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Student empfiehlt interaktiven Stadtrundgang

Ein Stadtrundgang durch Rostock, ob aktiv oder interaktiv, lohnt immer. Blick auf den Universitätsplatz in Rostock. Foto: M.M.

Chemie-Student Sebastian Berthold hat momentan Hochzeit beim Studium. Er will seinen Master-Abschluss an der Universität Rostock erfolgreich verteidigen und muss viel lernen. Und doch hat sich der gebürtige Magdeburger, der mit seiner Freundin Ina zum Studium nach Rostock gekommen ist, Zeit genommen für einen interaktiven Stadtrundgang anlässlich des 600-jährigen Universitäts-Jubiläums. Dafür ist auch seine Familie aus Magdeburg gekommen.

Den interaktiven Stadtrundgang haben die beiden Rostocker Nachwuchswissenschaftler Dr. Jonas Bresien und Dr. Fabian Reiß für das Jubiläumsjahr der Universität entworfen. Die 20 Stationen über gut acht Kilometer ist Student Sebastian Berthold mit seiner Familie abgelaufen. Sein Fazit: „Es lohnt“. Und die Erkenntnis: „Dass so viele Naturwissenschaftler in den 600 Jahren über die Stadt verteilt gewirkt haben, hätte ich nie vermutet“, sagt der 24-Jährige. Am Witte-Speicher sei er so oft vorbeigegangen. Aber warum der so heißt, das habe er nicht gewusst.

Nun ist er schlauer und hat erfahren, dass Friedrich Witte, der in Rostock und Berlin Naturwissenschaften studierte, nach seiner Promotion 1853 die Apotheke seines Vaters in Rostock übernahm, diese 1862 verkaufte, um eine chemische Fabrik in der Schnickmannstraße zu gründen. Er stellte hier verschiedene Naturstoffe her, mit denen er durch Exporte nach Russland und in die USA von Rostock aus zum Weltmarktführer wurde. Von den ehemaligen Fabrikgebäuden ist heute nur noch der so genannte Wittespeicher vorhanden. Der wurde nach einer umfangreichen Sanierung in den 90er Jahren zunächst als Stadtinformation genutzt und dient ab 2002 als gastronomische Einrichtung mit unverwechselbarem Ambiente.

Jonas Bresien und Fabian Reiß, die Ideengeber für die Stadtrallye, ist es gelungen, einen etwas anderen Stadtplan für Rostock zu entwerfen. Dieser enthält nämlich Orte, die auf den ersten Blick etwas unscheinbar wirken, auf den zweiten aber Historie, Geschichtchen und Geschichten rund um die 600 Jahre alte Universität entfalten. „Wir haben die wichtigsten Orte der Naturwissenschaften in Rostock zu einer Stadtrallye zusammengeführt“, sagt Jonas Bresien.

Ein weiteres Beispiel ist der dänische Astronom und Mathematiker Tycho Brahe, der zwischen 1566 und 1570 auch in Rostock studierte. Im Jahr seiner Immatrikulation duellierte er sich mit einem anderen Dänen angeblich darum, wer der bessere Mathematiker sei, wobei Brahe seine Nasenspitze verlor. Sie wurde durch eine kupferne Prothese ersetzt, die auch im Relief, das ihm zu Ehren an der Fassade der Rostocker Volks- und Raiffeisenbank angebracht ist, zu erkennen ist. Das Relief mit Sonnenuhr wurde 1996 anlässlich des 450. Geburtstages Brahes eingeweiht. Brahe etablierte das „Tychonische Weltbild“, das einen Übergang vom geozentrischen hin zum heliozentrischen Weltbild darstellt. Brahe vermutete, dass sich die Sonne zwar um die Erde dreht, alle anderen Planeten sich jedoch um die Sonne bewegen. Mit seinen astronomischen Beobachtungen hat er den Weg für die bahnbrechenden Entdeckungen von Johannes Kepler bereitet.

Viele weitere solcher kurzen Geschichten findet man auf der Karte der Stadtrallye, die online und über eine App am Smartphone abgerufen werden kann (alle Informationen: „mathnat.uni-rostock.de/stadtrallye“). Mit der App kann man den Stadtrundgang jederzeit eigenständig erkunden. An jedem Punkt der 20 Stationen ist auf der Karte ein kurzer Text zu lesen, der den Ort mit der Rostocker Wissenschaftsgeschichte verbindet.

Die empfohlene Strecke des Rundgangs beginnt am historischen Universitätshauptgebäude am Universitätsplatz und führt anschließend über den neuen Campus in der Südstadt, wo sich heute die moderne Forschung und Lehre der Naturwissenschaften in Rostock abspielt. Die Stationen können allerdings auch in beliebiger Reihenfolge aufgesucht werden.

Neben den Informationen zu jeder Station wird auch eine Frage eingeblendet, die sich beantworten lässt, indem man entsprechende Hinweise vor Ort sucht. Mit den richtigen Antworten auf die Fragen erhält man einen Lösungscode, mit dem man an einer Verlosung teilnehmen kann. Unter den richtigen Einsendern werden zum 600. Universitätsgeburtstag am 12. November 2019 drei Poster mit einem Foto des Blutmondes über Rostock vom 27. Juli 2018 ausgelost sowie zehn Eulen-Maskottchen „Alma“ des Universitätsjubiläums.

Sebastian Berthold hat jetzt noch einmal eine andere Einstellung zu seinem Studienort bekommen und sagt: „Meine Eltern sind auch sehr beeindruckt wieder nach Hause gefahren, hätten nicht gedacht, dass Rostock solch eine Tradition in der Forschung hat“.

Pressemitteilung der Universität Rostock / Text: Wolfgang Thiel