Ruder-EM 2015 wieder Historie

M-V-Ruder-Flotte mit Medaillen

Die Ruder-EM 2015 in Poznan (28.Mai bis 31.Mai) sind bereits wieder Geschichte. Hinter Großbritannien (6 x Gold, 2 x Silber, 2 x Bronze) wurde Deutschland (3 x Gold, 1 x Silber, 2 x Bronze) die zweitbeste Nation vor Frankreich (2 x Gold, 4 x Silber) und Russland (2 x Gold, 1 x Bronze).

Insgesamt erkämpften Ruderinnen und Ruderer aus 20 Ländern Medaillen bei den diesjährigen Ruder-EM. Acht Länder durften über eine oder mehre Goldmedaillen jubeln.
So sicherten sich neben Großbritannien, Deutschland, Frankreich sowie Russland auch Tschechien, die Schweiz, Polen bzw. Kroatien rudersportliche EM-Titel.

Beliebte Ruder-EM

Wie beliebt die Ruder-EM im internationalen Termin-Kalender derzeit sind, beweisen neben der relativ großen Anzahl an „Medaillen bestückten“ Ländern auch die allgemeinen Teilnehmerzahlen. So meldeten 590 Ruderinnen und Ruderer aus 34 Nationen für die EM 2015 in Poznan. Dabei stellten Großbritannien (52), Deutschland (50) sowie Russland und die Ukraine (45) die größten Teams.

Poznan selbst war 2015 zum dritten Mal Ausrichter von Ruder-Europameisterschaften: nach 1958 und 2007. Und jedes Mal erwies sich die polnische Stadt als spendabler Gastgeber – zumindest aus deutscher Ruder-Sicht. Bei den EM 1958 gab es für deutsche Boote dreimal Gold (Zweier mit, Vierer ohne bzw. Vierer mit der Herren), 4 x Silber, 2 x Bronze und 2007 heimste die deutsche Ruder-Flotte 1 x Gold (Zweier ohne der Frauen), 2 x Silber, 2 x Bronze ein. Vor acht Jahren holte die gebürtige Rostockerin Marlene Sinnig mit dem deutschen Frauen-Achter Silber.

Wie sah es jedoch aus spezieller M-V-Sicht 2015 aus?!

Marie Dräger

Im Frauen-Achter schaffte der deutsche Achter mit Julia Wärmer-Lepke aus Rostock leider nicht den erhofften Podestplatz – hinter Russland, den Niederlanden und Rumänien belegte das Frauen-Flaggschiff allerdings immerhin den vierten Rang.

Goldene Momente für Hannes und Felix

Goldige Momente erlebten wieder einmal der gebürtige Rostocker Hannes Ocik, auch Mitglied der Schweriner Rudergesellschaft, und der gebürtige Bad Doberaner Felix Drahotta, die Gold mit dem Deutschland-Achter der Herren errangen – vor Großbritannien und Russland. Für Hannes war es nach 2013 das zweite und für Felix nach 2013 bzw. 2014 das dritte EM-Gold mit dem Achter. Beide hatten 2013 zudem WM-Silber mit dem Achter geholt, Felix wiederholte WM-Silber dann ebenfalls 2014.

Eine Erfolgsstory – Der Herren Achter für M-V

Und historische Anmerkungen zum deutschen Achter der Herren nicht nur am Rande: Poznan bescherte den deutschen Achter-Ruderern das 13. EM-Gold überhaupt (1913, 1938, 1959, 1963, 1964, 1965, 1967, 1969, 1973, 2010, 2013, 2014, 2015) und die insgesamt 18.Medaille in dieser Bootsklasse (zu 13 x Gold noch 3 x Silber und 2 x Bronze).

Erstes Achter-EM-Herren-Gold aus M-V-Sicht holte übrigens Karl-Heinrich von Groddeck, der in Tutow bei Demmin geboren wurde, 1959 im westdeutschen Achter. 1963 ruderte von Groddeck erneut zu Achter-Gold (zusammen mit dem gebürtigen Neubrandenburger Hans-Jürgen Wallbrecht bzw. mit dem gebürtigen Neustrelitzer Klaus Aeffke) wie auch 1964 (wieder mit Hans-Jürgen Wallbrecht und Klaus Aeffke). Ein Jahr später, 1965, gelang für Hans-Jürgen Wallbrecht und Klaus Aeffke noch einmal ein EM-Gold-Coup im Achter.

Und 1969 knüpfte die Renngemeinschaft ASK Vorwärts Rostock/SC Einheit Dresden daran an: Es gab Achter-Gold für Dieter Schubert, Manfred Wiesner, Horst Walter, Klaus Liefke, Rolf Zimmermann, Volker Thurow, Wolfgang Wüst, Klaus Bährwald und Wolfgang Wilde. Und bei den EM 1973 freuten sich die Ruderer des ASK Vorwärts Rostock, Werner Klatt, Karl-Heinz Prudöhl, Ulrich Karnatz und Karl-Heinz Danielowski, zusammen mit Stefan Semmler, Andreas Decker, Friedrich Wilhelm Ulrich, Detlef Lamm und Heinrich Mederow über den EM-Titel im Achter.

