Resümee: Die ersten Olympischen Jugendspiele 2010

Starter aus MV mit beachtlichen Erfolgen

Die ersten Olympischen Jugendspiele sind Geschichte. Fast 3600 Athletinnen und Athleten aus 205 Ländern im Alter von 14 bis 18 Jahren wetteiferten 12 Tage – vom 14. bis zum 26. August 2010 – um Medaillen, neue Freundschaften und um das Kennenlernen neuer Kulturen.

Es gab sportliche Wettkämpfe in 26 Sportarten bei 201 Entscheidungen. Zusätzlich wurden Seminare, Veranstaltungen bzw. Events rund um die Geschichte der olympischen Bewegung angeboten, Workshops zur olympischen Historie organisiert und Diskussionsforen nicht nur zur Thematik Sport in den Mittelpunkt des Interesses gerückt.

Aus Mecklenburg-Vorpommern nahmen auch zwei Sportler aktiv an den Wettkämpfen teil: der Neubrandenburger Kugelstoßer Dennis Lewke und der Rostocker Wasserspringer Tim Pyritz. Während Dennis Bronze gewann, belegte Tim mit den Rängen sechs und vier ebenfalls ausgezeichnete Platzierungen. Im Medaillenspiegel, der entgegen allen Behauptungen doch wieder rege Beachtung fand, belegte das deutsche Team hinsichtlich der Medaillen-Anzahl Platz fünf. China, Russland, die Ukraine, Australien oder Südkorea waren ansonsten – neben den deutschen Startern – relativ dominierend.

Doch wie beurteilt Stefan Sternberg, der Vorsitzende der Sportjugend MV, die Olympischen Jugendspiele in Singapur – nicht nur, aber auch aus MV-Blickwinkel …

Frage: Herr Sternberg, die ersten Olympischen Jugendspiele gingen am 26.August glanzvoll zu Ende. Zwar standen diese hierzulande leider nicht im Fokus der Medien, aber wielautet dennoch Ihr Resümee, Ihre Meinung zu den Jugendspielen in Singapur?

Stefan Sternberg: Ich denke schon – und das meine ich auch nach Rücksprache mit unseren Vertretern vor Ort – dass die ersten Olympischen Jugendspiele ein echter Erfolg für den Jugendsport waren. Dennoch sollte man nicht vergessen – trotz aller sportlichen und organisatorischen Erfolge – dass diese Spiele eben Jugendspiele und nicht die Auflage des Originals, der eigentlichen Olympischen Spiele, darstellten. Ob sie sich tatsächlich behaupten, werden die nächsten Auflagen zeigen. Der Schatten, in dem sie stehen, ist groß. Jedoch: Das Erleben des olympischen Gedankens, der olympischen Idee – insbesondere für die jungen Sportler – war in Singapur deutlich fassbar. Das allein ist schon ein Gewinn und sollte unterstützt werden. Also, weiter so!

Frage: Mit Dennis Lewke und Tim Pyritz schlugen sich zwei MV-Athleten in Singapur mehr als wacker. Wie beurteilen Sie deren Leistungen?

Stefan Sternberg: Alle deutschen Sportler haben in Singapur unser Land fantastisch vertreten. Über unsere beiden Vertreter, Dennis Lewke und Tim Pyritz, bin ich besonders stolz. Ich bin überzeugt, dass sie positive Beispiele, Vorbilder für viele junge Menschen in unserem Bundesland sein werden, denn es zeigt sich, was mit Leistung, Hingabe und Fleiß alles erreicht werden kann. Es gilt daher: Singapur – WOW! Danke! Danke an die Familien und Unterstützer unserer beiden Vertreter und herzlichen Glückwunsch an beide Athleten.

Frage: Wie ist Ihre Meinung zur sportlichen Nachwuchsförderung hierzulande? Alles im „grünen Bereich“ …

Stefan Sternberg: Zur Sportförderung nur soviel: Die Sportjugend M-V sieht ihre Aufgabe in der Förderung des Breitensports, wir möchten hier zur Begeisterung am Sport beitragen und hierbei Wege aufzeigen sowie Türen öffnen. Die Begleitung und der Spass am Sport stehen hier im Vordergrund. Mit unseren Projekten „Sport im ländlichen Raum“ und „Bewegte Kinder“ haben wir erfolgreiche Konzepte für die Begeisterung junger Kleiner. Die Ampel kann bestimmt an der einen oder anderen Stelle noch ein bißchen grüner sein.

Letzte Frage: Welche Aktivitäten hat die Sportjugend MV in diesem Jahr noch geplant? Was waren die bisherigen Höhepunkte für die Sportjugend MV in diesem Jahr ?

Stefan Sternberg: Im Jahr 2010 feiert die Sportjugend MV so wie viele andere Organisationen ihren 20. Geburtstag. Dieser wird mit dem Jugend-Event 2010 in Stralsund begangen. Hier werden 1500 bis 2000 Jugendliche an drei Tagen Work-Shops und Mitmach-Angebote erleben und gestalten. Besonders stolz sind wir, dass wir das erste Mal in der Geschichte der Sportjugend Ausrichter der Vollversammlung der Deutschen Sportjugend in Schwerin mit über 350 Delegierten sein werden. Wir werden hier besonders den Jugendsport in M-V in den Mittelpunkt rücken.

