Qualität von Grund- und Oberflächengewässern weiter verbessert

Zehnter Bericht zur Gewässergüte in Mecklenburg-Vorpommern von Minister Dr. Backhaus vorgestellt

„Die Qualität des Grundwassers, der Fließgewässer und Seen in Mecklenburg-Vorpommern hat sich in den vergangenen Jahren weiter verbessert. Dennoch besteht wie in allen Bundesländern nach wie vor hoher Handlungsbedarf, um die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie zu erreichen“, sagte Minister Dr. Backhaus anlässlich der Präsentation des Gewässergüteberichtes 2003/2004/2005/2006 heute in Schwerin. Herausgegeben wird die 200 Seiten umfassende Publikation vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) im Rahmen der Bereitstellung von Umweltinformationen.

Mit dem Gewässergütebericht für die Jahre 2003 bis 2006 veröffentliche das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie den nunmehr zehnten Bericht dieser Art für Mecklenburg-Vorpommern, so Minister Dr. Backhaus. In bewährter Form biete er kompakte Umweltinformationen und eine lückenlose Darstellung der Gewässergüte auf der Basis der seit 1990 von der staatlichen Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes erhobenen Daten. „Der Bericht geht weit über eine bloße Datenzusammenstellung hinaus, er liefert Befundbewertungen, benennt Belastungsursachen und gibt unzählige Hintergrundinformationen“, erläutert der Minister. Erstmalig seien neben den bekannten Bewertungsverfahren der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser zum Teil bereits neue Verfahren einbezogen worden, die in jüngster Zeit im Zuge der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) entwickelt wurden.

„Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Gewässer Mecklenburg-Vorpommerns zwar ganz überwiegend attraktive Badegewässer sind und diesen Normen auch voll entsprechen. Legt man aber die Elle der Wasserrahmenrichtlinie an, so bleibt noch viel zu tun“, macht Minister Dr. Backhaus deutlich. Hinsichtlich der Gewässergüte werde es für die Zielerreichung unabdingbar sein, vor allem die Stickstofffrachten zu reduzieren. Demgegenüber stellten Schwermetalle, organische Schadstoffe und Pflanzenschutzmittel kein ernsthaftes Problem dar.

Die Gewässergüte charakterisiert die Wasserqualität anhand physikalisch-chemischer sowie wasserbiologischer Parameter. Wichtig dabei sind die Temperatur, der Sauerstoff, die Nähr- und Schadstoffe sowie – seit 2007 durch die EU-WRRL gefordert – die Bewertung des ökologischen Zustands der Gewässer anhand der biologischen Qualitätskomponenten Phytoplankton (mikroskopisch kleine Wasserpflanzen), Makrophyten (Wasserpflanzen), Makrozoobenthos (wirbellose Tiere am Gewässergrund) sowie Fischfauna.

Die bisherigen Anstrengungen zur Verbesserung der Gewässergüte und auch der Gewässermorphologie müssen fortgesetzt und vor dem Hintergrund des prognostizierten Klimawandels noch weiter verstärkt werden. „Dazu werden wir auch in Zukunft Gelder der EU, des Bundes und des Landes insbesondere über Förderrichtlinien zur Verfügung stellen, die es mit hoher Effizienz zu nutzen gilt“ so Minister Dr. Backhaus.

Der komplette Bericht ist im Internet auf den Seiten des LUNG unter www.lung.mv-regierung.de veröffentlicht und kann dort auch bestellt werden.

Zusammengefasst kommt der Bericht zu folgenden wesentlichen Ergebnissen:

1. Fließgewässer
1.1 Die in den 1990er Jahren dokumentierte positive Trendentwicklung in der Wasserbeschaffenheit der Fließgewässer setzt sich fort, hat sich allerdings abgeschwächt. Im Berichtszeitraum wurde an ca. 600 Messstellen Oberflächenwasser auf biologische Qualitätskomponenten, Schwermetalle, organische Schadstoffe und Pflanzenschutzmittel untersucht. Auffällig ist, dass nicht die großen Flüsse des Landes, sondern insbesondere einige kleine Fließgewässer, wie z. B. die Zuflüsse zur Darß-Zingster Boddenkette sich als Problemfälle hinsichtlich der chemischen und biologischen Befunde erweisen.

