Zahlreiche rudersportliche Herausforderungen 2015
Greifswald ist zweifellos eine Sportstadt. Zahlreiche Olympiasieger, Weltmeister oder Europameister stammen aus der Hanse- und Universitätsstadt. Im letzten Jahr schaffte der gebürtige Greifswalder Toni Kroos, nun bei Real Madrid spielend, mit der deutschen Auswahl den Fußball-Weltmeistertitel in Brasilien. Die Diskuswerferin Anna Rüh setzte mit ihrem ausgezeichneten vierten Platz bei den EM 2014 die große Leichtathletik-Tradition Greifswalds fort. Aber Greifswald besitzt auch sportliches Renommee in anderen Sportarten, so im Seesport, im Segeln, im Boxsport, im Ringen, im Badminton, im Handball (Wolfgang Niescher!), im Schwimmen oder im Rudern.
Greifswald und der Rudersport
Ja, ebenfalls im Rudersport und mit dem Ruderclub „Hilda“ hat Greifswald einen rudersportlichen Verein, der bereits 1892 gegründet wurde.
Und außerdem brachte Greifswald schon einige sehr erfolgreiche Ruderinnen und Ruderer hervor. So wurde Joachim Dreifke, Jahrgang 1952, viermal Weltmeister zwischen 1974 und 1979, Olympia-Dritter im Einer 1976 und Olympiasieger im Doppelzweier 1980. Ulrich Kons, Jahrgang 1955, schaffte hingegen WM-Gold mit dem Achter 1977, ebenfalls Olympia-Gold im Achter 1980 sowie WM-Gold 1982 im Vierer mit. Nach der Wende qualifizierte sich aus Greifswalder Ruder-Sicht Jörg Lehnigk, Jahrgang 1980, für die Olympischen Spiele 2008 und belegte mit dem Achter Platz acht.
Zuvor wurde er unter anderem U 23-Weltmeister im Leichtgewichts-Doppelzweier (2001) und im Leichtgewichts-Einer (2002). Und nicht zuletzt eine Greifswalder Ruderin sorgte für goldige Ruder-Momente. Cornelia Linse, Jahrgang 1959, belegte bei den WM 1979 Rang eins im Doppelzweier und bei den WM 1985 Rang eins im Einer. Bei den Olympischen Spielen 1980 erreichte sie im Doppelzweier Silber.
Carolin und Leah zu neuen Greifswalder Erfolgen
Zwei junge Greifswalderinnen knüpfen nun an diese große Greifswalder Ruder-Tradition an: Carolin Dold und Leah Labudde. Beide Ruderinnen starteten am Pfingst-Wochenende bei den Junioren-Europameisterschaften in Racice/Tschechien.
Diese europäischen Nachwuchs-Meisterschaften im Rudern werden dabei seit 2011 ausgetragen. In diesem Jahr nahmen 478 Ruderinnen und Ruderer aus 30 Ländern an diesen Meisterschaften teil, wobei das deutsche Team mit 3 x Gold, 1 x Bronze, hinter Italien mit 4 x Gold, 2 x Silber und vor Rumänien mit 2 x Gold, 2 x Silber, 3 x Bronze, den Niederlanden mit 1 x Gold, 1 x Silber, der Schweiz ebenfalls mit 1 x Gold, 1 x Silber, der Ukraine mit 1 x Gold, 1 x Bronze und Russland mit 1 x Gold, 1 x Bronze Platz zwei im Medaillenspiegel belegte.
Wie erwähnt erkämpften Carolin Dold/Leah Labudde vom RC „Hilda“ Greifswald die Gold-Medaille im Zweier ohne vor Frankreich und Rumänien. Die anderen Medaillen für den DRV holten Olaf Roggensack/Rene Schmidt (Zweier ohne/Gold) und Annemieke Schanze/Frieda Hämmerling (Doppelzweier/Gold). Bronze sicherte sich Henrik Runge im Einer.
Wie lautet nun das Resümee von Dr. Dag Danzglock, zweiter Vorsitzender des Deutschen Ruder-Verbandes (DRV), zur JEM 2015?!
