Politische Kultur oder Unkultur in M-V

Über den Umgang hierzulande

Wie wollen wir eigentlich miteinander umgehen?! Wie soll die politische Kultur in den nächsten fünf Jahren in M-V und in den nächsten acht Jahren in Schwerin gepflegt werden?

Die Boykottmaßnahmen gegen die AfD

In den Landtag M-V zog die „Alternative für Deutschland“ als zweitstärkste politische Kraft ein. Jedes Zitat, jede Aussage selbst von Mitgliedern dieser Partei, die keine größere politische Rolle spielen und keine Entscheidungsträger sind, wird auf die „Goldwaage“ gelegt.

Jetzt wird schon erneut der „Schweriner Weg“ von SPD, CDU und Linken diskutiert, der auch bei der NPD Anwendung fand, als ob AfD „gleich“ NPD ist.

Man unterstellt der AfD Fremdenfeindlichkeit und Fremdenhass, ohne sich mit deren Politik ernsthaft auseinanderzusetzen. Nun will man die „AfD“ im Landtag M-V „boykottieren“, obwohl 95 Prozent – eine höfliche Schätzung – im heutigen Landtag M-V „null Ahnung“ besitzen, woher dieser Begriff überhaupt stammt.

Dümmlich schon vor 137 Jahren

Vor 137 Jahren wurde den Bauern bzw. Landpächtern in Irland „gebilligt“ – und diese subtil aufgefordert – mit dem englischen Gutsverwalter Charles Cunningham Boycott ja keine Geschäfte zu machen, ihn zu meiden und zu isolieren. Zugegeben, der Mister Boycott war  ein schwieriger Zeitgenosse, aber nicht der „schlimme Finger“, zu dem er letztendlich gemacht wurde. Er war sicher extrem profitorientiert, was alles andere als sympathisch ist,  aber niemand unternahm ernsthaft den Versuch, mit ihm ins Gespräch zu kommen, ihn zu mehr „Menschlichkeit“ zu animieren, ja sich zu hinterfragen.

Er wurde einfach nur ignoriert, was nicht dazu beitrug, einen besseren Charakter bei ihm zu formen – und letztendlich, wirtschaftlich betrachtet, auch nicht gut für die Bauern war.

Nur Sündenbock

Charles Cunningham Boycott war seinerzeit nur ein „Sündenbock“, auf den sich alle Wut und Unbill projizieren ließ. Andere Gutsverwalter waren viel schlimmer als Boycott, noch durchtriebener, noch inhumaner, noch charakterloser, aber in Boycott fanden die damaligen Machthaber den perfekten Prellbock für das Volk.

Wie ist es heute? Man mag zur „AfD“ politisch stehen wie man will, aber diese nur zu ignorieren, sich mit ihren Argumenten nicht auseinanderzusetzen, ist ziemlich erbärmlich – geistig wie charakterlich.

Die größten Kritiker der Elche, waren früher selber welche!

Wenn man dann noch schaut, welche einstigen Blockflöten und SED-Genossen sowie „Wendehälse“ seit 1990 ff. im Schweriner Schloss ein- und ausgingen, könnte man nur noch eines: Sich übergeben!

Einstige Ost-CDUler, SED-Kader und DDR-Mitläufer maßen sich an, die Bevölkerung von M-V in „linke und rechte Schubladen“ aufzuteilen. Spielt da jemand Gott, Marx oder den „großen politischen Inquisitor“?!

Wer sorgte denn dafür, dass die Ostdeutschen klein gehalten wurden? SED (heute Linkspartei), Ost-CDU bzw. Bauernpartei (heute gesamtdeutsche CDU) und LDPD sowie NDPD (heute FDP)!

Schon vergessen – oder ist geschichtswissenschaftlicher Nachhilfe-Unterricht nötig?

Noch heute stolzieren alte Stasis frech, fröhlich und frei durch M-V. Wo bleibt da der Aufschrei von Nordkirche, DGB und den vermeintlich demokratischen Volksparteien?!

Opfer der DDR-Staatssicherheit, der DDR-Behörden und des DDR-Gesundheitswesens müssen mit Mini-Renten oder Mini-Zuwendungen auskommen, während frühere Kader von SED, Ost-CDU oder LDPD den Menschen heute die reale existierende Demokratie erklären wollen.

Defizite auch in Westdeutschland

Mal abgesehen davon, dass es auch in Westdeutschland alles andere als demokratisch zuging, man denke nur an die „schwarzen Kassen“ von CDU oder SPD in der alten Bundesrepublik bzw. im Nach-Wende-Deutschland.

1999 wurde schon das Ende der CDU gefordert, als die „versteckte Parteifinanzierung“ dieser Partei ans Licht kam… Geschehen ist seitdem nur eines: Seit 2005 stellt diese Partei die Bundeskanzlerin. Erst seit der Großen Koalition (2005-2009, dann 2013 ff.)  nahm die Radikalisierung der Bevölkerung zu. Warum? Weil CDU und SPD selbstherrlich regierten, viele falsche politische Entscheidungen trafen, den Staat zu ihrer Beute machten und vor allem egoistische Karriere-Interessen betreiben.

Ablenkungsmanöver

Die Flüchtlinge, ob echte oder nicht, sind nicht das Problem. Das Problem ist die aktuelle Bundesregierung, die eine schlechte Politik macht, geschönte Statistiken präsentiert und ihre Politik gar nicht mehr kommuniziert!

Die Regierung aus CDU, CSU und SPD hat erst den Nährboden für das gelegt, was wir im Lande jetzt vorfinden – und das hat nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun, sondern mit miesen oder mittelmäßigen Lebensbedingungen für 60 Prozent der Bevölkerung.

Da aber ein Drittel in Deutschland im öffentlichen Dienst und im Medien-Sektor beschäftigt ist, wird von diesen „Eliten“ eine „schöne“ Lage vorgegaukelt, die so nicht existent ist. Alle, die Kritik an der Kanzlerin und ihrer Bundesregierung üben, werden als „Rechte“, „Nazis“, „Querulanten“ und „Quartalsirre“ bezeichnet.

Bekanntes Schema

Kennen wir diese Form der politischen Auseinandersetzung nicht schon aus Zeiten des „Wilhelminismus“, „Nationalsozialismus“, „Stalinismus“ und „Demokratismus“?!

Wenn das der neue Umgang mit Andersdenkenden sein soll, dann droht dem Land wirklich ein Bürgerkrieg – nicht sofort, aber auf absehbare Zeit!

Es bleibt nur zu hoffen, dass die Mehrheit der Menschen, auch in M-V, eines behält: kühlen Kopf, analytischen Verstand und die Fähigkeit zu differenziertem Denken.

Zweifel sind allerdings angebracht. Die gefährlichsten Feinde der Demokratie stehen eben nicht am linken oder rechten Rand. Das wußte schon Dr. Kurt Schumacher 1951. Ein großer Sozialdemokrat…

Dr. Marko Michels