Rennrodel-Ass Natalie Geisenberger im Fokus

Nachgefragt bei der Athletin

In Deutschland, auch an der Ostseeküste, hatten wir zumindest bis Ende Juli einen subtropischen Sommer. Beach-Handballer, Beach-Volleyballer, Beach-Fußballer Schwimmer, oder Leichtathleten haben ihre regionalen, nationalen oder internationalen Großeinsätze.
Wer denkt da an Wintersport, an frostige Temperaturen ? Höchstens, wenn der eisgekühlte, natürlich alkoholfreie Cocktail serviert wird, kommen nostalgische Momente auf. Zwangläufig denkt man noch einmal an den olympischen Schnee und das olympische Eis in Vancouver und in Whistler. Doch was treiben die deutschen Wintersportler im Hochsommer. Wohnen im „Kühlschrank“ ? Halten „Sommerschlaf“ ? Machen Urlaub auf „Grönland“ ?

M.M. fragte bei Natalie Geisenberger (Jahrgang 1988), der Olympia-Dritten 2010, Team-Weltmeisterin 2009, zweifachen Vize-Weltmeisterin 2008 und 2009 sowie Europameisterin 2008 nach

Frage: Natalie, hochsommerliche Temperaturen lassen sogar das Speise-Eis schnell schmelzen. An Rennrodeln ist nicht zu denken … „Hängen“ Sie zurzeit nur „ab“, genießen Sie das Strandleben oder sind Sie sogar ein „wenig aktiv“ ?

Natalie Geisenberger: In diesem Sommer steht zwar meine Ausbildung auf der Bundespolizeisportschule in Bad Endorf und dort insbesondere die Abschlussprüfung zur Polizeimeisterin im Vordergrund, es wäre aber fatal, wenn ich deshalb das Training vernachlässigen würde. Selbst während der Prüfungswochen komme ich auf mindestens sechs Trainingseinheiten. Die Trainingsbedingungen auf der Bundespolizeisportschule sind wirklich exzellent!

Frage: Eigentlich gibt es den klugen Spruch „Wintersportler werden im Sommer gemacht !“. Da stellt sich für einen sommerlich verwöhnten Flachland-Tiroler dann doch die Frage … Gibt es doch – „Top Secret“ – irgendwo in Deutschland versteckte Rodel-Anlagen in überdimensionalen Tiefkühlhäusern … Wie bereiten Sie sich bei 30 Grad auf die kommende Rodel-Saison vor ?

Natalie Geisenberger: Volltreffer! Es ist schwer vorstellbar, aber genau diese Anlagen gibt es! Bereits Mitte Juli hatten wir den ersten Lehrgang auf Eis! Auf einer knapp 80 Meter langen Spezialstrecke in Oberhof konnten wir den  Start sehr realistisch üben. Bei über dreißig Grad Lufttemperatur auf Eis zu trainieren, das hat was! In der Regel sind aber auch wir von den Launen von Petrus abhängig. Kondition, Koordination und Technik gilt es ständig zu trainieren. Ganz klar im Vordergrund steht im Sommer aber: Kraft, Kraft und Kraft!

Frage: Wintersportler sind ziemlich verpackt in Anzügen und Helmen – da kommt selten emotionale Bindung zur „Masse“ der Zuschauer auf. Haben Sie sich schon einmal gesagt: Wäre ich doch besser Beach-Volleyballerin geworden ?

Natalie Geisenberger: Selbst bei den Großereignissen mit einigen Tausend Zuschauern – wie Olympische Spiele oder Weltmeisterschaften – habe ich durchaus das Gefühl der emotionalen Bindung. Die Sportfans wissen meist sehr genau, wen sie anfeuern. Die Vorberichte und Interviews im Rahmen der Sport-Sondersendungen bringen uns dem Zuschauer näher. Auch Fotoshootings und Berichte in Magazinen tragen dazu bei, mir ein „Gesicht zu verleihen“.

Frage: Was macht eigentlich Ihr Trainingsgerät, Ihr Rodel-Schlitten ? Ist dieser schon ziemlich eingestaubt ?

Natalie Geisenberger: Die Rennen der vergangenen Saison haben natürlich auch materialtechnisch einige neue Erkenntnisse gebracht. Wenn größere Änderungen notwendig sind, lassen sich diese dann nur im Sommer umsetzten. Weiter möchte ich jetzt aber nicht darauf eingehen, denn auch die Konkurrenz liest Rostock-Sport!

Frage: Wann gibt es wieder den richtigen (Rodel-)Eis-Kontakt für Sie ?

Natalie Geisenberger: Anfang Oktober werden traditionell die ersten Bahnen eingeeist. Bereits am 30. Oktober finden dann die Deutschen Meisterschaften in Oberhof statt und am 27./28. November starten wir in Innsbruck-Igls in die Weltcup-Saison

Dann alles erdenklich Gute !

Vielen Dank und hochsommerliche Grüße von MV nach Bayern !

N.G.: Auch von mir ganz liebe Grüße an meine Fans im Nord-Osten der Republik!