Seglerehrung im Januar 2009 im Zeughaus Wismar

„Maritime“ Sportlerinnen und Sportler des Jahres 2008 in der Hansestadt geehrt …

Die diesjährige Sportlerehrung für die Seglerinnen und Segler fand im Zeughaus Wismar statt und das aus gutem Grunde. So betonte Thomas Beyer, Sportsenator der Welt-Kultur-Erbe- und Hansestadt, dass gerade auch „die tollen sportlichen Erfolge der Wismarer Segelvereine und deren Seglerinnen bzw. Segler für die Durchführung der diesjährigen Ehrung in Wismar sprachen“.

So habe die Stadt mächtig in den Wendorfer Segelhafen investiert und das Wachstum der Segelvereine spreche für sich. Zu Recht werde Wismar als Sportstadt bezeichnet. Die Stadt engagiere sich intensiv beim Erhalt der sportlichen Stätten, was auch die Planungen zum Erhalt und zur Restaurierung des traditionsreichen Kurt-Bürger-Stadion beweisen, betonte Senator Beyer. Dem Segelsport hierzulande wünschte Thomas Beyer jedenfalls stetig „eine Handbreit Wasser unterm Kiel“.

Ein Duo sorgte 2008 aus M-V-Sicht vor allem für segelsportliche Furore: Jan Kurfeld aus Wismar und Franziska Goltz aus Schwerin, die auch Mitglied des Glashäger Segel-Leistungsteams 2012 sind. Beiden werden allerbeste Chancen auf einen Olympiastart in London`12 eingeräumt.
So habe insbesondere Jan national 2008 so ziemlich alles abgeräumt, was es abzuräumen gab, meinte der Präsident des Segelverbandes M-V, Bodo Bartmann, während der Sportlerehrung in der Sportart Segeln am 30.Januar im Zeughaus Wismar. Doch nicht nur Jan und Franziska waren im „Bund“ mit den „Winden“…

Insgesamt konnten Seglerinnen und Segler des Landesverbandes M-V einen Weltmeister-Titel, einen Junioren-Europameister-Titel, fünf deutsche Meistertitel und fünf Vize-Meistertitel, insgesamt 22 Mal Edelmetall, erkämpfen.

Fast ein Dutzend Segel-Talente, 11 segelsportlich begeisterte Mädel sowie Jungen, werden in der Saison 2009 für das Glashäger Leistungsteam auf den verschiedenen Segelrevieren der Welt hoffentlich ihre Erfolgssegel „hissen“. Leider ist der Rostocker Alexander Schlonski nicht mehr im Team. Der begnadete Segler verpasste höchst unglücklich die Olympia-Qualifikation 2008 und „stieg“ inzwischen in das Starboot „um“.

Alexander Schlonski dankte dennoch dem Glashäger Team für dessen Unterstützung und Förderung: „Ich konnte dank des Engagements von Glashäger segelsportlich eine Menge lernen, hatte viel Spass auf dem Wasser. Es ist einen riesiges Glück für den Segelsport in M-V, von Glashäger unterstützt zu werden !“

Junioren-Welt- und –Europameister Jan Kurfeld und Franziska Goltz sind nun im Hinblick auf London die ganz großen Hoffnungsträger. Das machte Segel-Präsident Bodo Bartmann ebenfalls bei der Ehrung in Wismar deutlich: „Der 21jährige Athlet ist momentan das `beste Pferd im Stall` und so soll es auch bleiben. Mit Hilfe unserer Partner, der Glashäger Brunnen GmbH, BMS, Hitradio Antenne MECKLENBURG-VORPOMMERN und dem Landessportbund MV wollen wir Jan aber auch Franziska Goltz ganz besonders und noch gezielter fördern. Ihr Leistungsstand ist extrem hoch und sie haben realistische Chancen auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012.“

Ein „wenig olympisch“ ging es allerdings bei der Schwerinerin Franziska Goltz bereits 2008 zu: Vor den Olympischen Spielen in Peking bereitete sie Deutschlands Nummer eins im Laser Radial, Petra Niemann, auf die Regatten vor Quingdao vor. Ganz wichtig: Die Norm zur Aufnahme in den C-Bundeskader konnte die talentierte Seglerin erfüllen und startet als deutsche Vizemeisterin in die kommende Saison.

Für Jan Kurfeld, dem Studenten für „Nautik/Seeverkehr“ an der Hochschule Wismar/Außenstelle Rostock-Warnemünde stehen zur Zeit die Semesterprüfungen an. Doch bereits Mitte Februar geht es zum Trainingslager nach Cannes und im April beginnt dann schon die Weltcup-Saison 2009, bei der Jan natürlich vorn dabei sein möchte. Das große Ziel 2009 sind jedoch die Europameisterschaften vor Varna (Bulgarien) Ende August sowie die nationalen Titelkämpfe.

