Resümee zu den europäischen Titelkämpfen im Langstreckenschwimmen

Die Rostockerin Britta Kamrau über die Ergebnisse in Budapest, ihren Erfolg beim Müritz-Schwimmen, die Olympischen Jugendsportspiele und neue Ziele

Während die Langstreckenschwimmerinnen bzw. Langstreckenschwimmer sowie die Synchronschwimmerinnen ihr EM-Pensum bereits hinter sich haben, sind bis zum 15.August in Budapest noch die Becken-Schwimmer und Wasserspringer gefordert. Während die italienischen Langstrecklerinnen und Langstreckler mit zweimal Gold und insgesamt acht Medaillen bei den europäischen Titelkämpfen am erfolgreichsten waren, schafften die russischen Synchronschwimmerinnen mit dreimal Gold den totalen Triumph. Im „Freiwasser“ gab es auch für „Team Germany“ dreimal Grund zum Jubeln. Thomas Lurz siegte über die 10 Kilometer und Angela Maurer konnte über die 10 Kilometer Bronze erkämpfen sowie über 25 Kilometer Silber erreichen, wobei sie Gold über diese Distanz nur knapp verfehlte.

Doch wie beurteilt Britta Kamrau, Rostocks so erfolgreiche Langstreckenschwimmerin der vergangenen Jahre, die EM-Titelkämpfe?!

Nachgefragt bei der Hanseatin …

Frage: Britta, die Europameisterschaften 2010 im Langstreckenschwimmen sind schon wieder Geschichte. Wie sieht Ihr Resümee aus?

Britta Kamrau, eine Könnerin im Schwimmbecken, in der Rechtswissenschaft oder am Mikrofon!Britta Kamrau: Budapest hat gezeigt, dass auch im Langstreckenschwimmen immer mehr Länder um die Medaillen erfolgreich mitschwimmen. Die sieben Titel verteilten sich auf sechs Länder, das beweist: Die Konkurrenz auf den langen Strecken wird immer härter. Erwartungsgemäß sehr stark präsentierte sich das italienische Team, zwei Titel und Rang eins im EM-Medaillenspiegel der langen Distanzen – das spricht für sich.

In Italien wird eben auch eine gute Nachwuchsarbeit betrieben. Das griechische Team konnte ebenfalls mit viermal Edelmetall überzeugen, wobei der Sieg in der Mix-Staffel hier der wertvollste Triumph ist. Die Griechen waren für mich die größte Überraschung, aber da sieht man, dass in anderen, vermeintlich schwächeren Nationen ebenfalls hart gearbeitet wird. Für die deutsche Mannschaft mußten wieder einmal die etablierten Leistungsträger die Medaillen aus dem EM-Wasser „fischen“. Schön, dass es für Thomas Lurz mit Gold über die olympischen 10 Kilometer klappte. Aber auch bei den Frauen ist die Leistungsdichte groß: Die Titel gingen an Russland (5 Kilometer – Jekatarina Seliwerstowa), die Ukraine (25 Kilometer – Olga Beresnjewa) und die Niederlande (10 Kilometer – Linsy Heister). Langstreckenschwimmen ist eben im Trend, insbesondere seitdem es olympisch ist.

Frage: Sie selbst starteten beim Müritz-Schwimmen – einer breitensportlichen Veranstaltung. Wie fühlten Sie sich nach ihrem Erfolg bei den Frauen?

Britta Kamrau: Es war wieder einmal schön, sich nach 10-monatiger Pause mit anderen messen zu können, wobei bei solch einem Event natürlich der Spaßfaktor im Vordergrund steht. Die Leistung war angesichts des geringen Trainingspensums aufgrund meiner beruflichen Verpflichtungen und der Vorbereitung auf mein zweites juristisches Staatsexamen durchaus okay. Für mich war ganz einfach dieses Wettkampfgefühl ganz angenehm. Aber es bleibt noch viel zu tun, soll es mit London 2012 etwas werden. Ganz eindeutige Priorität hat allerdings mein Examen im November.

Frage: Sie starten nun leider nicht beim sechsten Schweriner Langstreckenschwimmen, das während des 20. MV-Tages in Schwerin stattfindet. Was bedeuten für Sie zwanzig Jahre Mecklenburg-Vorpommern, zwanzig Jahre deutsche Einheit?

