Polen am erfolgreichsten

Die 34.Hallen-Leichtathletik-EM in Belgrad im Rückspiegel

Bevor Strom und Bäche endgültig vom Eise befreit sind und die Freiluft-Saison in der Leichtathletik endgültig beginnt – die Laufcup-Saison in M-V 2017 startete bereits mit dem 29.Mühlenlauf in Wittenburg am 5.März – ging es für Europas beste Läuferinnen bzw. Läufer, Springerinnen bzw. Springer, Stosserinnen bzw. Stosser oder Mehrkämpferinnen bzw. Mehrkämpfer, unter das europameisterliche Hallen-Dach in Belgrad.

600 um 26 Goldene

Fast 600 Athletinnen und Athleten, genau 567, aus 48 Ländern trafen sich in der serbischen Hauptstadt, zum friedvollen Wetteifern um die 26 Goldmedaillen in den verschiedenen Disziplinen.

Russland aussen vor

Russland, das 2013 in Göteborg und 2015 in Prag jeweils das Medaillen-Ranking der Hallen-Leichtathletik-EM gewonnen hatte, durfte aufgrund des dortigen vermeintlichen systematischen Dopings nur mit vier Athletinnen bzw. Athleten dabei sein, die wiederum nur als „unabhängige Starter“ zugelassen wurden. Drei verzichteten und nur die Weitspringerin Darya Klishina sagte letztendlich zu. Sie wurde Vierte in ihrem Wettkampf.

Starke Leistungen und viele Fragen

Die Leistungen waren auch ohne russische Athletinnen und Athleten sehr, sehr stark. Da stellen sich zugleich die Fragen, ging tatsächlich alles „sauber“ zu, dopen die Anderen tatsächlich nicht und stellen dennoch bessere Leistungen auf, als die vermeintlich Gedopten?! Oder haben die Anderen bessere „Mittelchen“ als die Russen, die sich zudem schwerer nachweisen lassen? Oder sind die Anderen nur deshalb im Vorteil, weil in jenen Ländern keine „Whistleblower“ zum Bereich Hochleistungssport vorhanden sind?

Nachweis der konkreten individuellen Schuld

Eigentlich war es einmal so, so funktioniert nun einmal ein richtiger demokratischer Rechtsstaat, dass individuelle (Doping-)Schuld nachgewiesen werden muss, wenn es um eine Teilnahme oder Nicht-Teilnahme an einem Wettkampf geht. Das heisst: Gibt es tatsächlich zu allen russischen Leichtathletinnen und Leichtathleten, die im dortigen Nationalkader sind, klare Beweise dafür, dass diese dopten?

Wenn nicht, ist die Sperre fast aller russischen Leichtathletinnen und Leichtathleten mehr als fragwürdig.

Wer betrügt, gehört gesperrt

Um es ganz klar zu sagen: Wer dopt, betrügt und muss gesperrt werden. Nur: Es gibt zahlreiche Länder auf allen Kontinenten – mit Ausnahme der Antarktis – da werden Dopingkontrollen mehr als lax gehändelt, verschwanden in der Vergangenheit oftmals positive Doping-Befunde – nicht nur in angeblich „unterentwickelten“ Ländern,  oder sind Sportlerinnen bzw. Sportler plötzlich bei Doping-Kontrollen nicht da…

So lange das alles der Fall ist, bleiben die aufrichtigen Sportfreunde skeptisch – es gibt nicht nur den „russischen Sündenbock“, der von allem ablenken kann…

Doch genug vom Sportpolitischen…

Zwischen Läufen und Mehrkämpfen

Hin zum Sportiven: Nach Ende der dreitägigen Wettkämpfe bei den 34.Hallen-EM in der Leichtathletik vom 3.März bis 5.März durften sich 26 Länder über Medaillen freuen. 14 Staaten erkämpften eine oder mehrere Goldmedaillen.

In den Lauf-Konkurrenzen der Herren war Polen mit 3 x Gold, 1 x Silber am erfolgreichsten. Der Sprint-König (Sieger über 60 Meter) kam aus Grossbritannien. Richard Kilty siegte in 6,54 Sekunden. In den technischen Disziplinen waren die Polen zudem am besten: mit 3 x Gold, 1 x Bronze.Im  Mehrkampf bei den Herren, im Siebenkampf,  belegte Kevin Mayer aus Frankreich Rang eins.

Bei den Frauen, in den dortigen Lauf-Entscheidungen, präsentierten sich die Britinnen in ausgezeichneter Verfassung und holten 3 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze. Asha Philip avancierte zur Sprint-Königin in Belgrad und distanzierte die Konkurrenz über 60 Meter in 7,06 Sekunden.

In den technischen Disziplinen bei den Frauen war das deutsche Team mit jeweils 1 x Gold, Silber, Bronze die Nummer eins. Den Mehrkampf bei den Frauen, den Fünfkampf, entschied Nafissatou Thiam (Belgien) für sich.

Angenehme Überraschungen der EM

Angenehme Überraschungen gab es in Belgrad natürlich auch. So gewann Izmir Smajlaj aus Albanien den Weitsprung mit 8,08 Meter – die erste Goldmedaille bei Hallen-EM in dr Leichtathletik für sein Land. Über die 800 Meter der Frauen schaffte die Isländerin Anita Hinriksdottir Rang drei hinter Selina Büchel (Schweiz) und Shelayna Oskan-Clarke (Grossbritannien). Mit viel Können, Anmut und Grazie gelang der Litauerin Airine Palsyte, die Universiade-Siegerin 2015 und Vize-Europameisterin 2016, mit 2,01 Meter der Sieg im Hochspringen der Frauen.

Deutsches Team mit neun Medaillen

Die deutsche Mannschaft erkämpfte in Belgrad neun Medaillen, darunter 2 x Gold, was Rang drei im Medaillenspiegel hinter Polen mit 12 Medaillen, darunter 7 x Gold, und Grossbritannien mit 10 Medaillen, darunter 5 x Gold, bedeutete.

Für den deutschen Medaillen-Glanz in Belgrad sorgten Cindy Roleder über 60 Meter Hürden bzw. Kristin Gierisch im Dreisprung jeweils mit Gold, Lisa Ryzih im Stabhochspringen bzw. Konstanze Klosterhalfen im 1500 Meter Lauf jeweils mit Silber bzw. Richard Ringer im 3000 Meter Lauf, Max Hess im Dreisprung, David Storl im Kugelstossen, Pamela Dutkiewicz über 60 Meter Hürden und Claudia Salman-Rath im Weitspringen jeweils mit Bronze.

Claudine Vita mit Rang fünf im Kugelstossen

Die einzige Teilnehmerin aus M-V an den Hallen-Leichtathletik-EM 2017, Claudine Vita vom SC Neubrandenburg, belegte mit der persönlichen Bestleistung von 18,09 Meter Rang drei im Kugelstossen der Frauen.

Deutschland (mit DDR, Westdeutschland und vereint) führt im „ewigen Medaillenspiegel“ der Hallen-Leichtathletik-EM (mit EM-Hallenspielen 1966/69) mit 532 Medaillen, darunter 188 x Gold, vor Russland (mit SU) mit 505 Medaillen, darunter 187 x Gold.

Und 2019 heisst es bei den nächsten Hallen-Leichtathletik-EM in Glasgow: „Spieglein, Spieglein an der Wand: Wer ist die/der Schnellste im ganzen `Europa-Land`?!“…

Marko Michels