Nachgefragt bei der IHK Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern
Der Zustrom von Zuwanderern, der BREXIT, die Trump-Präsidentschaft, neue populistische Bewegungen in ganz Europa, unbewältigte Finanzkrisen in einigen EURO-Staaten, mehr als 40 kriegerische Konflikte weltweit, ein neuer Ost-West-Konflikt und nun ein G 20-Treffen, das kaum nachhaltigen Mehrwert und positive Folgen haben wird. In Deutschland, in M-V ist es dennoch relativ ruhig und stabil, geht es gelassen zu.
Wie verläuft jedoch die wirtschaftliche Entwicklung in der eher strukturschwachen Region Vorpommern?!
Nachgefragt bei Eckhard Behr, Pressesprecher der IHK Neubrandenburg für das östliche Mecklenburg-Vorpommern
Eckhard Behr über die wirtschaftliche Entwicklung in Vorpommern, die Stimmung der Unternehmen, die Probleme bei der Rekrutierung von Arbeitskräften, die Zukunftsbranchen der Region und die wirtschaftlichen Perspektiven in Vorpommern
„Regionale Wirtschaft mit positiver Bilanz und soliden Ergebnissen…“
Frage: Wie ist die gegenwärtige Stimmung der Unternehmen im östlichen Mecklenburg-Vorpommern?
Eckhard Behr: Die regionale Wirtschaft zieht zum Frühsommer eine überwiegend positive Bilanz und weist durchweg solide Ergebnisse vor: Die Stimmung der Unternehmen im östlichen Mecklenburg-Vorpommern hat in den vergangenen Monaten an Schwung gewonnen, wenn man zum Beispiel den abermals gestiegenen Konjunkturklimaindex von 122 auf jetzt 129 Punkte betrachtet.
Dementsprechend optimistisch sind auch die Aussichten für die kommenden zwölf Monate. Die Firmen geben an, dass sie keine Verschlechterung ihrer gegenwärtigen Geschäftslage erwarten beziehungsweise das erreichte Niveau halten können. Flankierend dazu wollen – anders als in den Vorumfragen – deutlich mehr Unternehmen investieren. Rationalisierung wird dabei als Hauptmotiv genannt, insbesondere von den Industrieunternehmen, dann Kapazitätserweiterungen und Ersatzbeschaffungen.
Die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen zeigen seit gut einem Jahr kontinuierlich nach oben. Sie planen mehr Einstellungen statt Entlassungen, vor allem Unternehmen aus den Branchen Industrie und Bau. Daher rangiert der Fachkräftemangel unangefochten auf Platz eins der wirtschaftlichen Risiken, gefolgt von den Arbeitskosten und den Ausgaben für Energie und Rohstoffe.
Frage: Die Wirtschaft monierte in der Vergangenheit die oft mangelhafte schulische Vorbildung der Lehrlinge… Wie sieht es nun aktuell aus?
Eckhard Behr: Die Frage zu den Ausbildungshemmnissen, der mangelnden Ausbildungsreife ist jährlich Bestandteil der bundesweiten IHK-Umfrage zur Aus- und Weiterbildung. Die Ergebnisse zeigen, dass es aus Sicht der Unternehmen neben mangelnden Rechenfertigkeiten und mangelndem schriftlichen und mündlichen Ausdrucksvermögen auch mangelnde Soft Skills sind, die eine Ausbildung erschweren; hierbei besonders genannt Motivation und Leistungsbereitschaft, Interesse, Disziplin, Belastbarkeit, Konzentration.
Die Unternehmen setzen sehr viel Engagement ein, sich auf all die Herausforderungen einzustellen. Bspw. qualifiziert die IHK Neubrandenburg über die Qualifizierungsreihe „Stark für Ausbildung“ betriebliche Ausbilder genau zum Umgang mit Jugendlichen in der Ausbildung, bei denen das nicht ausgeprägt ist. Darüber hinaus entsenden die Unternehmen die Azubis in das Nachhilfeangebot der Agenturen für Arbeit „ausbildungsbegleitende Hilfen“ und jeder 4. IHK-Ausbildungsbetrieb bietet in irgendeiner Form sogar selbst Nachhilfe an. Das ist natürlich nicht unbegrenzt möglich!
Frage: Welches sind aus Ihrer Sicht die Zukunftsbranchen der Region?
Eckhard Behr: Der Strategierat Wirtschaft-Wissenschaft hat bereits am 6.März 2014 die RIS = „Regionale Innovationsstrategie 2020 für das Land Mecklenburg-Vorpommern“ beschlossen. Darin sind sechs thematische Zukunftsfelder formuliert:
- Gesundheit/Life Sciences
- Nachhaltige Produktionstechniken und neue Werkstoffe, insbesondere im Maschinenbau
- Innovation und Kommunikation
- Ernährung
- Energie und Klima
- Mobilität.
Frage: Wie beurteilen Sie die Perspektiven für Vorpommern?
Eckhard Behr: Vorpommern hat vergleichsweise schwierige Rahmenbedingungen. Jedoch wird mit verschiedensten Instrumenten versucht, die Potentiale für die regionale Entwicklung zu nutzen. Dazu gehören insbesondere die Lagevorteile als Grenzregion und Entwicklungsmotor. Als Beispiel ist hier die Zusammenarbeit in der grenzüberschreitenden Metropolregion-Szczecin zu nennen.
Des Weiteren wird eine enge Zusammenarbeit unter anderem mit der Universität Greifswald gepflegt. Hier werden zum Beispiel innovative Ideen geschmiedet und gefördert. Als Beispiel sei die advocado GmbH genannt. Der Landessieger im bundesweiten Unternehmenswettbewerb KfW Award GründerChamions 2016 nutzt die digitalen Möglichkeiten und bietet Lösungen auf dem Rechtsdienstleistungsmarkt an.
Darüber hinaus können Investitionen von bestehenden Unternehmen, aber auch Unternehmensansiedlungen mit höheren Zuschusssätzen gefördert werden. Die IHK Neubrandenburg berät beispielsweise zu Finanzierungsfragen und -möglichkeiten und erstellt hierzu die gutachterlichen Stellungnahmen.
Vielen Dank, dann weiterhin bestes Engagement für die wirtschaftliche Entwicklung in Vorpommern und dabei maximale Erfolge!
Die Fragen stellte: M.Michels.