Quallenart Blackfordia virginica in Boddengewässern der Insel Hiddensee
Die bisher in den Ostseegewässern um die Insel Rügen unbekannte Quallenart Blackfordia virginica wurde Mitte August in Boddengewässern der Insel Hiddensee entdeckt. Eine letztliche Bestätigung durch genetische Untersuchungen steht noch aus. Aufgefallen war diese kleine, nur etwa 10 mm große Qualle dadurch, dass sie stellenweise zu förmlichen Planktonwolken zusammengetrieben war.
Die Quallenart Blackfordia virginica wird im Englischen auch Black Sea Jellyfish, also Schwarzmeer-Qualle genannt. Ihr Ursprungsgebiet ist höchstwahrscheinlich das Schwarze Meer; sie wurde schon vor über 100 Jahren auf der Nordhalbkugel bis nach Amerika verbreitet. Bislang wurde 2017 nur in der Kieler Bucht in der Ostsee in Einzelexemplar gefunden. Im selben Jahr allerdings wurden im Nordostseekanal bereits 14 Individuen pro Kubikmeter festgestellt. Das passt zu den aktuellen Forschungsergebnissen.
Vor wenigen Wochen hatte die Auswertung von Langzeituntersuchungen durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, der Technischen Universität Dänemark (DTU Aqua) und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) gezeigt, dass diese Quallenart seit dem Sommer 2016 im Nord-Ostsee-Kanal etabliert ist.
Sie vermehre sich dort und bilde einen neuen Bestandteil des Ökosystems im Kanal. Sie prognostizierten dieser Meduse eine weitere Verbreitung in der Ostsee, da sie besonders gut an das Brackwasser-Milieu angepasst sei, wie es in der Ostsee vorherrscht.
„Umso überraschter waren die Studierenden eines Sommerkurses der Universität Greifswald, als sie zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Ergebnisse aus Kiel durch Zufall im Vitter Bodden vor der Insel Hiddensee genau diese Quallenart in großen Mengen entdeckten“, so Kursleiter Dr. Sven Dahlke von der Biologischen Station Hiddensee der Universität Greifswald.
Im ufernahen Bereich mit einem halben Meter Wassertiefe erregte eine regelrechte Wolke dieser Tiere von schätzungsweise einem halben Kubikmeter Größe und mehreren Hundert Tieren die Aufmerksamkeit. Die ersten Beobachtungen belegen, dass die Neozoe (Fachbegriff für in ein Gebiet eingewanderte oder eingeschleppte Tiere) zumindest die Hiddenseer Boddengewässer bereits erreicht hat.
Weitere Untersuchungen müssen nun zeigen, ob die kleine Qualle auch in den anderen Vorpommerschen Boddengewässern schon angekommen ist und wie die weitere Ausbreitung in der Ostsee weiter nach Osten verläuft. Komplizierter dagegen ist die Klärung der Frage, wie sich dieser kleine räuberische Zooplankter in das bestehende Nahrungsnetz einfügt und welche Folgen dies für die Ökosysteme haben wird.
Pressemitteilung der Universität Greifswald