Olympische Leichtathletik-Hoffnungen einer Diskus-Elevin

Anna hat die britische Hauptstadt im Blick

Die olympische Leichtathletik und M-V. Das hat eine große Erfolgstradition. Speziell gilt dieses auch für das Diskuswerfen. So gewann Jürgen Schult vom SC Traktor Schwerin/Schweriner SC Gold 1988 und Silber 1992. Bereits 1976 konnte die gebürtige Schwerinerin Gabriele Hinzmann Bronze erkämpfen. Silber gab es dann 1988 durch die in Bergen auf Rügen geborene Diana Gansky. Zwar gelang Franka Dietzsch in ihrer Karriere nicht die ersehnte Olympiamedaille (Platz vier 1996 / Platz sechs 2000), aber unter anderem dreimal WM-Gold 1999, 2005 und 2007 bzw. EM-Gold 1998 sind schon einzigartige Triumphe.

Nun schickt sich eine gebürtige Greifswalderin in Diensten des SC Neubrandenburg an, die M-V-Erfolgstradition im Diskuswerfen fortzusetzen. Anna Rüh, Jahrgang 1993, U 20-Vize-Europameisterin (Diskuswerfen) sowie U 20-EM-Dritte (Kugelstoßen), schaffte bereits die Olympia-Norm (63,04 Meter) und darf sich berechtigte Chancen auf das London-Ticket machen.

Nachgefragt bei Anna Rüh

„Würde mich riesig freuen, in London dabei zu sein …“

Frage: Anna, eigentlich waren die Junioren-WM in Barcelona im Juli das große Ziel 2012, jetzt ist aber auch Olympia möglich. Was würde Ihnen die Olympia-Teilnahme ganz persönlich bedeuten?

Anna Rüh: Für jeden Sportler ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen das größte Ziel. Auch ich würde mich riesig freuen, in London starten zu dürfen. Nach wie vor ist es jedoch meine große Ambition, eine Medaille in Barcelona bei den Junioren-Weltmeisterschaften zu  gewinnen.

Frage: Nun erreichten Sie mehr als 63 Meter. Waren Sie selbst überrascht von dieser Weite überrascht oder wussten Sie bereits, dass ihr Potenzial diese Dimensionen zuließ?

Anna Rüh: Wir haben in den letzten Wochen gut trainiert und ich wusste, dass ich über 60 Meter werfen kann. Dass es gleich 63 Meter wurden, überraschte auch mich.

Frage: Wie gelangten Sie eigentlich von Greifswald nach Neubrandenburg? Wie beurteilen Sie die Bedingungen in Neubrandenburg?

Anna Rüh: Ich war bis 2007 Mehrkämpferin in Greifswald und in meiner Altersklasse recht erfolgreich. Um mich sportlich weiterzuentwickeln, entschied ich mich, den Schritt nach Neubrandenburg zu machen. Hier erschienen mir die Trainingsbedingungen optimaler. In Neubrandenburg angekommen, wurde ich  überraschend der Trainingsgruppe Wurf zugeordnet. Die Trainer sahen mehr Potenzial bei mir im Bereich Diskus/Kugel.

Heute habe ich optimale Bedingungen, um mich sportlich zu entwickeln. Von der Unternehmensberatung Hannig, bei der ich gegenwärtig eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation mache, werde ich bei allen meinen Unternehmungen unterstützt. Im sportlichen Bereich habe ich mit meinem Trainer Dieter Kollark, den wohl besten seiner Zunft im Wurfbereich.

Frage: Wie sieht jetzt Ihr Fahrplan in den kommenden Wochen aus?

Anna Rüh: Am Montag (11.Juni 2012) fahre nach Kienbaum ins Trainingslager zur Vorbereitung auf  die Deutschen Meisterschaften am kommenden Wochenende. Danach entscheidet sich der weitere Verlauf der Saison.

Frage: Und gab es schon Tipps von Franka Dietzsch, der dreifachen Weltmeisterin 1999, 2005 und 2007?

Anna Rüh: Franka steht mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Es ist toll, mit einer  solchen erfolgreichen und sympathischen Persönlichkeit Erfahrungen auszutauschen.

Letzte Frage: Die Kugelstoß-Olympiasiegerin von 1996 Astrid Kumbernuss  war als junge Athletin – wie Sie – gleichermaßen sehr erfolgreich im Kugelstoßen wie im Diskuswerfen, bis sie sich für das Kugelstoßen  entschied. Für Sie ist nun eher das Diskuswerfen das sportliche
Nonplusultra. Bleiben Sie dem Kugelstoßen dennoch treu?

Anna Rüh: Mein Trainer und ich legen im Moment unser Hauptaugenmerk auf das Diskuswerfen, da wir hier mehr Potenzial sehen. Das Kugelstoßen macht mir dennoch Spaß.

PS: Bedanken möchte sich Anna an dieser Stelle bei ihrem Arbeitgeber, der Unternehmensberatung Hannig, beim SC Neubrandenburg, speziell Trainer Dieter Kollark, bei Sponsoren, wie der Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft oder der deutschen Sporthilfe, sowie bei Familie und Freunden – ohne sie alle, ohne deren große Unterstützung wären ihre großen sportlichen Erfolge nicht möglich!

… Zum olympischen Diskuswerfen:
Das Diskuswerfen steht seit 1896 im olympischen Programm – zunächst nur für die Herren. Der erste Olympiasieger der Neuzeit war dabei der Amerikaner Robert Garrett. Überhaupt waren die USA lange Zeit das „Maß aller Diskuswurf-Dinge“ bei den Herren. Dreizehn Olympiasiege gingen auf das U.S.-Konto. Deutsche Diskuswurf-Olympiasiege erkämpften bislang Rolf Danneberg (1984), Jürgen Schult (1988) und Lars Riedel (1996).
Der vorerst letzte Olympiasieger – 2008 –  ist der Este Gerd Kanter.

Das Diskuswerfen der Frauen ist erst seit 1928 olympisch, wobei die Polin Halina Konopacka die erste Olympiasiegerin in dieser Disziplin wurde. Die meisten Olympiasiege bei den Damen sicherten sich deutsche Mädel. 1936 gewann Gisela Mauermayer. 1976 und 1980 belegte Evelin Schlaak-Jahl Platz eins. 1988 folgte Martina Hellmann mit Olympia-Gold. Ilke Wyludda triumphierte dann 1996. Die vorerst letzte Olympiasiegerin bei den Frauen – 2008 -ist übrigens die Amerikanerin Stephanie Brown Trafton.

Marko Michels

Foto (Michels): Die Leichtathletik hat in M-V viele hervorragende Standorte, ob in Neubrandenburg, in Rostock, in Wismar, in Sanitz, in Ribnitz-Damgarten, in Güstrow, in Schwerin (Blick in das Stadion am Lambrechtsgrund) und und und