Nobelpreisträger zu Gast an der Universität Rostock

Prof. Dr. Richard R. Ernst, Chemie-Nobelpreisträger 1991, spricht am 19. November im Audimax

Prof. Dr. Richard R. Ernst (Foto: ETH Zürich, D-CHAB)Auf Einladung des JungChemikerForums Rostock – der Nachwuchsorganisation der Gesellschaft Deutscher Chemiker – wird der Schweizer Prof. Dr. Richard R. Ernst am 19. November um 16:00 Uhr im Audimax der Universität Rostock einen Vortrag halten. Sein Thema: „Die interkulturelle Passion eines Naturwissenschaftlers – Tibetische Malkunst, Pigmentanalyse und Wissensvermittlung an tibetische Mönche“.

Der international geachtete Chemiker mit vielfältigen Interessen jenseits der Wissenschaft zeigt in seinem Vortrag, dass die Welt nicht nur eine rein rationale Angelegenheit für ihn ist. Ernst, der den Chemie-Nobelpreis 1991 gewann, gilt als Wegbereiter eines offenen und konstruktiven Dialogs zwischen den Kulturen des Westens und Asiens und ist Besitzer der wohl größten europäischen Privatsammlung tibetischer und mongolischer Blockdrucke und Handschriften.

In seinem Vortrag umfasst Ernst sein Leben, das in den 1960-er Jahren durch die buddhistische Religion und Kultur inspiriert wurde. Ernst schildert seine eigene Karriere, die ihn in die USA und wieder in seine schweizerische Heimat sowie auf vielen Reisen nach Asien führte. Im Himalaja, in Tibet, entdeckte er seine Leidenschaft außerhalb der Wissenschaft: die traditionelle tibetische Volkskunst und Kultur sowie die buddhistische Philosophie. Der 1933 geborene Ernst ist seither der Auffassung, dass sich Wissenschaftler genauso wie jeder Mensch keinen Gefallen tun, wenn sie sich ausschließlich nur einer Sache widmen. Das Leben sei leichter zu bewältigen, wenn man zwei Standbeine habe: Die Profession und Passion.

Der vielfach geehrte Chemiker hat nach seiner Emeritierung 2001 das Projekt „Science meets Dharma“ gegründet, das sich der Vermittlung naturwissenschaftlicher Kenntnisse an Mönche und Nonnen in tibetischen Exilklöstern verschrieben hat. Der Dalai Lama machte „Science meets Dharma“ zum Teil seiner buddhistischen Klosterreform. Auch hiervon wird in Rostock zu hören sein.

Von 1962 bis 1968 wirkte Ernst nach seinem Studium an der renommierten Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich (ETH) als Forscher bei der Firma Varian Associates im kalifornischen Palo Alto. Dort entwickelte er unter anderem eine Methode zur Rauschentkopplung und die NMR-Fourierspektroskopie. Für Letztere erhielt er den Nobelpreis. Dahinter verbirgt sich ein bahnbrechender Fortschritt für Medizin, Biologie, Physik und Chemie, der es erstmals ermöglichte, die Struktur komplexer Proteine und der DNA zu bestimmen, unbekannte chemische Elemente innerhalb eines Moleküls zu finden, organische Flüssigkeiten zu analysieren sowie lebende Organismen zu untersuchen.
1976 wurde Ernst zum ordentlichen Professor an der ETH berufen. 2001 schied er endgültig aus dem Lehrbetrieb aus.