Dann weiterhin viel Erfolg bei Ihrem Engagement für den Sport – gerade im Hinblick auf die sportlichen Aktivitäten für Kinder und Jugendliche!

Anmerkung:
Etwa 100 000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsenen bis zum Alter von 27 Jahren sind zurzeit Mitglied im Landessportbund M-V. Mit den Programmen „Schule-Verein“, „Integration durch Sport“ oder das Projekt „Bewegte Kinder“ – nur drei Beispiele von einigen – versucht der Sport hierzulande auch seine gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen, um Kindern und Jugendlichen sinnvolle Freizeitmöglichkeiten zu bieten, Toleranz sowie ein faires Miteinander zu fördern und eine gesunde Lebensweise aufzuzeigen.

Höhepunkte des Sporttreibens sind die Sportwettkämpfe der Kitas, die Bummi-Olympiaden oder die Jugendsportspiele, ob in Schwerin, Wismar, Rostock oder anderswo in M-V. Die jüngeren oder reiferen Olympionikinnen und Olympioniken von Peking 2008, Vancouver/Whistler 2010 und jetzt in Singapur haben dabei eine wichtige Vorbildfunktion für die Sport treibenden Kinder in ganz Mecklenburg-Vorpommern.

Statistisches zu den ersten Olympischen Jugendspielen vom 14. bis 26. August 2010 in Singapur:
Medaillenspiegel (Top Ten / nach Anzahl der Medaillen)
Land – Anzahl der Medaillen – Gold – Silber – Bronze

01.China – 51 – 30 – 16 – 5
02.Russland – 43 – 18 – 14 – 11
03.Ukraine – 33 – 9 – 9 – 15
04.Australien – 29 – 8 – 13 – 8
05.Deutschland – 23 – 4 – 10 – 9
06.USA – 21 – 4 – 9 – 8
07.Südkorea – 19 – 11 – 4 – 4
08.Italien – 19 – 5 – 9 – 5
09.Japan – 16 – 8 – 5 – 3
10.Ungarn – 15 – 6 – 4 – 5

(Info: Die internationalen Mixed-Teams in einzelnen Entscheidungen gewannen 9 x Gold / 8 x Silber / 11 x Bronze.)

Die deutschen Goldmedaillengewinner: Judith Sievers – Einer-Rudern / Shanice Kraft – Diskuswerfen / Lena Malkus – Weitspringen / Artur Bril – Boxen (Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm)
Die Platzierungen der MV-Starter: Bronze für Dennis Lewke (SC Neubrandenburg) im Kugelstoßen / Platz sechs und vier für Tim Pyritz (WSC Rostock) im Wasserspringen

Olympische Jugendspiele in Singapur – ein Kommentar
Die olympische Flamme der ersten Olympischen Jugendspiele in Singapur ist erloschen. In Innsbruck 2012 werden nun die ersten Olympischen Winter-Jugendspiele gefeiert. In Nanjing 2014 folgen die zweiten Olympischen Jugendspiele. Singapur steht zweifellos für einige Innovationen. Dazu gehören die Mixed-Teams – in denen zum Beispiel Kubaner oder Amerikaner, politisch eher „verfeindet – zusammen wetteiferten.

Trendige Sportarten hielten Einzug in die Arena. Es gab einen regen kulturellen Austausch und viele sportliche Bildungsangebote. Die jungen Sportlerinnen und Sportler boten herausragende Leistungen. Ein Neubrandenburger Kugelstoßer (Dennis Lewke) und ein Rostocker Wasserspringer (Tim Pyritz) schrieben Sportgeschichte für unser Land. So weit, so gut. Um das alles zu erreichen, musste man dazu wirklich eine so riesige Sportveranstaltung, wie die Olympischen Jugendspiele, ins Leben rufen?! Trotz aller positiven Eindrücke – auch hier stand der Kommerz in der Sportarena.

Um junge Sportlerinnen und Sportler die olympische Idee zu vermitteln, den kulturellen Austausch zu fördern oder sportliche Freundschaften zu entwickeln, hätte es keines Mega-Events bedurft.

Es gibt schon jetzt genügend sportliche Wettkämpfe für die Heranwachsenden, ihnen hätte man nur „neues Leben“, einen „neuen Charakter“ einhauchen müssen. Fast schon inflationär entstehen immer neue Sportgroßveranstaltungen. Olympia, Paralympia, Universiaden, World Games, diverse WM, EM, internationale Cup-Wettbewerbe, usw., usw. Und jetzt auch noch Olympische Jugendspiele. So entwertet man – ob man will oder nicht – auch die herausragende Stellung der Olympischen Spiele. Man relativiert sie. Vielleicht unbewußt. Aber leider ist es so.

Und auch in Singapur wurde ständig auf den Medaillenspiegel geschaut. Deutschland hat sich dabei mehr als wacker geschlagen. Aber, ob der Erfolg der ersten Olympischen Jugendspiele ein segensreicher ist, wird die Zukunft zeigen. Zweifel sind angebracht.

Marko Michels