Hannes Ocik sowie Felix Drahotta sind nun die neuen Achter-Helden „Made in M-V“.

Marie mit EM-Medaille 2015

Eine Ruder-Heldin ist längst die unverwüstliche Wahl-Rostockerin Marie-Louise Dräger, die bereits zu hohen Ruder-Ehren gelangte, so zu viermal WM-Gold zwischen 2003 und 2010 bzw. zu EM-Gold im leichten Einer 2010. Nun, in Poznan`15, belegte sie im leichten Doppelzweier mit Fini Sturm hinter den Britinnen Charlotte Taylor/Katherine Copeland Rang zwei. Marie strebt nun auch – nach Athen 2004 (Ersatz-Ruderin), 2008 und 2012 erneut zu Olympia…

Olympia 2016 hat natürlich außerdem der gebürtige Rostocker Stephan Krüger im Visier. Die Europameisterschaften 2015 sind hierfür bester „Rückenwind“, denn Stephan konnte mit Marcel Hacker den Doppelzweier vor Frankreich und der Ukraine als Erster beenden…

Last but not least: Eine weitere gebürtige Mecklenburgerin, Wiebke Hein, war in Poznan 2015 als Ersatz-Ruderin nominiert.

Ja, M-V ist eben ein erfolgreiches Ruder-Land.

Großbritannien ganz stark

Aber wie eingangs erwähnt, drückten die Britinnen und Briten den Ruder-EM 2015 ihren sportlichen „Stempel“ auf. Im Zweier ohne (Herren), Vierer ohne (Herren), leichten Zweier ohne (Herren), Zweier ohne (Frauen), leichten Einer (Frauen) und leichten Doppelzweier (Frauen) blieb das Vereinigte Königreich siegreich.

Für die polnischen Gastgeberinnen und Gastgeber sorgten Magdalena Fularczyk/Natalia Madaj für EM-Gold im Doppelzweier (Frauen). Die „Genossen“ reckten in Poznan ebenfalls „die Fäuste“ in den Himmel: Die Eidgenossen, also die Schweizer (Simon Schuerch, Mario Gyr, Lucas Tramer, Simon Niepmann), distanzierten im Vierer ohne (Herren) die Konkurrenz.

Den dritten EM-Titel aus deutscher Sicht in Poznan – und den ausnahmsweise ohne M-V-Beteiligung – errangen Annekathrin Thiele/Marie-Catherine Arnold/Carina Baer/Lisa Schmidla im Doppelvierer (Frauen).

Aber der ganz große rudersportliche Höhepunkt kommt 2015 noch: die Ruder-WM vom 30.August bis 6.September in Frankreich. Dort läßt sich dann die globale rudersportive „Haute Couture“ bejubeln…

Wie beurteilt nun aber Dr. Dag Danzglock, der zweite Vorsitzende des Deutschen Ruder-Verbandes, die EM-Bilanz 2015?!

„Mit dem Ergebnis insgesamt zufrieden…“

Frage: Die EM 2015 ist wieder Historie und die deutsche Ruder-Flotte schlg sich mehr als achtbar. Wie lautet Ihr Resümee?

Dr. Dag Danzglock: Wir sind mit dem Ergebnis insgesamt zufrieden. Die Meisterschaft war bestens organisiert und die Strecke in Poznan hat alles, was es für einen solchen Event braucht.

Frage: Wie beurteilen Sie das Kräfteverhältnis im Rudersport in Europa? Was erwarten Sie im Hinblick auf die WM in Frankreich im Spätsommer?

Dr. Dag Danzglock: Es hat sich einmal mehr gezeigt, wie stark Großbritannien aufgestellt ist. Man hat dort offenbar einen Weg gefunden, in den Vereinen Talente zu entwickeln und in der Spitze zentral zu führen. Daneben unterstreicht der Medaillenspiegel mit 20 Nationen die Breite in Europa.

Die kommende WM in Frankreich dient auch der Qualifikation zu den olympischen Spielen 2016. Es gilt, einen der Quotenplätze zu errudern. Da wird es eng und in jeder Bootsgattung dürfte es harte Kämpfe bis zur Ziellinie geben. Wir sind nach Poznan optimistisch, dort gut dabei zu sein.

Frage: Welche Leistungen in Poznan imponierten Ihnen besonders?

Dr. Dag Danzglock: In einer großen Mannschaft mit 15 Teams gibt es immer Licht und ein wenig Schatten. Natürlich glänzen die Medaillen besonders. Hier sind mit Stephan Krüger, Hannes Ocik und Felix Drahotta drei Aktive aus der Region als Titelträger sehr erfolgreich. Marie-Louise Dräger hat mit Silber ebenfalls ein internationales Glanzlicht gesetzt und dürfte mit ihrer Partnerin Fini Sturm einen deutlichen Schritt auf der Leiter zur Qualifikation für die WM gesetzt haben.

Vielen Dank und weiterhin bestes rudersportliches Engagement!

Marko Michels

Foto (Detlef Nuelken/Leiter Olympiastützpunkt Rostock): Marie-Louise Dräger wurde 2015 Vize-Europameisterin.