Neubrandenburg mit Medaillen-Erfolgen 1974 waren Klaus Zeisler mit zweimal Silber im Canadier-Einer über 500 Meter sowie im Canadier-Zweier über 1000 Meter bzw. das Duo Volkmar Thiede/Rüdiger Helm als Dritte im Kajak-Zweier über 1000 Meter.

Duisburg erstmals 1979 WM-Stadt im Kanu-Rennsport

Duisburg war 1979 Schauplatz der WM im Kanu-Rennsport. Erstmals wurde damit eine derartige WM in Westdeutschland organisiert, wobei Duisburg dann gleich weitere vier Male „in den Genuß“ von WM-Veranstaltungen im Kanu-Rennsport kam: 1987, 1995, 2007 und 2013.

1979 war es wie so oft in den 1970ern und 1980ern: Die DDR und ihr „Großer Bruder“, die Sowjetunion, lieferten sich einen Zweikampf um Platz eins im Medaillen-Ranking, wobei die UdSSR 16 Medaillen (7 x Gold) und die DDR 8 Medaillen (5 x Gold) „einheimsten“. Für Westdeutschland blieb eine Silberne.

Die weltmeisterlichen Titel für die DDR sicherten sich die gebürtige Wismarerin Roswitha Ebert (SC Empor Rostock) im Kajak-Einer über die 500 Meter und im Kajak-Vierer über 500 Meter (mit Marion Rösiger, Martina Bischof und Birgit Fischer). Rüdiger Helm (SC Neubrandenburg) wurde der Beste mit dem Kajak-Einer über die 1000 Meter. Bernd Duvigneau, Harald Marg, Jürgen Dittrich und Roland Grauper jubelten im Kajak-Vierer über die 500 Meter und im Kajak-Vierer über die 1000 Meter avancierten Rüdiger Helm, Bernd Olbricht (beide SC Neubrandenburg), Harald Marg und Bernd Duvigneau zur Nummer eins.

1991 in Paris „wieder“ vereint

Ein weiteres Dutzend Jahre vergingen und die seit 1990 „wieder“ vereinigten Deutschen starteten endlich in einer gemeinsamen Mannschaft und die langte bei der Medaillenvergabe bei den WM in Paris 1991 mächtig zu: 16 Medaillen, darunter 8 x Gold und Platz eins im Medaillenspiegel.

Katrin Borchert vom SC Neubrandenburg triumphierte im Kajak-Einer über die 500 Meter (dazu Bronze im Kajak-Einer über 5000 Meter). Und zwei Sportlerinnen des SC Empor Rostock, Ramona Portwich und Anke von Seck, dominierten bei den Damen-Wettbewerben. Für Ramona gab es Gold im Kajak-Zweier über 500 Meter, im Kajak-Zweier über 5000 Meter und im Kajak-Vierer über 500 Meter und für Anke ebenfalls im Kajak-Zweier über 500 Meter sowie im Kajak-Vierer über 500 Meter.

Die anderen vier deutschen WM-Goldenen erkämpften der Kajak-Zweier über 1000 Meter, der Kajak-Vierer über 500 Meter, der Kajak-Vierer über 10000 Meter und der Canadier-Zweier über 1000 Meter. Eine weitere WM-Medaille aus M-V-Sicht holten 1991 unter anderem auch Andreas Dittmer und Thomas Zereske (beide SC Neubrandenburg) im Canadier-Vierer über 500 Meter.

Mailand 1999 zum „ersten“

In Mailand, dem WM Austragungsort von 1999 und der kommenden WM-Stadt im August 2015, bestimmten vor 16 Jahren vier Nationen das Kräfteverhältnis bei den Weltmeisterschaften: Ungarn mit 16 Medaillen (6 x Gold), Russland mit 13 Medaillen (8 x Gold), Polen mit 11 Medaillen (3 x Gold) und Deutschland mit ebenfalls 11 Medaillen (2 x Gold). Die deutschen WM-Goldmedaillen betrafen die Entscheidungen im Kajak-Vierer über 500 Meter und im Kajak-Einer über 1000 Meter. Die gebürtige Warenerin und langjährige Athletin des SC Neubrandenburg Katrin Borchert startete für Australien und erkämpfte mit Anna Wood Gold im Kajak-Zweier über die 1000 Meter.