Britta Kamrau: 20 Jahre Mecklenburg-Vorpommern bedeuten für mich, dass ich 20 Jahre in einer der schönsten Gegenden der Welt arbeiten, Sport treiben und aktiv sein kann. Ich hätte ohne die Wende, ohne die deutsche Einheit sicher nicht meine Karriere so gestalten können, wie nach 1990. Ich konnte mein Training individueller gestalten, an Wettkämpfen in den verschiedensten Ländern teilnehmen, was zu DDR-Zeiten so nicht möglich gewesen wäre. Ich konnte vielfältige Kontakte und Freundschaften in alle Welt knüpfen. Mein Sport, mein Studium und meine berufliche Entwicklung – es ist alles so, wie ich es mir wünschte. Nicht allen geht es ähnlich gut, ich weiß. Es gibt auch in Mecklenburg-Vorpommern noch jede Menge zu tun. Wir sind aber auf einem hoffnungsvollen Weg – trotz aller Widrigkeiten – und wohnen in einem besonderen Bundesland, auf das wir stolz sein können.

Leider kann ich an diesem Sonntag nicht daran teilnehmen, da ich aufgrund anderer Verpflichtungen dieses Wochenende gar nicht in Deutschland bin. Sonst wäre ich sehr gerne geschwommen, zumal ich das in Schwerin noch nie getan habe und der Schweriner See mit dem Schloss einen wunderschönen Ort zum Schwimmen bietet. Das Schweriner Langstreckenschwimmen rund um das herrliche Schweriner Schloss wird bestimmt auch ohne mich ein großer Erfolg. Ich wünsche allen Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Allerbeste. Vielleicht ergibt sich ja in naher Zukunft die Möglichkeit, in Schwerin dabei zu sein …

Frage: Am Wochenende wird während des MV-Tages auch das 19. Drachenbootfestival ausgetragen. Aktiv dabei ist auch Andreas Dittmer, ein Sportkollege von Ihnen. Sind Sie eigentlich persönlich bekannt?

Britta Kamrau: Natürlich kenne ich Andreas Dittmer, wir sind uns auch persönlich schon einige Male über den Weg gelaufen. Wir zwei wurden ja zur Sportlerin bzw. zum Sportler des Jahres 2008 in Mecklenburg-Vorpommern gewählt, obwohl wir beide 2008 nicht unsere optimalen Jahre hatten. Ich verfehlte bekanntermaßen leider die Olympia-Qualifikation, Andreas paddelte leider – nach seinen drei Olympiasiegen zwischen 1996 und 2004 – nicht wieder aufs Olympia-Podest. Unsere Wahl zeigte mir jedoch: Die Leute in MV schätzen nicht nur die erfolgreiche Sportlerin Britta Kamrau und den erfolgreichen Sportler Andreas Dittmer, sondern sehen in uns auch integre Menschen, die das Land MV lieben bzw. schätzen und gern hier wohnen sowie tätig sind.

Andreas drücke ich jedenfalls die Daumen für seine Stadtwette. Der Drachenbootsport ist ja inzwischen auch schon mecklenburgische Traditionssportart mit großen Erfolgen, die viele Menschen verbindet und sowohl Teilnehmern als auch Zuschauern Spaß bringt.

Frage: In Kürze, am 14.August, beginnen die ersten Olympischen Jugendsportspiele in Singapur. Was halten Sie davon?

Unabhängig vom Ort - beim Schwimmen geht es immer heiß herBritta Kamrau: Die Olympischen Jugendsportspiele werden sicherlich ein tolles Erlebnis für die jungen Athletinnen und Athleten. Sie dürften außerdem eine sehr gute Motivation mit Blickrichtung Olympia sein. Neue Freundschaften können geschlossen werden, Erfahrungen ausgetauscht werden. Nicht zuletzt kann der eigene Horizont vergrößert werden.

Ich beneide den Rostocker Wasserspringer Tim Pyritz oder den Neubrandenburger Kugelstoßer Dennis Lewke, die in Singapur für MV dabei sind, sogar ein wenig … Olympia 2012 ist ja mein großes sportliches Ziel.

Frage: Und was steht ansonsten noch in naher Zukunft für Sie an?

Britta Kamrau: Wie gesagt, zunächst einmal ohne Einschränkung ein zweites juristisches Staatsexamen! Und danach hoffe ich, eventuell wieder Wettkämpfe bestreiten und den Weg nach London beschreiten zu können.

Dann maximale Erfolge im und am Wasser! Und ganz viel Glück (und Können) beim zweiten juristischen Staatsexamen!

Marko Michels

Medaillenspiegel der Schwimm-EM 2010 nach 27 von 61 Entscheidungen
Land-Gold-Silber-Bronze

1.Russland: 7-1-4
2.Frankreich: 3-5-2
3.Italien: 3-4-4
4.Deutschland: 3-3-1
5.Großbritannien: 3-2-2

Anmerkung: Die EM im Wasserball finden vom 29. August bis 11. September in Zagreb statt.

Fotos:
1. Foto: Detlef Nuelken
2. Foto: M. Michels