Franziska Goltz, die im 5.Semester Sportwissenschaften, Pädagogik und Volkswirtschaftslehre in Kiel studiert, wird im März an drei jeweils einwöchigen Trainingslagern in Palma de Mallorca teilnehmen, bevor es dann Anfang April mit der „Princess Sofia-Trophy“ so richtig „ernst“ wird. Der Saison-Höhepunkt sind für die Schwerinerin die EM vor Dänemark und die deutschen Meisterschaften.

Auch die Förderpraxis des Seglerverbandes M-V wurde bei der Ehrung in Wismar positiv erwähnt: Neu im Förderkonzept des Segler-Verbandes ist dabei die olympische Bootsklasse 49er. Mit Hilfe der Sparkassenstiftung Schwerin und weiterer Partner erwarb der Verband zwei sportliche Trapezjollen, um den Nachwuchs gezielt auf ihren Einsatz in dem olympischen High-Performance Boot vorzubereiten.

In der kommenden Saison werden die Boote von den Mannschaften Alexander Goltz/ Mathias Grüning (Schweriner Segler Verein von 1894) und Arne Seemann/ Lars Haverland (Schweriner Yachtclub) gesegelt. Beide Youngster hatten ihr seglerisches Können mit dem Gewinn des Deutschen Juniorenmeistertitels in der 470er-Klasse bereits unter Beweis gestellt, hatten jedoch aufgrund ihrer Statur das Boot wechseln müssen.

Wolfgang Remer, LSB-Präsident in M-V, würdigte in seiner Rede vor allem die Erfolge der jungen Seglerinnen und Segler in M-V. Die „Senioren“ hätten hingegen die Erwartungen nicht erfüllt, meinte Remer. „Leider fehlten bei Olympia 2008 Seglerinnen und Segler aus Mecklenburg-Vorpommern. Der Olympiastart der Schweriner Seglerin Monika Leu liegt bereits 5 Jahre zurück. Die Abstinenz des Segelsportes bei Olympia im letzten Jahr muß eine einmalige Pause bleiben. Insbesondere mit Jan Kurfeld und Franziska Goltz haben wir echte Aspiranten für London 2012.“, sagte Remer.

Doch neben den Geehrten 2008 im Zeughaus Wismar gibt es weitere noch sehr junge, segelsportliche Talente in Mecklenburg-Vorpommern, die bereits ebenfalls eine ausgezeichnete Zukunftsperspektive „in Sachen Segeln“ haben. Zu ihnen gehört zweifellos die Wismarerin Finja Cipra, 13 Jahre jung.

„Man kann immer dazulernen …“

Frage: Finja, Du bist gerade 13 Jahre alt und bist doch schon eine sehr erfahrene Seglerin.
Der Name Cipra steht dabei ohnehin für segelsportliche Erfolge nonstop in der Hansestadt. Wann hattest Du Deinen ersten Segel-Törn ? Wie verliefen Deine ersten Erfahrungen auf dem Segelboot ?

Finja Cipra: Mit sechs Monaten bin ich das erste Mal auf der Yacht meiner Eltern mitgesegelt. Allerdings angeschnallt im Autokindersitz. Mit sieben Jahren habe ich dann im Yachtclub Wismar mit dem Regattasegln im Optimist angefangen.
Da ich noch ziemlich klein und leicht war, hatte ich bei mehr Wind immer einige Probleme und auch Kenterungen blieben nicht aus.

Frage: Zuletzt sorgte Jan Kurfeld, Junioren-Weltmeister und Junioren-Europameister im Finn Dinghi, für segelsportliche Furore aus Wismarer Sicht. Ist er ein Vorbild auch wenn er in einer anderen Klasse segelt ? Was zeichnet aus Deiner persönlichen Sicht Jan aus ?

Finja Cipra: Jan trainiert seit einigen Jahren in Warnemünde. Deshalb kenne ich Ihn eigentlich nicht so gut. Es ist natürlich toll, dass er diese Erfolge im Finn geschafft hat.

Frage: Du konntest auch schon viele Erfolge ersegeln, u.a. konntest Du mit respaktablen Leistungen 2008 an den Europameisterschaften teilnehmen. Welche bisherigen Erfolge sind für Dich besonders wertvoll ?

Finja Cipra: Im letzten Jahr war das sicherlich die Qualifikation zur Europameisterschaft. Wir waren dort ein super Team und belegten in der Mannschaftswertung den 3. Platz. Bei den internationalen deutschen Meisterschaften wurde ich zweitbestes Mädchen. Auch das war für mich ein großer Erfolg.

Frage: Wer auf hohem Niveau segeln möchte, muß sicherlich auch hart trainieren. Wie sieht Dein Trainingspensum aus ? Wie sind die Bedingungen beim Yachtclub Wismar 61 e.V. ?

Finja Cipra: Ich trainiere im Yachtclub Wismar zweimal in der Woche in der Regattagruppe mit meiner Trainerin Anette Wolf . Im Sommer natürlich auf dem Wasser und im Winter machen wir Athletik und Theorie. Dazu kommen ca. 15 Regatten und einige Trainingslager.

