Olympia im Blick

Nachgefragt beim Rostocker Speerwerfer


Die Rostocker Leichtathletinnen und Leichtathleten konnten in der Vergangenheit schon einige Erfolge feiern und „Meilensteine“ für die Entwicklung der Leichtathletik in Mecklenburg-Vorpommern „setzen“.

Olympische „Meilensteine“ für die Rostocker Leichtathletik

Den ersten olympischen Medaillengewinn für eine Frau aus dem heutigen Mecklenburg und Vorpommern gab es dabei 1964, als Renate Garisch-Culmberger (SC Empor Rostock) die Silbermedaille im Kugelstoßen gewann.

Marita Koch, die gerade junge 55 wurde, triumphierte bei Olympia 1980 in Moskau, war die erfolgreichste Leichtathletin bei den ersten Leichtathletik-WM 1983 in Helsinki und lief nicht zuletzt den noch heute bestehenden Weltrekord über die 400 Meter beim Weltcup in Canberra (47,60 Sekunden).

Sehr schnell war eine Rostockerin dann auch bei den WM 1987 in Rom. Silke Möller wurde seinerzeit Weltmeisterin über die 100 Meter, über die 200 Meter und Vize-Weltmeisterin mit der 4 x 100 Meter-Staffel. Ein Jahr später konnte sie außerdem Olympia-Silber mit der DDR-Staffel über 4 x 100 Meter erringen.

Christian Schenk – im Jahr 1988 „König der Athleten“

Einen „König der Athleten“ haben die Rostocker Leichtathleten ebenfalls in ihren Reihen: Bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul errang Christian Schenk Zehnkampf-Gold – vor Torsten Voss vom SC Traktor Schwerin. Der Langstreckler Hansjörg Kunze war in Seoul 1988 auch „gut drauf“ und erkämpfte Bronze über 5000 Meter.

Auch nach der Wende blieb Rostock eine Leichtathletik-Hochburg. Einige Athletinnen und Athleten aus Rostocker Vereinen erreichten auch nach 1990 beeindruckende Erfolge und sehr gute Platzierungen bei nationalen und internationalen Meisterschaften.

Für eine große Überraschung sorgte Ulrike Maisch vom 1.LAV Rostock, als sie 2006 bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Göteborg Marathon-Gold erlief – vor den Favoritinnen aus Serbien, Russland oder Italien.

„Wiederbelebung“ einer (Speer-)Tradition: Mark Frank in Rostock

Aber auch ein Speerwerfer konnte mit seinen Leistungen mehr als überzeugen. Mark Frank, 1977 in Neustrelitz geboren, „belebte“ dabei „eine alte M-V-Tradition“ … Bereits im Jahr 1960 bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom hatte der 1930 in Altenpleen geborene und für den SC Traktor Schwerin startende Walter Krüger im damaligen Speerwurf-Wettkampf den Silber-Platz belegt.

Seit 1999 ist Mark Frank stets „irgendwie“ vorn mit dabei, wenn es um nationale und internationale Wettkämpfe geht – und er ließ sich nie von Verletzungen entmutigen … Im Jahr 1999 bei den U 23-EM wurde Mark bereits Dritter und „so richtig“ legte er seit 2005 ff. los:

2005 WM-Teilnahme (Achter), zuvor Vierter der Deutschen Meisterschaften und Europacupsieger, 2006 Dritter der Deutschen Meisterschaften, 2009 dann Deutscher Meister sowie wieder WM-Teilnehmer (erneut Achter) bzw. 2011 Deutscher Vize-Meister und erneut WM-Teilnehmer (zum dritten Mal Achter).

Nun gilt es für den Schützling von Ralf Skopnik, die Olympischen Spiele in London mit dem Speer „zu erobern“. Vor vier Jahren fand die olympische Speerwurf-Konkurrenz leider ohne Mark Frank statt – eine Verletzung verhinderte seine Teilnahme.

Aber er kam mit einem Paukenschlag zurück, wurde im nacholympischen Jahr Deutscher Meister und konnte bei den WM guter Achter werden.

Auf „Acht“ scheint er bei Welttitelkämpfen ohnehin abonniert zu sein – da wird es Zeit, dass er in London um fünf Plätze nach vorn rückt …

Nachgefragt bei Mark Frank

Frage: Sie sind seit 13 Jahren immer wieder vorn mit dabei – national und international. Was soll die Saison 2012 möglichst für Sie bereit halten? Was sind die „heimlichen“ Ziele?

Mark Frank: Natürlich ist die Qualifikation zu den Olympischen Spielen das ganz große Ziel. Dort war ich noch nicht, dorthin möchte ich. Aber: Mit den Europameisterschaften in Helsinki gibt es außerdem eine hochkarätige Meisterschaft, die für mich persönlich einen ähnlichen Stellenwert hat, wie ein olympischer Wettkampf.

Gerade im Speerwerfen kommen 90 Prozent der Weltklasse-Speerwerfer aus Europa, wenn man dort vorn mit dabei ist, ist das schon eine ganz großartige Leistung. Das könnte dann auch „Rückenwind“ für London bedeuten, das Selbstvertrauen stärken. Aber: Eine sportliche Saison ist voller Unwägbarkeiten.