Über zwei Medaillen freute sich 1999 Andreas Dittmer (SC Neubrandenburg): Silber im Canadier-Einer über 1000 Meter sowie Bronze im Canadier-Einer über 500 Meter. Thomas Zereske (SC Neubrandenburg) belegte dazu im Canadier-Zweier über 200 Meter den Bronze-Rang und der gebürtige Neustrelitzer und langjährige SCN-Sportler Olaf Winter wurde ebenfalls Bronze-Medaillen-Gewinner aber im Kajak-Zweier über 1000 Meter.

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Die WM 2014 in Moskau

Bei den vorerst letzten WM im Kanu-Rennsport 2014 in Moskau dominierten wieder einmal „die Großen Drei“ Ungarn (17 Medaillen, 6 x Gold), Russland (8 Medaillen, 4 x Gold) und Deutschland (8 Medaillen, 2 x Gold). Aus deutscher Sicht errang Sebastian Brendel jeweils Gold mit dem Canadier-Einer über die 1000 Meter und 5000 Meter. Der gebürtige Neubrandenburger und frühere SCN-Athlet Stefan Holtz belegte in der Olympiastadt von 1980 Platz zwei im Canadier-Zweier über 200 Meter.

Von Moskau nach Mailand

Und nun geht es von Moskau 2014 nach Mailand 2015 – mit den weltmeisterlichen Canadiern und Kajaks.

Vom 19.August bis 23.August werden dann die Weltmeisterinnen und Weltmeister in den verschiedenen Canadier- und Kajak-Disziplinen bei den 42.WM im Kanu-Rennsport ermittelt – ein Jahr vor den Olympischen und Paralympischen Spielen in Rio de Janeiro eine wichtige sportive Standortbestimmung.

Aus M-V-Blickwinkel sind bereits der gebürtige Schweriner Peter Kretschmer und der gebürtige Neubrandenburger Stefan Holtz fest nominiert. Chancen auf eine WM-Teilnahme hat noch Paul Mittelstedt (SC Neubrandenburg).

Eine spannende maritime WM im Kanu-Rennsport wartet auf die Sportfans – auch in M-V.

Übrigens: Die erfolgreichsten Länder bei den WM im Kanu-Rennsport zwischen 1938 und 2014 sind Ungarn mit 469 Medaillen (194 x Gold), Deutschland (mit Drittem Reich, Westdeutschland, DDR und vereint) mit 458 Medaillen (194 x Gold), Russland (mit UdSSR und GUS) mit 373 Medaillen (146 x Gold), Rumänien mit 193 Medaillen (52 x Gold), Polen mit 168 Medaillen (29 x Gold), Schweden mit 113 Medaillen (31 x Gold), Tschechien (mit Tschechoslowakei) mit 85 Medaillen (14 x Gold) und Kanada mit 76 Medaillen (29 x Gold)…

Last but not least: Der gebürtige Greifswalder Peter Weigand (1941-2011) war für das U.S.-Team im Kanu-Rennsport bei den Olympischen Spielen`68 in Mexico-City aktiv (Kajak-Zweier über 1000 Meter)!

Marko Michels

1.Foto/Michels: Im August findet das 24.Drachenbootfestival in Schwerin statt – auch mit Greifswalder Beteiligung.

2.Foto/Michels: Der Olympiasieger 2008 im Kanu-Rennsport Martin Hollstein (SC Neubrandenburg) wird wohl bei den WM 2015 nicht am Start sein. Dann eben wieder bei Olympia 2016…