Großbritannien erfolgreichste Ruder-Nation der PARALYMPICS 2008
Die PARALYMPICS 2008 dauern noch bis zum 17.September.
Die paralympischen Ruder-Wettbewerbe, erstmals im Programm, sind allerdings schon wieder Geschichte.
Erfolgreichstes paralympisches Ruder-Land in Peking wurde Großbritannien mit zweimal Gold, einmal Bronze, vor China und Italien mit jeweils einmal Gold und den USA mit einmal Silber sowie einmal Bronze. Australien, die Ukraine, Weißrussland, Brasilien und Israel gewannen jeweils eine Medaille.
Marcus Klemp vom Ribnitzer SV, wurde im deutschen Handicap-Vierer sehr guter Vierter.
Helmut Rinas, Marcus`Trainer, über die Leistung seines Schützlings, bessere Fördermöglichkeiten und weitere Ambitionen
Frage: Marcus Klemp wurde im Handcap-Vierer mit seinem Team hinter Italien, den USA und Großbritannien hervorragender Vierter. Sie trainieren Marcus inzwischen seit knapp acht Jahren.
Wie lautet Ihr Statement zu dieser Leistung von Marcus bei den Paralympics in Peking ?
Antwort: Ich kann Marcus und der Mannschaft nur allergrößten Respekt zollen. Unter schwierigen Bedingungen in der Vorbereitung, Stichworte unsichere berufliche und soziale Perspektive, kaum gemeinsames Training mit den anderen Bootskollegen, so weit nach vorn zu kommen – das ist schon Wahnsinn. Die Leistungsdichte der einzelnen Boote war enorm, schon das Erreichen des Finales ist daher ein Riesen-Erfolg. Marcus und auch ich meinten ja bereits vor Peking: Erst einmal das Finale schaffen und dann das Beste daraus machen ! Mit den Amerikanern und auch Briten mußte man schon rechnen. Dass die Italiener so stark waren, ist hingegen eine Überraschung. Vor Jahresfrist, bei den WM, spielten sie noch keine Rolle. Auch die Chinesen hatte man nicht unbedingt auf der Rechnung. Doch das Ergebnis Italien vor den USA, Großbritannien, Deutschland, China und Kanada spiegelt eben das gegenwärtige Leistungsniveau in dieser Bootsklasse wieder. Marcus und die Mannschaft haben das Optimale in Peking herausgeholt.
Frage: Muß sich nicht nach den Resultaten bei den olympischen und paralympischen Ruder-Wettbewerben aus deutscher Sicht Entscheidendes verändern ?
Helmut Rinas: Ich hoffe es ! Ändert sich nichts hinsichtlich der Förderstruktur wird der deutsche Rudersport, ob bei den olympischen oder paralympischen Regatten, den Anschluss an die Weltspitze vollends verlieren. Wenn vorher einige Verantwortliche meinten, 8 bis 10 Stunden Training in der Woche reichen für einen paralympischen Ruderer, dann kann ich nur den Kopf über derartige weltfremde Auffassungen schütteln. Natürlich muß ein Handicap-Ruderer ebenso hart trainieren, wie der Kollege in den olympischen Bootsklassen. Sicherlich sollte der jeweilige Grad der Behinderung berücksichtigt werden, aber das Trainingspensum so weit nach unten zu „definieren“, ist schlicht und ergreifend falsch.
In anderen Ländern, z.B. in den USA, in Großbritannien oder in Italien, werden die Ruderinnen und Ruderer 24 bis 12 Monate vorher vom Verband oder Arbeitgeber freigestellt, bekommen großzügige Förderung und können sich so optimal auf die sportlichen Höhepunkte vorbereiten. Sicher, alles kostet Geld. Nur den Sport-Verantwortlichen in Deutschland, speziell beim DBS oder DRV, muss klar sein: Wollen sie, dass Deutschland weiterhin Weltspitze im Sport bleibt, speziell auch beim Handicap-Rudern, muß ein generelles Umdenken erfolgen. Nur bei verbesserter Förderung, bei beruflichen Perspektiven für die Athleten können weiterhin entsprechende Leistungen abgerufen werden.
Beim deutschen Tischtennissport ist man da schon weiter, die Athleten wurden 12 Monate vor den Paralympics freigestellt, konnten so unbeschwert trainieren – und nun in Peking große Erfolge erzielen.
Frage: Frage: Nach Peking 2008 – Was wünschen Sie sich für Marcus ?
Antwort: Ich hoffe sehr, dass Marcus auch im Hinblick London 2012 versuchen wird, wieder anzugreifen. Der deutsche Handicap-Vierer wurde bei der WM 2007 Weltmeister – nicht zuletzt wegen des Überraschungseffektes. Danach haben Nationen, wie die Vereinigten Staaten oder Italien, noch einmal ihre Anstrengungen „verdoppelt“. Mit dem WM-Titel 2007 haben Marcus und das Team aber auch gezeigt, was für ein großes Potential im Vierer steckt. Bei besserer Vorbereitung und Förderung wäre sogar in Peking noch mehr möglich gewesen. Einen sozialen und beruflichen Existenzkampf zu führen, sich den alltäglichen Herausforderungen zu stellen und dann noch Spitzenleistungen im Sport zu erbringen – das ist schier unmöglich. Aber Marcus und die anderen im Vierer haben gezeigt, dass sie echte Kämpferinnen und Kämpfer sind, die dennoch versuchen, das Optimum zu erreichen.
Vor der Leistung des deutschen Vierers in Peking bin ich sehr beeindruckt.
Marko Michels