Sozialminister Sellering: Kinder dürfen nicht zu Armut führen

Kinder dürfen nach Ansicht von Sozialminister Erwin Sellering (SPD) nicht zu Armut führen. „Die Schwangerschaftsberatungsstellen im Land machen immer wieder die Erfahrung, dass sich junge Menschen gegen ein Kind entscheiden, weil sie die Kosten fürchten“, sagte Sellering am Mittwoch in Schwerin bei einem Festakt zum 16-jährigen Bestehen der Schwangerschaftsberatungsstellen des DRK. „Viele Menschen glauben, sich ein Kind nicht leisten zu können. Davon müssen wir wegkommen. Kinder sollten nicht als Kostenfaktor begriffen werden, sondern als Bereicherung und ein Mehr an Lebensfreude.“

Dafür brauche es nicht nur einen Mentalitätswechsel, betonte Sellering. „Junge Menschen, die eine Familie gründen, wollen in eine gesicherte Zukunft blicken können. Dazu gehört zum einen, dass sie einen Arbeitsplatz haben. Und dass ihr Job auch ihren Lebensunterhalt sichert. Die Einführung von Mindestlöhnen ist deshalb unbedingt notwendig“, sagte Sellering. Dafür wolle er sich weiter einsetzen.

Nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes lebten im März diese Jahres im Nordosten etwa 59 500 Kinder in Familien, die Hartz-IV erhielten. Das waren etwas mehr als ein Drittel aller Kinder im Land. „Sozialleistungen müssen so berechnet sein, dass sie auch den tatsächlichen Bedarf der Betroffenen widerspiegeln“, sagte Sellering. Die besonderen Bedürfnisse von Kindern würden bislang allerdings nicht gesondert berücksichtigt. Bei der Berechnung der Regelsätze von Hartz-IV für Kinder werde der Bedarf eines Erwachsenen herangezogen und davon ein bestimmter Prozentsatz gezahlt. „Hier müssen wir noch mal genau schauen, ob dieser Betrag auch dem wirklichen Bedarf entspricht“, sagte Sellering.

Bei der Unterstützung von Schwangeren und jungen Familien leisteten die Schwangerschaftsberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern einen wichtigen Dienst. Landesweit gibt es 41 Schwangerschaftsberatungsstellen. Sie werden in diesem Jahr mit rund 2,58 Millionen Euro gefördert. „Allein elf dieser Beratungsstellen werden vom Deutschen Roten Kreuz in Mecklenburg-Vorpommern getragen“, sagte Sellering.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Schwangerschaftsberatungsstellen informieren über Verhütung und Familienplanung und sind Ansprechpartner in allen Fragen zur Schwangerschaft. Sie geben auch Auskunft über Familienförderung und Hilfsmöglichkeiten für behinderte Menschen. Auch die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruches kann mit den Beratern erörtert werden. Die Schwangerschaftsberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern wurden im Jahr 2006 von 4560 Schwangeren zu Beratungsgesprächen im Rahmen eines Schwangerschaftskonflikts aufgesucht. Allein die Beratungseinrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes führten 1 196 Beratungsgespräche.