Neue Synagoge an altem Standort

Neue Synagoge an altem Standort: Kultusminister Henry Tesch übergibt Förderbescheid

Ein weiterer wichtiger Schritt zum Gelingen des Synagogen-Neubaus an altem Standort ist mit der Übergabe des Fördermittelbescheides durch Kultusminister Tesch nun vollzogen worden. Der Neubau der Synagoge wird durch das Kultusministerium in einer Höhe von 600.000 € gefördert. Der feierliche Akt fand im historischen Andachtsraum der jüdischen Gemeinde in der Schlachterstraße 5 statt. Im Anschluss machte sich Kultusminister Tesch ein Bild vom „alten – neuen“ Standort.

Zurzeit untersucht das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege den Standort auf Reste von Vorgängerbauten. Dadurch konnten Teile des alten Fundamentes und des Mosaikboden der ehemaligen Synagoge freigelegt und für den Synagogen-Neubau gesichert werden.

Die neue Synagoge wird an historischer Stätte am Schlachtermarkt entstehen. An gleicher Stelle wurde 1773 die erste Schweriner Synagoge errichtet, die 1819 erweitert und erneuert wurde und dort bis 1838 stand. Nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 mussten die Schweriner Juden ihre Synagoge eigenhändig bis auf die Grundmauern abtragen. Von einem Anzünden hatten die Nazis abgesehen, weil die umstehende Fachwerkbebauung ein zu großes Risiko für einen Altstadtbrand gewesen wäre.

Die neue Synagoge wird immer ein Ort des Gedenkens an jene jüdischen Mitbürger sein, die in Mecklenburg-Vorpommern als Opfer des verbrecherischen nationalsozialistischen Terrorregimes zu beklagen sind.

Darüber hinaus bestehen aber noch weitere Gründe für den Neubau der Synagoge am Schlachtermarkt. Die jüdische Gemeinde selbst ist Eigentümerin des Grundstücks und die vorhandenen Vorderhäuser können somit in das Gesamtkonzept einbezogen werden. Außerdem hat die Landeshauptstadt der jüdischen Gemeinde ein weiteres, direkt angrenzendes Gebäude zur langfristigen Nutzung übertragen und wird dies auch in naher Zukunft sanieren. Auf diese Weise bilden alle Gebäude eine funktionelle Einheit und können somit von den unterschiedlichsten Bereichen des aktiven Gemeindelebens genutzt werden.

Für die Bauzeit hat man sich angesichts der schwierigen örtlichen Bausituation einen ehrgeizigen Rahmen gesetzt. Ziel ist es, die neue Synagoge zum Jahresende anlässlich des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht am 09.11.2008 einzuweihen.

Kultusminister Henry Tesch dankte an dieser Stelle dem Landesverband der jüdischen Gemeinden, der in den letzten Jahren durch seine intensive Öffentlichkeitsarbeit bewiesen hat, dass jüdische Zuwanderer in unserem Land heimisch geworden sind. Besondere Hochachtung empfindet er gegenüber dem Landesrabbiner Dr. William Wolff, denn er kämpft unermüdlich für Verständnis und Toleranz in unserer Gesellschaft. Seiner Ansicht nach ist der Landesrabbiner Vorbild für alle junge Menschen, besonders aber für diejenigen, denen oftmals positive Leitbilder fehlen.

Seinen Dank richtete Kultusminister Tesch auch an die Landeshauptstadt Schwerin für deren aktive, großzügige Unterstützung. Schwerin hat mit seinem Eigenbetrieb „Zentrales Gebäudemanagement“ die Feinplanung und die Umsetzung des Projektes übernommen. Minister Tesch dankte ebenso all denjenigen, die sich über lange Zeit intensiv mit dem Vorhaben des Neubaus einer Synagoge beschäftigt haben, insbesondere dem Förderverein mit seinem Vorsitzenden, Dr. Armin Jäger, der sich von Anfang an für den „alten – neuen“ Standort eingesetzt hat.

Hintergrund:

Am 10. Dezember 2007 unterzeichneten Kultusminister Henry Tesch und Valeriy Bunimov vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden sowie Norbert Clausen als Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Schwerin eine Vereinbarung zum Neubau der Synagoge in Schwerin. Nach fünf Jahren der Standortsuche und der Konzeptdiskussion wurde ein Weg gefunden, um der Jüdischen Gemeinde Schwerin zu einem würdigen Gotteshaus zu verhelfen.