Olympische Generalprobe: Die Eisschnelllauf-WM 2009 in Vancouver

Mecklenburgerinnen in der Vergangenheit mit Erfolgen

ESLEine olympische Generalprobe auf den langen Eis-Kanten gibt es an diesem Wochenende, bis zum 15.März, in Vancouver, dem Austragungsort der Winterspiele 2010.

Seit 13 Jahren werden Weltmeisterschaften auf den Einzelstrecken von der internationalen Eislauf-Union im Eisschnelllaufen ausgetragen und vor allem zwei Nationen dominierten. Bei den Herren waren die Niederlande seither das „Maß aller Eisschnelllauf-Dinge“; bei den Damen konnten die deutschen Eischnellläuferinnen die Spitzenposition erkämpfen.

Damit ergibt sich vor Vancouver folgendes Bild im Medaillenspiegel bei Damen/Herren (Land-Gold-Silber-Bronze): 01.Niederlande: 39-40-33 / 02.Deutschland: 33-26-18 / 3.Kanada: 14-15-22 / 04.Japan: 7-8-12 / 05.USA: 7-4-10 / 06.Norwegen: 6-7-5 / 07.China: 3-4-1 / 08.Tschechien: 3-0-0 / 09.Russland: 2-6-4 / 10.Südkorea: 1-1-3.

Bei der ersten WM-Entscheidung blieben die deutschen Damen jedoch ohne Gold und Medaille. Es siegte Renate Groenewold über die 3000 Meter; Mitfavoritin Daniela Anschütz-Thoms wurde immerhin Fünfte. Shani Davis, der amerikanische Weltrekordler, triumphierte hingegen über die 1500 Meter und sicherte sich damit seinen achten WM-Titel überhaupt.

Übrigens, in der Vergangenheit konnten auch Eisschnellläuferinen mit Mecklenburger Wurzeln auf dem Eis glänzen, auch wenn Sie zumeist auf das Berliner Eis wechselten oder im Falle von Karin Enke auf das Dresdener.

So lebte die 500 Meter-Olympiasiegerin im Eisschnelllaufen von 1960, Helga Haase, nach dem zweiten Weltkrieg in Schwerin-Neumühle und war zunächst als Handballspielerin bei der BSG Empor Schwerin aktiv. Das spätere Eislauf-Ass Karin Enke war hingegen auch auf dem Rostocker Eis in Aktion.

Jacqueline Börner (verh. Schubert), 1965 in Wismar geboren, für den TSC Berlin startend, wurde 1992 Olympiasiegerin über 1500 Meter. Die 1954 in Rostock geborene Karin Kessow (verh. Drbal) konnte zuvor, 1975, Weltmeisterin im Großen Mehrkampf werden.

Aber wie gelangten beide Sportlerinnen als „Nordlichter“ zum Eisschnelllaufen ?

> Frage: Jacqueline, an der Ostseeküste, in Wismar wurden Sie geboren. Ihre Eltern – Mutter als Stewardess und der Vater als Borddrucker – heuerten auf der MS „Fritz Heckert“ an, auf der sie manchmal mitfuhren. Sie hatten als Hanseatin also schon frühzeitig Kontakt mit dem Element Wasser – allerdings in flüssiger Form.

War Ihr Weg damit zum Eisschnelllaufen vorgezeichnet – auch wenn die Arbeitsgrundlage später das „gefrorene Wasser“ sein sollte ?!

JB– Jacqueline Schubert: Mein Vater war auch ambitionierter Radsportler und nahm mich bereits als „Göre“ zu allen möglichen Sportveranstaltungen, ob „im oder am Wasser“.
Ich versuchte mich ja „ein wenig“ als Leichtathletin. Als unsere Familie dann 1974 nach Berlin-Lichtenberg zog, in die Nähe des Sportforums, wusste ich gleich: „Ja, Jacqueline `irgendeine Sportart` musst du machen !“.

Fußball für Frauen war ja damals – leider, leider oder letztendlich (für mich persönlich)`“Gott sei Dank !“ für Frauen verpönt – so suchte ich weiter und schaute bei den Eisschnellläufern vorbei.
Und „sofort“ wusste ich: Das ist spannend und sieht auch gar nicht schwer aus, denn immerhin war ich schon sehr erfolgreich „auf zugefrorenen Pfützen“ Schlittschuh gelaufen.
Aber es war dann doch schwieriger als gedacht. Die ersten Übungsstunden waren echt schlimm.

Oder wie der frühere GNTM-Juror (GNTM = Germany`s Next Top Model – by Heidi Klum – Anm.d.A.) Bruce Darnell sagen würde: Ich tapste wie Pinocchio auf dem Eis …
Bei den ersten Trainingsstunden hing ich mehr in den Armen des Übungsleiters, als dass ich „Eisberührung“ hatte! Der damalige TSC-Trainer Rainer Klehr machte mir jedoch Mut: „Mädel, aus dir mache ich eine richtige Eisschnellläuferin!“. Das schaffte er dann auch.

Allerdings war der Weg dorthin „steiniger“ oder besser gesagt „glatter“ als erwartet.

> Frage: Frau Kessow-Drbal, Sie begannen bereits in Rostock mit dem Eislaufsport. Auch heute wird dort noch erfolgreich Kurzbahn-Eisschnelllauf betrieben. Haben Sie noch regen Kontakt zur alten Heimat?

KB– Karin Drbal: Mit der heutigen Leiterin des Rostocker Olympiastützpunktes für die Sportart „Short Track“ (Kurzbahn-Eisschnelllauf) war ich ja in einer Trainingsgruppe. Ihre Mutter Gerda Hoffmann war unsere Trainerin. Nicht zuletzt dank ihres Trainings konnte ich 1979 Spartakiade-Siegerin werden. Die Grundlagen für meine spätere international erfolgreiche Laufbahn wurden in Rostock gelegt.

Glücklicherweise hatten Karin und ich zwei Jahre Altersunterschied, so wurden wir nie direkte Konkurrentinnen und blieben Freundinnen. Aber auch heute habe ich noch regen Kontakt nach Rostock. Im Sommer, zumeist im August, haben die Berliner Eisschnellläufer und die Rostocker Short Tracker ihre Trainingslehrgänge zum gleichen Zeitpunkt (Ist aber Zufall!) in Zinnowitz auf Usedom, so dass die „Beziehungen“ zwischen Rostock und Berlin eng sind.

Übrigens gibt es dann auch das traditionelle Fußballspiel zwischen Eisschnellläufern und Short Trackern … Wir, die Berliner Eisläufer, gewannen – und dieses erwähne ich nur am Rande 🙂 – das letzte Aufeinandertreffen „haushoch“!

Mal schauen, wie sich nun Anni Friesinger & Co. in Vancouver bei den WM schlagen werden !

M.Michels

F.: Impressionen/Eisschnelllauf-WM 2008 in Berlin (2.: J.Börner, 3.: mit Karin Kessow). M.M.