Nordvorpommersche Waldlandschaft im Bundeswettbewerb Idee.natur erfolgreich

Eine elfköpfige, unabhängige Jury aus Vertretern von Kommunen und Naturschutzverbänden, Land- und Forstwirtschaft, Wissenschaft und Medien, hatte am 18. April die zehn besten, im Bundeswettbewerb „Idee.natur – Naturschutzgroßprojekte und ländliche Entwicklung“ eingereichten Konzepte ausgewählt.

Bereits diese Auswahlstufe ist mit einer Prämie von 10 000 Euro dotiert. In der Kategorie „Wälder“ wurde mit der „Nordvorpommerschen Waldlandschaft“ auch ein Projekt aus M-V als Preisträger benannt.

Sehr erfreut zeigt sich hierüber der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus. „Bereits im ersten Anlauf hat es bei mehr als 120 Wettbewerbsbeiträgen aus dem gesamten Bundesgebiet auch ein Vorhaben aus unserem Land geschafft hat, das Auswahlgremium zu überzeugen“, so der Minister heute, der den Vorhabensträgern herzlich gratuliert und die Daumen für die Endphase des Wettbewerbs drückt.

„Ich begrüße vor allem, dass in einer strukturschwächeren ländlichen Region, die von Arbeitslosigkeit, Abwanderung und Infrastrukturausdünnung gezeichnet ist, ein wirtschaftlich attraktives, integriertes Naturschutz- und Nutzungskonzept entwickelt wurde“, erläutert Dr. Backhaus und sieht hierin die Chance, die Region touristisch weiter zu entwickeln und zugleich eine Gefährdung der Naturreichtümer auszuschließen.

Die „Nordvorpommersche Waldlandschaft“ liegt im Binnenland des gleichnamigen Landkreises, etwas abseits der bekannten Orte und Wege südwestlich der Hansestadt Stralsund. Es wird von 19 selbständigen, meist kleineren ländlichen Gemeinden zwischen den Städten Ribnitz-Damgarten und Stralsund, rund um das EU-Vogelschutz-gebiet „Nordvorpommersche Waldlandschaft“ gebildet.

Auf 524 km² leben hier lediglich 21 000 Menschen; die Bevölkerungsdichte von weniger als 40 Einwohnern je Quadratkilometer ist eher mit mittelschwedischen als mit deutschen Verhältnissen (Durchschnitt: 231 EW/km²) vergleichbar. Die Wirtschaftsstruktur wird von land- und forstwirtschaftlicher Nutzung bestimmt. Das Kerngebiet der „Nordvorpommersche Waldlandschaft“ wird vom gleichnamigen EU-Vogelschutzgebiet gebildet, das eine Größe von 15 254 Hektar einnimmt und Bestandteil des Netzes Natura 2000 in Mecklenburg-Vorpommern ist.

„Charakteristisch sind artenreiche Laub- und Mischwälder, die von weiträumigen Feldern umgeben sind. Der Schreiadler, dessen Bestand stark gefährdet und rückgängig ist, brütet im Projektgebiet in verhältnismäßig hoher Zahl“, erklärt der Minister, um zugleich die besondere Bedeutung des Gebietes für diese nur im Nordosten Deutschlands vorkommende Adlerart herauszustellen. Weitere im geplanten Projektgebiet vorkommende besondere Tierarten sind Kranich, Mopsfledermaus, Eremit und Großer Feuerfalter. Als besonders waldreicher, naturnaher Ausschnitt der Landschaft auf den jungpleistozänen Lehmplatten sowie als Brutgebiet für den Schreiadler ist das Kerngebiet von herausragender naturschutzfachlicher Bedeutung.

Das Projekt „Nordvorpommersche Waldlandschaft“ soll nun nach Möglichkeiten suchen, Schutz und Nutzung bzw. touristische Erschließung dieses Gebietes miteinander in Einklang zu bringen. Der auch Pommernadler genannte Schreiadler mit seinen komplexen Lebensraumansprüchen ist dabei Motivation und Begründung zugleich. Leitidee ist es, den Brutwald des Schreiadlers zu schützen und sein Nahrungshabitat zu sichern.

„Das Projekt zielt jedoch auch darauf ab, die regionale Identität zu stärken, die Akzeptanz für Naturschutzvorhaben zu erhöhen und die Zuwanderung in die Region zu fördern“, macht Dr. Backhaus auf weitere Aspekte aufmerksam. In einer regionalen Partnerschaft seien aufeinander abgestimmte naturschutzfachliche und sozioökonomische Ziele zu bündeln. Diese Regionale Partnerschaft umfasse ein breites Spektrum von Akteuren aus Politik und Verwaltung, Naturschutz, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Tourismus und anderen Bereichen.

Für die Umsetzung des Vorhabens ist nun die Gründung eines Landschaftspflegeverbandes geplant, in dem Vertreter von Gemeinden, Landnutzern und Naturschutz partnerschaftlich an der Entwicklung unserer Region mitwirken können. Der Landkreis Nordvorpommern will eine mögliche zweite Phase und Umsetzung des Idee.natur-Vorhabens fachlich kompetent und personell begleiten.