„Eine gute Bilanz…“
Frage: Die JEM in Racice sind schon wieder Historie. Wie lautet Ihr Resümee aus deutscher und internationaler Sicht?
Dr. Dag Danzglock: Aus internationaler Sicht war die EM ein Erfolg. Die Zahl der Teilnehmer ist weiter gestiegen und hat mit knapp 480 einen neuen Höchststand erreicht. Das zeigt, wie wichtig die meisten Nationen diesen Wettbewerb nehmen. Im DRV fremdeln wir noch ein wenig mit der EM. Jährliches Ziel ist die Weltmeisterschaft und da sind wir ja in der Regel bei U 19 sehr erfolgreich. Da muss eine EM erst eingeordnet werden. Für die Aktiven hat der Titel aber sicher einen hohen Stellenwert. Das Niveau war insgesamt sehr hoch, da muss man erst einmal vorne dabei sein. – Insgesamt betrachtet war der Deutsche Ruder-Verband mit einer kleinen Flotte am Start. Alle fünf Boote kamen in das Finale, es gab drei Titel und in der Summe vier Medaillen. Das ist eine gute Bilanz.
Frage: Wie beurteilen Sie die Leistungen des Greifswalder Duos Carolin Dold/Leah Labudde, beide Jahrgang 1997, im Zweier ohne?
Dr. Dag Danzglock: Carolin und Leah sind zwei tolle und überlegene Rennen gefahren. Gerade die Rumäninnen sind immer zu beachten. Das war schon ein Hinweis auf die WM in Rio. Dennoch müssen beide noch durch die Mühlen der nationalen Qualifikation in Hamburg und zur Nachwuchs-Meisterschaft in Köln. Das wird nicht einfach, aber sie sind da sicher Favoritinnen.
Vielen Dank und weiterhin bestes Engagement für den Rudersport!
Übrigens: Am letzten Mai-Wochenende startet die „reife“ deutsche Ruder-Elite bei den EM in Poznan – mit dem Rückenwind der erfolgreichen „Youngstars“ aus Racice…
… Und: Was sagt nun Mecklenburgs Ruder-Recke Hannes Ocik, der gebürtige Rostocker, Mitglied der Schweriner Ruder-Gesellschaft, Achter-Europameister bzw. Achter-Vize-Weltmeister 2013 sowie „Achter-Rückeroberer“ 2015, zu diesen Erfolgen?!
Nachgefragt
H.Ocik zur JEM, der eigenen EM und zur Achter-Konkurrenz in Europa
„Eine Spitzen-Leistung…“
Frage: Hannes, am Pfingstwochenende gab es die Junioren-EM in Racice mit Erfolgen für die deutsche Ruderflotte, speziell für ein Greifswalder Duo … Wie beurteilst Du diese Erfolge? Welchen Stellenwert haben diese Nachwuchs-Meisterschaften aus Deiner Sicht? Jedenfalls dürft das guten sportiven Rückenwind für Eure EM in Poznan in wenigen Tagen bedeuten…
Hannes Ocik: Das ist natürlich eine Spitzen-Leistung, welche die Beiden da abgeliefert haben. Ich freue mich sehr für sie und hoffe, dass Leah und Caro diese Leistungen im Sommer bei der Junioren-Weltmeisterschaft nochmals zeigen können. Der JEM-Titel zeigt aber auch, was für eine großartige Nachwuchsarbeit bei uns im Lande gemacht wird.
Frage: Und… Wie ist das Feeling bei Dir so kurz vor Deinen EM?
Hannes Ocik: Das Feeling ist super. Die letzten Tage konnten wir im Achter noch mal ordentlich Kilometer machen und sind nun alle heiß auf die EM in Poznan.
Frage: Wer wird Eure ärgste Konkurrenz in Poznan sein?
Hannes Ocik: Ich denke, es wird dieses Jahr ein heißer Kampf zwischen Großbritannien, Russland und uns werden. Doch sind die Polen, aber auch die Niederländer, nicht zu unterschätzen.
Vielen Dank und großes Daumen drücken für Poznan!
Marko Michels