Das kann wie folgt erklärt werden:  Die Städte verfügen dank der umfangreichen Investitionen in die Abwasserwirtschaft mittlerweile über moderne Kläranlagen, deren Ableitungen in die großen Vorfluter kein Problem mehr darstellen. Demgegenüber sind im ländlichen Raum noch nicht flächendeckend moderne Kleinkläranlagen installiert. Daher sind die relativen Nährstofffrachten aus dem kommunalen Bereich hier deutlich. Hinzu kommt, dass Stoffeinträge aus diffusen Quellen (insbesondere Stickstoff aus Dränungen) im ländlichen Raum häufig in vergleichsweise kurze und wasserarme Vorfluter münden.

1.2 Seit Mitte der 1990er Jahre ist ein Rückgang der Ammoniumkonzentrationen zu beobachten. Etwa 50 % der Messstellen entsprechen inzwischen der bundesdeutschen Zielvorgabe. Die Ursachen liegen im deutlichen Rückgang der Viehbestände bei verbesserter Gülleausbringung und einer modernen Abwasserreinigung.

1.3. Erfreulich ist, dass unsere Fließgewässer bei Schwermetallen und organischen Schadstoffen praktisch keine Probleme aufweisen. Auch die Befundhäufigkeit bei Pflanzenschutzmitteln hat seit Mitte der 1990er Jahre abgenommen. Das spricht dafür, dass sich der Einsatz moderner Technik in der Landwirtschaft bei Ausbringung von Düngern und Pflanzenschutzmitteln positiv auf die Gewässergüte auswirkt.

1.4 Die biologischen Qualitätskomponenten zeigen nur an etwa 20 % der untersuchten Probestellen eine gute Gewässerqualität. Hierfür sind neben den o. g. stofflichen Belastungen maßgeblich auch Defizite in der Gewässerstruktur (mangelnde ökologische Durchlässigkeit der Flüsse durch Querverbaue) verantwortlich. Dies ist jedoch nicht Gegenstand des vorliegenden Gewässergüteberichtes.

2. Küstengewässer
Die Güte der Küstengewässer hängt ganz entscheidend von der Qualität der in sie mündenden Flüsse ab. Der entscheidende Schlüssel zur Verbesserung der Küstengewässer sind somit saubere Fließgewässer. Die oben genannten Probleme der Fließgewässer müssen sich folglich auch in den Küstengewässern niederschlagen.

2.1 In den Küstengewässern hat der Neu- bzw. Ausbau von Kläranlagen in den 1990er Jahren zu einer deutlichen Reduzierung der Nähr- und Schadstoffbelastung geführt. So sank der Phosphor- und Stickstoffeintrag aus dem Ostsee-Einzugsgebiet Mecklenburg-Vorpommerns um etwa 70 % bzw. 30 %. Damit wurde die Zielstellung der Helsinki-Kommission, die Halbierung der Einträge für Phosphor erreicht, aber noch nicht für Stickstoff. Wenn auch dadurch in einigen Gewässern erste Anzeichen einer Entlastung zu erkennen sind, so zeigt der Großteil der Gewässer immer noch ein deutlich zu hohes Nährstoffpotential, was sich in Defiziten bei den biologischen Qualitätskomponenten Phytoplankton, Makrophyten und Makrozoobenthos widerspiegelt. Damit müssen wir uns auch weiterhin auf Episoden mit Algenblüten und Sauerstoffmangel an unseren Außenküsten einstellen.

2.2. Ein besonderes Problem stellen die in meterstarken Sedimenten der vorpommerschen Bodden gespeicherten Nährstoffdepots dar, aus denen sich bei Sauerstoffmangel am Gewässergrund große Nährstofffrachten rücklösen können. Das führt dazu, dass bei fast allen inneren Küstengewässern (Bodden, Haffe, Buchten) nur ein mäßiger bis unbefriedigender ökologischer Zustand angetroffen wird. Die äußeren Küstengewässer (jenseits der 1-Seemeilezonen) sind demgegenüber von deutlich besserer Qualität und werden die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie erreichen.

