Neues Ziel – die Leichtathletik-WM 2009

Interview mit Siebenkämpferin Julia Mächtig

Sie verpasste die Qualifikation für den olympischen Siebenkampf denkbar knapp, wurde aber als Ersatz-Starterin für Peking nominiert  und gehört seit Jahren bereits zu den ganz großen Talenten im Mehrkampf der Leichtathletinnen – Julia Mächtig, 1986 in Rostock geboren und für den SC Neubrandenburg startend.
Gerade bei internationalen Nachwuchs-Titelkämpfen konnte sie schon „mächtig“ abräumen: Sie war 2004 Junioren-WM-Dritte, 2005 Vize-Europameisterin bei den Junioren-EM und konnte Bronze bei den U23-Europameisterschaften 2007 erkämpfen. Ferner konnte sie u.a. auch die deutschen Meistertitel im Elite-Bereich 2006 im Weitsprung und 2007 im Siebenkampf erringen.
Die 1,87 Meter große Modell-Athletin dürfte auch in den kommenden Jahren zu den besten Siebenkämpferinnen nicht nur im nationalen sondern insbesondere im internationalen Maßstab gehören.
Den olympischen Siebenkampf in Peking mußte sie nun „aus der Ferne“ in Neubrandenburg verfolgen.
Es siegten die beiden Ukrainerinnen Natalja Dobrynska und Ljudmilla Blonska vor der US-Amerikanerin Hyleas Fountain. Nun, am 20.August 2008, wurde offiziell bekannt, dass die Zweitplatzierte Ljudmilla Blonska gedopt war, die Medaillen neu verteilt werden müssen – mit Skepsis werden nun auch Ergebnisse in anderen Sportarten und Disziplinen betrachtet …
Für die deutschen Siebenkämpferinnen lief es in Peking eher „suboptimal“: Noch ohne Berücksichtigung des Dopingfalls der zweitplatzierten Ukrainerin wurden Lilli Schwarzkopf Neunte, Jennifer Oeser Zwölfte und die Neubrandenburgerin Sonja Kesselschläger Siebzehnte.
Übrigens: 1988 gab es Olympia-Bronze für Anke Behmer vom SC Neubrandenburg beim Siebenkampf in Seoul; bei der Sommer-Universiade 1993 konnte dann Siebenkämpferin Birgit Gautzsch vom Schweriner SC sogar Silber holen.

Julia Mächtig über den olympischen Siebenkampf 2008 und ihre „Rolle“ als Ersatz-Kandidatin, über neue Ziele und aktuelle Dopingfälle

Frage: Sie verpassten ganz knapp Olympia – trotz guter Saisonleistungen. Hadern Sie noch ein wenig mit dem Schicksal ?

Julia Mächtig: Nein, ich habe alles sehr schnell überwunden, da mir ganz viele Leute gut zugeredet haben. Ich habe viel Anerkennung bekommen und weiß, dass ich noch viel erreichen kann, wenn ich gesund bleibe. Von daher habe ich es so hingenommen, wie es gekommen ist (Ging ja auch nicht anders !) und den drei deutschen Teilnehmerinnen in Peking ganz fest die Daumen gedrückt. Natürlich war es komisch, als ich mir den Siebenkampf im TV angesehen habe… Ich habe immer gedacht:“Mensch dort hättest du auch starten können.“
Aber umso größer ist nun die Motivation, bei der WM im nächsten Jahr in Berlin dabei zu sein.

Frage: Die neue Olympiasiegerin im Siebenkampf ist die Ukrainerin Natalja Dobrynska. Wie bewerten Sie, aus der Ferne, den olympischen Siebenkampf 2008 ? Wie ist Ihre Meinung zur Leistung von Sonja ?

Julia Mächtig: Ja, es war natürlich viel spannender im Jahr eins nach Carolina Klüft, aber auf Natalja Dobrynska habe ich nun wirklich nicht getippt. In Götzis hatte ich noch mehr Punkte als sie, deshalb weiß ich nicht so recht, was ich von so einer Leistungsexplosion halten soll. Ich hätte gedacht, dass die US-Amerikanerin gewinnt, aber sie ist dann nur Dritte geworden. Die Zweite L. Blonska wurde nun des Dopings überführt. Es ist schade, dass einige Sportler zu solchen unfairen Mitteln greifen.
Im Großen und Ganzen ist die Leistungsdichte im Siebenkampf in den letzten Jahren viel, viel größer geworden. Das ist schön und macht den Siebenkampf spannend und populär.
Für Sonja ist es ja leider nicht so schön gelaufen. Sie hatte sich natürlich viel mehr vorgenommen, aber immerhin konnte sie mit drei Diziplinen – Hürden, Kugel und Speer – sehr zufrieden sein. Bei den restlichen Disziplinen hat sie leider viele Punkte liegen gelassen. Nun muss man analysieren, woran es lag, denn sie hatte im Vorfeld gut trainiert. Aber einen Trost hat sie, denn mit Ihrer Bestleistung von 6311 Punkten wäre sie, von den Plätzen her, kaum höher gerutscht.

Frage: Welche Wettkämpfe haben Sie noch für 2008 geplant ?

Julia Mächtig: Für 2008 habe ich keine Wettkämpfe mehr geplant, da ich im Moment Probleme mit der Achillessehne habe. Diese möchte ich in Ruhe auskurieren, damit ich im nächsten Jahr wieder richtig angreifen kann.

Frage: Und – Wie lauten Ihre nächsten Ziele ? Schon London 2012 „im Visier“ …

Julia Mächtig: Mein nächstes großes Ziel heißt natürlich die Weltmeisterschaft 2009 in Berlin. Dort möchte ich dieses Mal nicht als Ersatzkandidatin nominiert werden. London 2012 ist natürlich im Hinterkopf, aber bis Olympia 2012 sind es noch vier Jahre und bis dahin möchte ich noch viel Erfahrung bei internationalen Wettkämpfen sammeln.

Der olympische Siebenkampf 2008

1. Natalija Dobrynska (Ukraine) – 6733 Punkte
2. Ljudmyla Blonska (Ukraine) – 6700 Punkte / des Dopings überführt
3. Hyleas Fountain (USA) – 6619 Punkte
4. Tatjana Tschernowa (Russland) – 6591 Punkte
5. Kelly Sotherton (Großbritannien) – 6517 Punkte
6. Jessica Zelinka (Kanada) – 6490 Punkte
7. Anna Bogdanowa (Russland) – 6465 Punkte
8. Karolina Tyminska (Polen) – 6428 Punkte

Die Plätze der deutschen Teilnehmerinnen in Peking:
9. Lilli Schwarzkopf / 12. Jennifer Oeser   Deutschland / 17. Sonja Kesselschläger   

Marko Michels

Foto: DKB