Paralympischer Sport im Blickfeld

Sport mit Handicap – Vom Breitensport zum Hochleistungssport

Zur Zeit finden die Paralympics in Peking statt – für die hochleistungssportlich orientierten Sportlerinnen und Sportler mit Handicap.
Doch auch auf regionaler Ebene ist der Zuspruch bei den Sportlerinnen und Sportlern mit Handicaps zu breitensportlicher Aktivität sehr groß.

Mit Ute Schenk, Vorsitzende des BSV Wismar, im Gespräch zu ihrem Verein, den Paralympics 2008 und zur eigenen Fitness

Sie kehrten gerade von einem internationalen Sportfest in den Sportarten Tischtennis, Kegeln und Schwimmen  aus Wilhelmshaven zurück.
Wie lief es dort für die Wismarer Sportler ?

Ute Schenk: Mit den Ergebnissen ist unser Verein sehr zufrieden. Neun Aktive vom BSV Wismar nahmen an den 28.Behindertensportfest teil und starteten in den Sportarten Tischtennis, Kegeln und Schwimmen. Und die Bilanz kann sich wahrlich sehen lassen. Es gab insgesamt 18 x Gold, 9 x Silber und 4 x Bronze, davon allein im Schwimmen 15 x Gold und 8 x Silber. Unser bester Athlet hatte wahrscheinlich „besten Kontakt“ zu Neptun: Im Schwimmen erkämpfte Sven Tennsted 4 x Gold.
Zwar nahmen in diesem Jahr nicht ganz so viele Athletinnen und Athleten teil, aber dennoch starteten aus ganz Deutschland und weiteren Ländern rund 800 Sportler !

Aus aktuellem Anlass: Zur Zeit finden die XIII.Paralympics in Peking statt. Ein Qunintett aus M-V nimmt ebenfalls an diesem Sportereignis teil. Gestern gewann Judoka Carmen Brussig vom PSV Schwerin Bronze, ihre Schwester Ramona erkämpfte sogar Silber.
Ein kleines Statement von Ihnen zu diesen Erfolgen …

Ute Schenk: Die Erfolge sind wirklich eine „Wucht“. Es ist – allein schon aus Gründen des „Lokalpatriotismus“ – klasse, wenn einer oder eine der „Unsrigen“ gut abschneidet. Aber gerade für unseren Verein sind auch die Schwimmer oder Tischtennis-Spieler, auch wenn sie nicht gerade aus M-V stammen, interessant. Die Schwimmerin Kirsten Bruhn oder den Tischtennis-Spieler Holger Nickels kennen wir beispielsweise von Veranstaltungen und Ehrungen, u.a. in Greifswald oder in Trier. Da fiebert man noch einmal „extra stark“ mit.
Aber Ramona und Carmen Brussig – das sind schon richtige „Aushängeschilder“ für den Sport mit Handicap in M-V.

Sport mit Handicap in Wismar seit 1990. Wie verlief die Entwicklung seitdem ?

Ute Schenk: Erst waren ja die Schwimmer und Kegler unter sich. Dann kamen die Rollstuhl-Tänzer und Tischtennis-Spieler hinzu. Die Rollstuhl-Tänzerinnen und –Tänzer hatten in der Vergangenheit eine Reihe respektabler Auftritte, doch leider trennte sich die Gruppe, kam wieder zusammen und trennte sich erneut. Leider. Nichtsdestotrotz hat sich die Mitgliederzahl des Vereines konstant bei 140 eingepegelt. Das ist eine beachtliches „Reservoir“, zumal bei uns die Kinder der L-Schule trainieren können. Für die Turniersaison 2008/09 vertreten wieder die Wettkampf-Teilnehmer in den Sportarten Kegeln, Schwimmen und Tischtennis die Hansestadt Wismar deutschlandweit würdig.

Wie ist eigentlich – aus Ihrer Sicht – um die Akzeptanz Ihrer Arbeit, der Tätigkeit des Wismarer Behindertensportvereines, in der Hansestadt „bestellt“ ?

Ute Schenk: In die sportlichen Strukturen des Stadt-Sport-Bundes Wismar sind eingebunden. Wir sind gleichberechtigt mit den anderen Sportvereinen der Stadt und so werden unsere besten Sportlerinnen und Sportler jedes Jahr bei der Gala der Besten im Vorfeld den Bürgern zur Abstimmung vorgestellt. Wir möchten keine Sonderstellung. Eine Ausnahme doch, denn seit 2007/08 nutzen wir die Sporthalle der Grundschule am Friedenshof, weil sie die Einzige mit Sanitär-Bereich für Rollis ist.
Die Zusammenarbeit mit dem Wonnemar ist ausgezeichnet. Dort nutzen wir an drei Tagen kostenlos das Schwimmsportbecken, und unsere Kegler trainieren einmal die Woche ebenfalls dort.

Welche sportlichen Herausforderungen haben die Athletinnen und Athleten Ihres Vereines in diesem Jahr noch zu meistern ?

Ute Schenk: Für die Kegler stehen demnächst die Wettkämpfe um den Ostseepokal und den Landesblindenpokal an. Die Punktspiel-Saison beginnt dann Ende November. Für die Tischtennis-Spieler wird es dann, unter anderem, beim Deutschlandpokal in Bayern oder in den Punktspielen der Ober- sowie Regionalliga ernst. Der Sport und auch der Sport mit Handicap duldet keine „Verschnaufpause“ !

Eine Frage noch einmal zu den Paralympics: Welche Bedeutung hat dieses Sportereignis aus Ihrer Sicht ? Was erwarten Sie von den Paralympics 2008 ? Verfolgen Sie intensiv die Wettbewerbe in Peking ?

Ute Schenk: Es ist erst einmal sehr erfreulich, dass sowohl Fernsehen als auch Hörfunk so viel über die Paralympics berichtet. Das war vor 10 Jahren noch ganz anders und beweist, dass das Interesse für den Sport mit Handicap und dessen Akzeptanz deutlich gestiegen sind.
Die Zuschauer haben erkannt, dass auch Menschen mit Handicap Herausragendes leisten können. Die Paralympics 2008 sind sicher ein Meilenstein für die weitere Entwicklung des paralympischen Sportes. Übrigens: Ich interessiere mich sowohl für die Schwimm- als auch für die Tischtennis-Wettbewerbe.

Abschließend: Wie halten Sie sich eigentlich fit ?

Ute Schenk: Montags spiele ich zwei Stunden Tischtennis in Wismar, donnerstags dann zwei Stunden in Preetz. Wenn es meine Zeit erlaubt, bin ich freitags gern bei meiner „alten“ Truppe, den Schwimmern.
Bei jedem Menschen rächt sich schnell mangelnde Bewegung.

Kontakt zum BSV Wismar über die Vereinsvorsitzende Ute Schenk, Tel.: 0451-898707.
Neue interessierte Mitglieder sind immer willkommen !

 
Text/Fotos (4): Marko Michels