Rückblick auf die U23-WM im Rudern – Starkes Quartett aus M-V

Die U23-WM im Rudern im weißrussischen Brest gingen mit einem überragenden Erfolg der deutschen Flotte zu Ende: 5 x Gold, 3 x Silber und 4 x Bronze sind die eindrucksvolle Ausbeute der DRV-Flotte.

Ruderheim SchwerinEine Hauptrolle spielte auch ein Quartett aus Mecklenburg-Vorpommern: Nadja Drygalla vom Olympischen Ruder-Club sowie Julia Lepke vom Rostocker Ruder-Club bzw. Hannes Ocik und Anne-Sophie Agarius von der Schweriner Ruder-Gesellschaft…

Nachgefragt bei Julia Lepke

„Ein Traum ging in Erfüllung!“

Frage: Julia, mit der Crefelderin Lisa Schmidla im Doppelzweier sorgten Sie für den bisher größten Erfolg in ihrer sportlichen Karriere – Gold vor Weißrussland und den USA. Wie verlief das Finalrunden aus Ihrer Sicht? Wann wussten Sie: „Jetzt haben wir den Titel!“?

Julia Lepke
: Nach der Hälfte des Rennens wussten wir, dass wir es schaffen werden, wenn nichts Außergewöhnliches mehr passiert. Wir hatten ja im Vorlauf nur knapp gegen die Weißrussinnen verloren. Dieses Mal sollte es besser werden – wir waren hoch motiviert. Und so war uns schnell im Finale klar: Das wird was! Und so geschah es dann ja auch…
Wir hatten ja vorher auf jeden Fall mit einer Medaille geliebäugelt und mit Gold ging ein Traum für uns in Erfüllung!

Frage: Wie verlief bis dahin Ihre Vorbereitung? Wie sieht überhaupt Ihr tägliches Training aus?

Julia Lepke: Das deutsche U23-Nationalteam weilte vor den Titelkämpfen drei Wochen in Ratzeburg. Dort wurde sich intensiv auf die WM vorbereitet. Jedes Boot hatte dabei den eigenen Trainer dabei – bei uns Christoph Lüke, der Trainer von Lisa Schmidla. Zu Beginn des Trainingslagers wurden noch ruhige Frequenzen gerudert und im Laufe der drei Wochen begann dann die Steigerung. Generell sah der Trainingsalltag so aus, dass wir zwei Tage zwei Ruder-Einheiten absolvierten und dazu noch eine Einheit Ganzkörper-Gymnastik, dann folgte ein halber Tag Erholung und dann wieder zwei Einheiten Rudern plus eine Einheit Gymnastik.
Eine längere Einheit dauert übrigens bis 110 Minuten, eine mittlere 80 Minuten und eine kleine bis zu 60 Minuten. Das Trainingslager vor den Titelkämpfen in Ratzeburg war ungemein wichtig und effektiv.

Frage: Auch die anderen deutschen Ruderinnen und Ruderer überzeugten. Aus M-V-Sicht kamen Nadja Drygalla/Anne-Sophie Agarius im Zweier ohne (Bronze) und Hannes Ocik im Vierer mit (Silber) zu WM-Medaillen. Wie bewerten Sie die Leistungen Ihrer Kolleginnen und Kollegen aus Meck-Pomm?

Julia Lepke: Die Medaille im Zweier ohne für Nadja und Anne ist ein wirklich sehr schöner Erfolg für die Beiden. Sie zeigten im Finale eine wirklich sehr gute Leistung. Gerade in dieser kleinen Bootsklasse geht es ja oftmals knapp zu, da rudert man schnell am Podium vorbei. Klasse, dass es für Zweier-Edelmetall reichte! Was Hannes betrifft: Der Vierer mit hatte ja einen gigantischen Endspurt und konnte so auf den letzten Metern noch Silber erkämpfen. Ich konnte das spannende Rennen noch vom Siegersteg aus verfolgen – wirklich super, was der Vierer zeigte!

Frage: Vom 14. August bis 26. August finden in Singapur mit 3600 jungen Athletinnen und Athleten die ersten Olympischen Jugendspiele der Sportgeschichte statt. Den Deutschen Ruderverband vertreten dabei ebenfalls Judith Sievers und Felix Bach. Wie ist Ihre Meinung zu den Olympischen Jugendspielen?

Julia Lepke
: Ich hoffe, dass Judith und Felix schöne und erfolgreiche Tage in Singapur haben werden. Zwar steht bei den Olympischen Jugendsportspielen nicht so sehr der Leistungsgedanke im Mittelpunkt, ich finde es aber richtig, dass die ganz jungen Athletinnen und Athletinnen in so einem bedeutenden Rahmen ihre ersten größeren internationalen Erfahrungen sammeln können. Sicherlich wird auch das Miteinander der Sportlerinnen und Sportler eine wichtige Rolle spielen, das Kennenlernen neuer Kulturen und der gemeinsame, auch sportliche Erfahrungsaustausch. Die Olympischen Jugendsportspiele sind so eine gute Sache. Den MV-Startern, Tim Pyritz im Wasserspringen und Dennis Lewke im Kugelstoßen, drücke ich die Daumen.

Frage: Im Herbst werden die Ruder-WM „der Reiferen“ in Neuseeland ausgetragen. Was erwarten Sie dort von der deutschen Ruderflotte?

Julia Lepke: Ich hatte ja zu Saison-Beginn auch sehr darauf gehofft, in Neuseeland dabei zu sein. Leider lief es anfangs nicht so gut für mich… Na ja, das U23-WM-Gold ist mehr als ein kleiner Trost! Aber zurück zu den Erwartungen an das WM-Team für Neuseeland: Die Herren sind sehr gut aufgestellt. Wenn es gelingen sollte die gute Bilanz von 2009 zu bestätigen, wäre es ein großer Erfolg. Bei den Frauen ist es schon etwas schwieriger. Dort gab es schon einige Probleme. Aber dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Resultate aus deutscher Sicht sehr zufrieden stellend sein werden.

Frage: Wie geht es für Sie weiter: sportlich, beruflich und persönlich? Ist erst einmal Relaxen angesagt?

Julia Lepke: Bis zum 23. August habe ich erst einmal trainingsfrei. Am 1. September beginnt dann auch schon wieder meine Ausbildung bei der Landespolizei in Güstrow. Dort hatte ich zu Jahresbeginn meine Zwischenprüfungen und dort muss ich noch bis 2012 büffeln – natürlich bin ich dort mit ähnlich viel Enthusiasmus dabei wie beim Rudern!

Dann weiterhin alles erdenklich Gute und beste Erfolge auf und neben dem Ruderboot! Immer auf Kurs bleiben.

Marko Michels

Foto: Das Ruderheim der Schweriner Rudergesellschaft. (Michels)