Rostocks Bibliotheken tauschen Mitarbeiter

Robert Zepf: Beide Einrichtungen sollen sich künftig noch besser ergänzen

Wir leben im digitalen Zeitalter. Doch was für die einen das Leben leichter und bequemer macht, das verändert für andere komplett die Perspektiven. Zum Beispiel für Bibliothekare. Früher ein Berufsbild, das laufende Regalmeter mit nach ausgeklügeltem System sortierten Büchern kennzeichnete. Heute ein Hi-Tech-Beruf, ohne Computer undenkbar.

„Kaum ein Berufsbild dürfte sich durch die Digitalisierung so stark und schnell verändert  haben wie das der Bibliothekare“, sagt die stellvertretende Chefin der Rostocker Universitätsbibliothek, Renate Bähker.  Der technische Fortschritt bringt es mit sich, dass sich dieses Berufsbild ständig weiter verändert. Neue Hilfsmittel, neue Methoden. Da heißt es lernen und nochmals lernen.

Aus diesem Grund greifen die Rostocker Bibliotheken jetzt zu einer ungewöhnlichen Maßnahme. Ab Mai werden die Mitarbeiterinnen aus dem Kundendienst von Stadtbibliothek und Uni-Bibliothek auf freiwilliger Basis die Arbeitsstellen tauschen.

„Damit man besser Bescheid weiß über den anderen und die aktuellsten Entwicklungen“, sagt Manfred Heckmann, Direktor der Stadtbibliothek Sein Kollege, Robert Zepf, der neue Direktor der Universitätsbibliothek,  pflichtet ihm bei. „Wir wollen, dass beide Einrichtungen sich künftig noch besser ergänzen und dass sich dies im Bewusstsein der Menschen verankert“. Beide Chefs, für die der Kundenservice höchste Priorität hat, sind aufeinander zugegangen und waren sich schnell einig, dass man die ohnehin schon gute Zusammenarbeit weiter ausbauen kann. Nutznießer seien die Besucher, die so noch mehr Zugriff auf die Bestände haben. Einige Mitarbeiterinnen der Uni-Bibliothek kennen den Weg: Sie absolvierten ihre Ausbildung in der Stadtbibliothek.

Rostock ist die einzige Großstadt in Deutschland, wo beide Bibliotheken ihre Bestände noch kostenfrei ausleihen. Die UB verfügt über einen Jahresetat von 3,2 Millionen Euro. Dagegen mutet  das jährliche Budget der Stadtbibliothek mit 145 000 Euro  eher kärglich an. Das ist nicht einmal ein Euro pro Einwohner von Rostock. Robert Zepf hebt den Stellenwert der Bibliotheken hervor. „Es sind Orte der Begegnung, hier findet Gesellschaft statt“.

Die 1569 gegründete Universitätsbibliothek Rostock bietet auch wichtige Fachliteratur und Datenbanken für Unternehmer und Ingenieure an, betont Robert Zepf. In der Südstadtbibliothek ist gerade ein neuer Zeitschriftenbereich für die Wirtschaft eingerichtet worden, in der Parkstraße das Patentzentrum.  Das Haus verfügt über einen Gesamtbestand von ca. 2.2 Mio. Bänden und  ist verantwortlich für die universitätsweite Versorgung von Forschung, Lehre und Studium mit wissenschaftlicher Literatur und Informationen. „Wir stehen als eine der großen Bibliotheken in Mecklenburg-Vorpommern aber auch für die überregionale Literaturversorgung zur Verfügung“, sagt Robert Zepf, der die Uni-Bibliothek als offenes Haus beschwört. Es  besitzt umfangreiche Sondersammlungen kultur- und wissenschaftshistorisch wertvoller Altbestände.  Zu den Schätzen des kulturellen Erbes zählen u. a. alte Drucke, historische Karten und Atlanten sowie eine umfangreiche Sammlung von Büchern aus Mecklenburg.

Die Universitätsbibliothek Rostock  hat in Rostock elf Standorte und 125 Mitarbeiter. Über sechs Standorte verfügt die Stadtbibliothek. Hier sind 42 Beschäftigte tätig. Seit März steht hier das kostenlose e-Learning-Angebot zur Verfügung. Dieser neue Online-Service bietet den Benutzern die Möglichkeit, sich ein eigenes Lernprogramm zusammenzustellen und es an sieben Tagen in der Woche zu nutzen. Das davon noch mehr Menschen Gebrauch machen, dem soll letztlich auch der Mitarbeitertausch dienen.

Quelle: Universität Rostock