3. Seen
Mit Stand 2006 kann die Gewässerbeschaffenheit für 705 km² Seen und damit für etwa 95 % der Gesamtseenfläche des Landes eingeschätzt werden. Die verbleibenden 5 % sind eine Vielzahl kleinerer Seen ohne Relevanz für die EG-WRRL.

3.1 Erwartungsgemäß wurde wie in den Vorjahren der größte Teil der untersuchten Seen in die Trophieklassen eutroph und polytroph eingestuft, da immer noch eine hohe Belastung mit Nährstoffen vorliegt. Somit liegt der aktuelle Zustand der Seen teilweise deutlich über ihrem potenziell natürlichen Zustand.

3.2 Durch den allgemeinen Rückgang der Belastungen aus den Einzugsgebieten und dem damit einher gehenden Anstieg der Fließgewässergüte seit Beginn der 1990er Jahre werden bei einigen Seen erste positive Entwicklungen der Wasserbeschaffenheit registriert. Die natürlichen Selbstreinigungsprozesse der Seen sind jedoch langwierig und führen nur zum Erfolg, wenn das Einzugsgebiet in Ordnung gebracht ist. Dies ist auch Voraussetzung für Maßnahmen des Sanierungs- und Restaurierungsprogramms der Seen des Landes, welches einen wesentlichen Beitrag für die positive Entwicklung einiger Seen liefern konnte. Als Beispiele seien benannt: der Tiefwarensee bei Waren/Müritz und der Schwandter See im Landkreis Demmin.

4. Grundwasser
Umweltziel im Grundwasser nach EG-WRRL ist der gute chemische Zustand. Dafür gelten folgende EU-weite Qualitätsnormen: Nitrat 50 mg/l, Einzelwirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln 0,1 µg/l. Die Schwellenwerte für weitere vorgegebene Parameter werden von den Mitgliedsstaaten selbst bestimmt. Im Gütebericht ausgewertet sind die nachfolgenden Anionen mit den Grenzwerten: Ammonium 0,5 mg/l, Sul-fat 240 mg/l, Chlorid 250 mg/l.

Betrachtet wird im Bericht der obere zusammenhängende Grundwasserleiter. Im Berichtszeitraum wurde an ca. 126 Messstellen Grundwasser auf chemische Qualitätskomponenten untersucht. Rückschlüsse auf die Trinkwasserqualität lässt der Gewässergütebericht nicht zu, da wir unser Trinkwasser im Normalfall nicht aus diesem Horizont entnehmen.

4.1 Trotz eingetretener Verbesserungen sind eine Reihe von oberflächennahen Grundwasserleitern anthropogen belastet. Die Belastung resultiert in erster Linie aus Nitrat, auch wenn im Berichtszeitraum eine etwas geringere Anzahl von Überschreitungen der Qualitätsnorm der Grundwasserrichtlinie der EU festgestellt werden. Maßgebliche Eintragspfade sind auch weiterhin die Stickstoffeinträge aus der landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen. Das gilt insbesondere für Gebiete mit der Möglichkeit des direkten Zutrittes belasteter Sickerwässer in das Grundwasser aufgrund fehlender bindiger Deckschichten.

4.2. Daneben stellt Ammonium im Grundwasser in einigen Bereichen ein Problem dar. So wurde an rund einem Viertel der Messstellen eine Überschreitung des Schwellenwertes für Ammonium festgestellt. Dies stellt zum letzten Berichtszeitraum eine Erhöhung dar.  In der Regel werden hohe Konzentrationen dort gefunden, wo geringe Nitratwerte festgestellt werden. Die Ursache liegt hier in den reduzierenden Verhältnissen im Grundwasserleiter, da die Sauerstoffgehalte mit zunehmender Tiefe abnehmen und die eingetragenen Stickstoffverbindungen zeitnah umgewandelt werden.

4.3. Eine rückläufige Pflanzenschutzmittel-Befundhäufigkeit zeichnet sich ebenfalls beim Grundwasser ab. Hier gibt es bei der messstellenbezogenen Auswertung eine auffallend positive Bilanz, die unter anderem auf die detaillierte Befundmeldung und die darauffolgende Fundaufklärung auf Bundesebene zurückzuführen ist.