Insbesondere ich kann davon „ein Lied singen“. Schnell können eine Verletzung oder ein lästiger Technik-Fehler die ganze Saison ruinieren. Darum plane ich erst mal noch gar nicht so weit … Man soll ja bekanntlich den ersten Schritt nicht vor dem zweiten setzen.

Frage: Überhaupt hat es das Jahr 2012 leichtathletisch in sich … Anfang März fanden die Hallen-WM statt (ohne Speerwerfen), dann folgen jede Menge Meetings, die Grand-Prix- bzw. Golden League-Saison, die Deutschen Meisterschaften, die EM und letztendlich die Olympischen Spiele.
Wollen Sie „alles“ mitnehmen oder konzentrieren Sie sich „voll und ganz“ auf Olympia?

Mark Frank: „Alles“ kann man sicher nicht mitnehmen. Olympia und die EM sollten aber schon echte Highlights werden, sofern „alles“ optimal läuft. Ab Anfang März werde ich mir dann meinen Terminkalender zusammenstellen, strebe auch Starts bei den Diamond League-Meetings an, die nicht nur sportlich einen Gradmesser darstellen, sondern auch finanziell lukrativ sind. Viele Top-Leute nutzen die Gelegenheit bei den großen Meetings, auch zur Selbstüberprüfung. Da möchte ich natürlich nicht fehlen.

Frage: Sie trainieren beim 1.LAV Rostock und bei Trainer Ralf Skopnik. Was zeichnet den Leichtathletik-Standort Rostock und Ihren Trainer aus?

Mark Frank: Ich bin nun seit 1997 in Rostock und kann sagen: Vieles hat sich deutlich zum Besseren verändert. Da ist das neue Stadion zu nennen, die renovierte Laufhalle, das ganze „Drumherum“ hat sich sehr positiv entwickelt. Allerdings bin ich ja auch örtlich nicht unbedingt gebunden. Ich kann natürlich den Standort wechseln, wenn die „inneren und äußeren Bedingungen“ einmal nicht optimal sind.

So gibt es beispielsweise im März ein dreiwöchiges Trainingslager in Südafrika und im April folgt dann ein zweiwöchiges Trainingslager in Portugal – da ist die Witterung dann doch ein „wenig“ günstiger für das Training.

Insgesamt kann ich schon sagen, dass die Leichtathletik in Rostock lebt …

Und mein Trainer – Ralf Skopnik – war für mich in den letzten 15 Jahren stets ein guter und kompetenter Ansprechpartner, der nun für den letzten Feinschliff sorgt. Mich muß niemand mehr führen, ich bin ja keine 18 mehr, aber ich brauche mitunter wichtige Tipps und Ratschläge, z.B. zur Technik. Und da kann mir Ralf Skopnik schon sehr helfen.

Frage: Wenn Sie die letzten dreizehn Jahr Revue passieren lassen … Was waren für Sie die Highlights in Ihrer Karriere?

Mark Frank: Im Jahr 1997, als ich nach Rostock kam, fand ich die Lust am Speerwerfen wieder. Und seitdem gab es vor allem sechs sehr schöne Wettkämpfe für mich: Die Bronzemedaille bei den U 23-Europameisterschaften 1999, die drei WM-Teilnahmen 2005, 2009 und 2011, der deutsche Meistertitel 2009 und vor allem nicht zuletzt der ISTAF-Wettkampf 2005 in Berlin vor 55000 Zuschauern, als ich meine Bestweite warf.
Ich hoffe, auch 2012 hat sehr erfolgreiche Momente für mich parat.

Frage: Ihre Bestleistung „steht“ bei 84,88 Metern. Geht da noch etwas …?!

Mark Frank: Meinetwegen könnte da längst schon eine andere Weite stehen. Aber „irgendwie“ hat es immer nicht geklappt. Natürlich möchte ich schon noch sehr gern mit einer noch besseren Weite abtreten, aber es läßt sich bekanntlich nichts erzwingen. Am besten wäre, es gelingt eine ganze Saison auf konstant hohem bzw. weitem Niveau, dann könnte es mit einer neuen Bestweite klappen.

Frage: Olympia ist für jede Sportlerin und für jeden Sportler der absolute Höhepunkt. Die Rostocker Leichtathletik brachte dabei eine ganze Reihe erfolgreicher leichtathletischer Olympionikinnen bzw. Olympioniken hervor … Was verbinden Sie persönlich mit den Olympischen Spielen? Welche Bedeutung haben für Sie ganz speziell die Olympischen Spiele?

Mark Frank: Ich bin da – nur wegen des sportlichen Wettkampfes – nicht so euphorisch. Letztendlich bringt jede internationale Meisterschaft, ganz gleich ob sie unter Olympia, WM oder EM firmiert, neue, ganz besondere Herausforderungen mit sich. Ich werte da untereinander nichts ab. Auch ein Erfolg bei einem hochklassigen internationalen Meeting ist etwas ganz Außergewöhnliches.

Bei Olympia kommt allerdings „der Rahmen“ hinzu: Es ist ein Riesen-Ereignis mit Athleten der verschiedenen Sportarten, die ein gutes Miteinander anstreben, neue Freundschaften sowie Bekanntschaften knüpfen wollen, Gedankenaustausch betreiben und ein tolles, sportliches Fest zelebrieren. Und das möchte ich 2012 ebenfalls erleben.

Dann alles, alles erdenklich Gute für Sie!

Marko Michels