Olympisches Flair in Altentreptow

Mit Dr. Wolfgang Heidel, Vorsitzender des Kreissportbundes Demmin, im Gespräch.

Frage: Kurz vor Olympia 2008 ist ein guter Zeitpunkt, auch auf die geleistete Arbeit des Kreissportbundes Demmin zurückzublicken.
Hat Demmin und der Landkreis – aus Ihrer persönlichen Sicht – den Titel „Sportregion“ zu Recht verdient ?

Dr. Wolfgang Heidel: Der Kreissportbund Demmin vertritt rund 110 Vereine mit mehr als 7500 Mitgliedern. Diese Größenordnung zeigt, dass Sport und Bewegung in unserer Region sehr beliebt sind. Ganz erfreulich ist die Tatsache, dass von den 7500 organisierten Sporttreibenden mehr als die Hälfte Kinder und Jugendliche sind. Gerade wurden bei uns die 12. Jugendsportspiele veranstaltet, ausgezeichnete Leistungen und eine ausgelassene Stimmung prägten die Wettkämpfe. Insbesondere die hohe Qualität bei den Jugendsportspielen 2008 bewies, dass der Sport in der Region Demmin eine gute Zukunft hat.

Frage: Gibt es einen mecklenburgischen bzw. vorpommerschen Erfolg in der olympischen „Arena“, der Sie besonders beeindruckte ?

Dr. Wolfgang Heidel: Ja, bei uns gab es eine Vielzahl erfolgreicher Olympionikinnen und Olympioniken in der Vergangenheit, aber auch in der Gegenwart. Axel Wegner, in Demmin geboren und  bereits Skeet-Olympiasieger 1988 in Seoul, wird in Peking 2008 seine fünften Olympischen Spiele erleben. Eine Medaille oder zumindest eine vordere Platzierung sei ihm von Herzen gegönnt.
Zu den „Olympischen Tagen“ vom 16. bis 23.August 2008 in Altentreptow erwarten wir eine Reihe erfolgreicher Sportlerinnen und Sportler, auch aus der Stadt Altentreptow. So stammen ja Ilse Kaschube-Zeisler, die 1972 die erste Olympia-Medaille (Silber) im Kanu-Rennsport für M-V gewann, aus Altentreptow, ebenso wie Christine Guth-Wachtel, die 800 Meter-Olympiazweite von 1988. Anita Marg-Barkusky, die Olympia-Vierte 1976 über 800 Meter, wurde in Burow geboren und sogar ein berühmter Eishockeyspieler, Dietmar Peters, der Olympia-Achte 1968 mit der DDR-Olympia-Auswahl, erblickte hier in der Region, in Grapzow, das Licht der Welt. Für mich alles vorbildliche Sportler, die für beeindruckende Leistungen stehen. Übrigens: Die vier ehemaligen Olympioniken aus Altentreptow und der Region übernehmen auch die Schirmherrschaft der Veranstaltung.

Frage: In Peking 2008 bei den Olympischen und Paralympischen Spielen werden rund 30 Athletinnen und Athleten aus M-V, die hier ihren Klub oder ihre Wurzeln haben, an den Start gehen. Was erwarten Sie von den Athletinnen und Athleten aus M-V in Peking ?

Dr. Wolfgang Heidel: Es ist sehr erfreulich, dass so viele Athletinnen und Athleten aus den verschiedenen Regionen Mecklenburg-Vorpommerns die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2008 schafften. Die Nominierung erreicht zu haben, ist an sich schon eine enorme Leistung. Sicherlich würden sich die Sport-Anhänger im Lande über die eine oder andere Medaille freuen. Aber man sollte nicht vergessen, dass der Konkurrenzkampf immer härter wird, denn auch in anderen Ländern erfährt der Sport eine entsprechende Förderung.

Frage: Übrigens – Welchen Wettbewerben fiebern Sie besonders entgegen ? Wo werden Sie die Wettkämpfe verfolgen ?