Frage: Du segelst bei den Optimisten eine anspruchsvolle Klasse. Was ist, was bedeutet für Dich der Segelsport ? Was fasziniert Dich an diesem maritimen Sport ?

Finja Cipra: Das Segeln bei den unterschiedlichsten Bedingungen macht einfach viel Spass. Man lernt viel neue Leute kennen und man kommt in viele andere Städte und Länder.

Frage: Deine ganze Familie ist ja segelsportlich begeistert. Seit 1993 gibt es in Wismar die Segelschule Cipra. Ist bei Euch der Segelsport immer Thema Nr.1 ? Gibt es ständig Tipps von den Eltern oder von Bruder Matti ?

Finja Cipra: Es gibt bei uns natürlich auch andere Themen, aber es geht auch oft ums Segeln. Mein Vater ist bei vielen
Regatten dabei und gibt wertvolle Tipps. Segeln ist ein Erfahrungssport und man kann immer dazulernen.

Frage: Der Segelsport hat eine olympische Tradition. Gibt es Seglerinnen, im internationalen Maßstab, die Du bewunderst bzw. denen Du nacheifern möchtest ?

Finja Cipra: Im olympischen Bereich habe ich kein besonderes Vorbild. Die englische Seglerin Ellen Mc Arthur hat mich mit ihrer Einhandweltumseglung aber schon beeindruckt.

Frage: Du bist ja noch Schülerin. Ist die Schule Hauptsache oder nur ein Ausgleich zum Segelsport für Dich ? Der Sport-Unterricht ist für Dich bestimmt kein Problem- oder ?

Finja Cipra: Die Schule steht ganz klar an erster Stelle, denn nur bei guten schulischen Leistungen bekommt man auch die erforderlichen Freistellungen für Regatten und Trainingslager. Sport ist dabei in der Schule eines meiner Lieblingsfächer.

Frage: Das Jahr 2009 ist noch sehr frisch. Was möchtest Du in diesem Jahr erreichen ? Welche Erfolge strebst Du an ? Ist für Dich Olympia 2016 falls Du ein anderes Segelboot wählen solltest – ein Thema ?

Finja Cipra: Als Ziel für 2009 habe ich mir die Qualifikation zur Europameisterschaft vorgenommen. Das wird nicht leicht, denn die Konkurrenz in Deutschland ist sehr stark. Bei den deutschen Meisterschaften vor Travemünde möchte ich mir wieder unter den Top Ten platzieren. Wie es nach dem Opti weitergeht, weiß ich noch nicht. Da habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

Letzte Frage: Welche Schlagzeile würdest Du am Ende des Jahres am liebsten über Dich lesen wollen ?

Finja Cipra: Finja Cipra hat sich für die Europameisterschaft qualifiziert.

SegelnGeehrte Seglerinnen und Segler 2009

Finn Dinghi: Jan Kurfeld (Wismarer YC), 1.Platz-Junioren-EM/Internationale deutsche Meisterschaften / Andre Budzien (Schweriner YC), 1.Platz Masters-WM / Matthias Bohn (Warnemünder SC), 2.Platz IDM, Sebastian Kaule (SC Schloßbucht Schwerin), 3.Platz IDM

Laser: Alexander Schlonski (SSV Rostock), 6.Platz WM

Laser Radial: Franziska Goltz (Schweriner SV), 2.Platz IDM / Chris Bauermeister (Wismarer YC), 3.Platz DJoM / Maximilian Rößner (Wismarer YC), 2.Platz DJoM

Flying Dutchman: Jörn Borowski, Andreas Berlin (Rostocker YC), 4.Platz EM

470er: Alexander Goltz (Schweriner SV)/Mathias Grüning (Schweriner SV), 1.Platz DJoM (U22) / Hans-Christian Hasselmann (Schweriner YC)/Moritz Rojek (Schweriner YC), 3.Platz DJoM

505er: Frank Feller (Rostocker YC)/Lutz Stengel (Rostocker YC), 2.Platz IDM

Xylon: Bärbel Claus (Schweriner YC)/Stephan Claus (Schweriner YC), 1.Platz IDM / Volker Schoen (Sternberger SV)/Andreas Schickel (Sternberger SV), 3.Platz IDM

Glashäger Leistungsteam 2012

Finn Dinghi: Jan Kurfeld (YC Wismar 61), Sebastian Kaule (SC Schloßbucht Schwerin)

Laser Radial (weiblich): Franziska Goltz (SSV 1894), Julia Scheel (YC Warnow)

Laser Standard: Christoph Möller (Rostocker YC), Maximilian Rößner (YC Wismar 61)

49er: Alexander Goltz/Mathias Grüning (SSV von 1894)/Arne Seemann/Lars Haverland (Schweriner YC)

470er: Andreas Ebel (WSV Güstrow/Warnemünder SC)

Marko Michels