„Produktives Lernen“

Als erfolgreiches Projekt zur Senkung der Schulabbrecher­quote hat sich das „Produktive Lernen“ erwiesen, das seit 2005 an sechs Pilotschulen in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt wird.

Mit diesem sehr praxisorientierten Unter­richtsangebot für Schüler der 8. und 9. Klassen konnten 85 Prozent der bisherigen Abgänger ihre Schule mit einem Ab­schluss verlassen. Dieses Projekt richtet sich an Schüler mit Lernschwierigkeiten. Mit der teilweisen Verlagerung des Un­terrichts in die Praxis wird die Motivation der Schülerinnen und Schüler zum Lernen und zur Vorbereitung auf das spätere Berufsleben erhöht.

Angesichts des erfolgreichen Projektverlaufs haben sich das Bildungs- und das Wirtschaftsministerium dafür eingesetzt, das Produktive Lernen auf insgesamt 25 Schulen im gesam­ten Land auszuweiten, an dem über 800 Schülerinnen und Schüler beteiligt sein werden.

Bildungsminister Henry Tesch: „Ich bedanke mich für das En­gagement der Wirtschaftsunternehmen, ohne deren Unter­stützung ein solches Projekt nicht möglich wäre. Die Praxis­mentoren in den Betrieben leisten einen entscheidenden Bei­trag für einen erfolgreichen Schulabschluss der Schüler. Ich freue mich ebenso über das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer, die sich für die Schülerinnen und Schüler, denen das Lernen schwer fällt, einsetzen und ihnen mit einer anderen Art des Unterrichts Mut machen und Erfolgserlebnisse verschaf­fen. Die Ergebnisse zeigen, dass es sich lohnt.“

Wirtschaftsminister Jürgen Seidel: „Wir können es uns wirt­schaftspolitisch nicht leisten, junge Menschen ohne qualifi­zierten Schulabschluss in ein Wirtschaftssystem zu entlassen, das immer höhere Anforderungen an seine Fachkräfte stellt. Deshalb wird das Produktive Lernen an Schulen des Landes Mecklenburg-Vorpommern unterstützt. Es geht künftig auch darum, Ausbildungsplätze attraktiver und konkurrenzfähiger gegenüber dem sich verschärfenden Wettbewerb zu machen.“

Mehr als 60 Wirtschaftsunternehmen sind bereits in der Pilot­phase mit sechs Schulen ganz unmittelbar als Partner in das Projekt einbezogen worden, und auch für die neuen 19 Standorte haben sich entsprechend viele Wirtschaftspartner angemeldet – das spreche für die große Akzeptanz in der Wirtschaft und die Bereitschaft zur Mitwirkung. Nur durch ihre aktive Beteiligung konnte und kann das Projekt mit Erfolg um­gesetzt werden.

Um die Kooperation zwischen den Schulen und den Unter­nehmen auf eine neue Stufe zu heben, haben Bildungsminis­ter Tesch und Wirtschaftsminister Seidel die Gründung eines Beirats für das Produktive Lernen initiiert. „Hierzu sind sowohl Unternehmer, Vertreter der Industrie- und Handelskammern, der Handwerkskammern sowie die Unternehmerverbände Mecklenburg-Vorpommerns herzlich eingeladen“, so Bil­dungsminister Tesch.

Weitergehende Informationen zum Produktiven Lernen

Zu den bisherigen sechs Standorten (Bad Doberan, Eggesin, Greifswald, Lübz, Ribnitz-Damgarten, Rostock) kommen 19 Schulen (Anklam, Bützow, Dömitz, Garz/Rügen, Grevesmüh­len, Grimmen, Güstrow, Neubrandenburg, Neukloster, Pase­walk, Rostock (2 Schulen), Sassnitz, Schwerin, Stavenhagen, Stralsund, Waren, Wismar, Wolgast) hinzu.

Partner dieses Projektes ist das Berliner Institut für Produkti­ves Lernen in Europa (IPLE). Dieses gemeinnützige und hochschulverbundene Institut ist europaweit die einzige Ein­richtung, die ein komplexes Programm der Initiierung, Ent­wicklung und Evaluation von Bildungsangeboten des Produk­tiven Lernens mit einem zweijährigen Weiterbildungsstudium der beteiligten Pädagogen verbindet.

Das Produktive Lernen wird über das IPLE auch in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie international, z. B. in Finnland, erfolgreich praktiziert.

Das Projekt wird 2008 mit 1,2 Mio. Euro aus dem vorange­gangenen Europäischen Sozialfonds finanziert und im An­schluss bis zum Jahr 2013 noch einmal mit 3,15 Mio. Euro aus dem aktuellen Europäischen Sozialfonds. Das Land un­terstützt das Projekt in diesem Zeitraum mit 2,26 Mio. Euro.

Davon werden u. a. die zukünftigen Pädagogen des Produkti­ven Lernens durch das Institut für Produktives Lernen in Eu­ropa (IPLE) als Bildungsträger in einer zweijährigen berufsbe­gleitenden Fortbildung qualifiziert. Außerdem erhalten die künftigen Projektberater eine zweijährige, zertifizierte Fortbil­dung, die sie berechtigt, in Kooperation mit dem IPLE fortan als Lehrerbildner im Produktiven Lernen aktiv zu sein. Hinzu kommen die Kosten für die Personal- und Sachausstattungen.

Die Schüler werden in Trimestern unterrichtet und wählen in jedem Schuljahr drei verschiedenartige Unternehmen, in de­nen sie an drei Tagen in der Woche Fähigkeiten und Kennt­nisse, die für eine betriebliche Ausbildung unabdingbar sind, erwerben.

Darüber hinaus erhalten sie am Praxisplatz einen auf den Ausbildungsberuf zugeschnittenen praxisnahen Unterricht in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch. Die weiteren Unterrichtsfächer sind detailliert auf das Produktive Lernen zugeschnitten. Jedem Schüler steht während des betriebli­chen Lernens neben der Lehrkraft ein betrieblicher Mitarbeiter als Praxismentor zur Seite. Schule und Unternehmen arbeiten also Hand in Hand und sind im zu vermittelnden Lehrstoff auf­einander abgestimmt.

Weitere Informationen sowie die Liste der teilnehmenden Schulen finden Sie unter www.kultus-mv.de oder unter www.iple.de.