Dr. Wolfgang Heidel: Ich werde zwar nicht bei den Olympischen Spielen in Peking sein, dafür aber bei den „Olympischen Tagen“ in Altentreptow. Wir bieten dabei ein Programm, das vielfältiger und abwechslungsreicher kaum sein kann. Bei uns werden Olympioniken von einst zu Gast sein und auch die potentiellen Olympioniken von morgen. Während der „Olympischen Tage“, die vom 16. bis 23.August parallel zu den Spielen in Peking stattfinden, wird es u.a. ein Handball-Spiel zwischen einem Old-Star-Team der früheren DDR, mit vielen Olympiasiegern von 1980, gegen eine Auswahl des HV Altentreptow geben. Henry Maske, der Olympiasieger von 1988, Amateur- und Profi-Weltmeister, wird vor Ort sein und dem Box-Nachwuchs der SG Aufbau Altentreptow gute Tipps für künftige Kämpfe verraten. Ein Judo-Vier-Länder-Kampf (U 20) ist Bestandteil des Wettkampf-Programmes und ein „Tag des Mädchenfußballs“, bei dem der renommierte 1.FFC Turbine Potsdam (Frauen) auf die FSV 90 Altentreptow (Männer) trifft, wird bestimmt zudem ein Höhepunkt.
Die Stars des Sportes können auf ihre jungen Fans und Talente in Altentreptow treffen, ihre Erlebnisse und Erfahrungen an den Sport-Nachwuchs weitergeben und sie für kommende Herausforderungen weiter motivieren.
Sehr am Herzen liegt mir auch die „Altentreptower Olympia-Meile für Jedermann“. Ich hoffe dabei, dass unser Angebot, mit dem Lauf der Olympia-Meile eigene sportliche Aktivität für die Gesundheit zu dokumentieren oder für sich neu zu entdecken, ein großes Echo findet. Offen gesagt, rechne ich mit (hoffentlich) 2008 Teilnehmerinnen oder Teilnehmern (und sogar mehr), um das olympische Jahr 2008 auch mit unserem Lauf zu symbolisieren

Gibt es einen mecklenburgischen bzw. vorpommerschen Erfolg in der olympischen „Arena“, der Sie besonders beeindruckte ?

Dr. Wolfgang Heidel: Jeder Erfolg und jede Leistung sind beeindruckend und nachhaltig. Aber, über jeden Erfolg einer Athletin oder eines Athleten aus unserer Region freue ich mich natürlich besonders.

– Und, ich würde mich über zahlreiche Gäste zu den „Olympischen Tagen“ in Altentreptow sehr freuen …

> Große olympische Erfolge feierte Demmin und der Landkreis in der olympischen Vergangenheit …

Als Beispiele seien nur die Kugelstoß-Olympiasiegerin von 1980, Ilona Slupianek aus Demmin, der Olympia-Zweite im Dreisprung 1972, Jörg Drehmel aus Trantow, 400 Meter-Hürdenläuferin Ellen Fiedler aus Demmin (Olympia-Bronze 1988) oder der Sportschütze und Olympiasieger von 1988, Axel Wegner, ebenfalls aus Demmin, der auch in Peking wieder teilnimmt, genannt.
800 Meter-Läuferin Christine Wachtel aus Altentreptow schaffte im „ewigen Duell“ mit Sigrun Wodars im olympischen 800 Meter-Finale 1988 Silber. Dietmar Peters aus Grapzow, der in der Kindheit sogar als Fußballspieler in die DDR-Schülerauswahl berufen wurde und „um ein Haar“ beim FC Hans Rostock „gelandet“ wäre, war ein Eishockey-Stürmer von Weltklasse, der 15 Mal bei Eishockey-WM spielte (u.a. 1983 Sechster) und sogar 1968 in Grenoble in der DDR-Eishockey-Mannschaft stand. Siebenkämpferin Anke Behmer, die in Stavenhagen geboren wurde, erkämpfte 1988 in Seoul Bronze. Ruderin Anke Borchmann, die aus Neukalen stammt, erruderte 1976 in Montreal Gold im Doppelvierer. Auch die Ringer waren in vergangenen Jahren „gut in Form“. Hans-Dieter Brüchert aus Jarmen erkämpfte Silber im freien Stil in Montreal 1976; Klaus Pohl aus Teusin war Olympia-Ringer 1968 und 1972.
Die Kanutin Ilse Kaschube, die in den 1970ern den zweifachen Vize-Weltmeister im Einer-Canadier Klaus Zeisler ehelichte, konnte 1972 in München Silber „erpaddeln“.  Und Anita Barkusky lief 1976 als Vierte ganz knapp an einer Medaille vorbei. Außerdem gewann Stefan Uteß, der gebürtige Demminer, eine olympische Bronze-Medaille im Kanu-Rennsport 2000.

Marko Michels