Neue Publikation der Landeszentrale für politische Bildung

Neue Publikation der Landeszentrale für politische Bildungüber historische Hintergründe zur deutsch-polnischen Grenze.
Genese und Hintergründe für das heute kaum noch bekannte erbitterte machtpolitische und militärstrategische Tauziehen um Stettin zwischen Ende April und Anfang Juli 1945 stehen im Mittelpunkt einer neuen Publikation der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern.
Im Juli 1944 hatte der sowjetische Diktator Josef Stalin die Stadt Stettin in geheimen Verhandlungen mit dem kommunistischen polnischen Komitee zur Volksbefreiung Polen zugesagt. Doch nach ihrem Einmarsch in die pommersche Metropole am 26. April 1945 machte die Rote Armee hier mit dem Kommunisten Ernst Rusch einen Deutschen zum Bürgermeister. Parallel dazu versuchten polnische Verwaltungsbeamte, die Stadt für Polen zu übernehmen – zunächst jedoch erfolglos. Zweimal mussten sie Stettin auf sowjetischen Befehl hin wieder verlassen.

Kurzzeitig sah es so aus, als ob das zerstörte und fast menschenleere Stettin das Zentrum einer künftigen Provinz Mecklenburg-Pommern würde. Doch knapp zwei Wochen vor Beginn der Potsdamer Konferenz machte Stalin sein ein Jahr zuvor gegebenes Versprechen wahr. Am 5. Juli 1945 übergab er Stettin an Polen.

Warum geschah diese Übergabe so spät? Und warum ließen die Sowjets über 80.000 vor allem aus Mecklenburg und Vorpommern zurückgekehrte oder von ihren dortigen Besatzungsbehörden gewaltsam wieder in ihre Heimatstadt abgeschobene Stettinerinnen und Stettiner ohne jeden Schutz in Stettin zurück? Weshalb erlaubten sie der polnischen Stadtverwaltung, den KPD-Funktionär und letzten deutschen Bürgermeister Stettins, Erich Wiesner (im Herbst 1945 dann kurzzeitig Oberbürgermeister von Schwerin), Anfang Juli unter Schimpf und Schande regelrecht aus dem Amt zu jagen?

Was führte zu dem weitgehend vergessenen Schweriner Grenzabkommen vom 21. September 1945, in dem die regionale sowjetische Militärverwaltung für Mecklenburg-Vorpommern der Warschauer Regierung das unter dem Namen „Stettiner Zipfel“ in die Geschichte eingegangene 700 Quadratkilometer große Gebiet westlich und nordwestlich Stettins abtrat?

Diesen Fragen, die zu DDR-Zeiten als Tabu galten, ist der Journalist Bernd Aischmann im Auftrag und mit Unterstützung der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern nachgegangen. Fast zwei Jahre hat der Autor in den vor 1989 verschlossenen SED-Archiven nach Antworten gesucht, zusätzlich russische und polnische Quellen erschlossen und viele Zeitzeugen befragt. Als Ergebnis legt er seine zeitgeschichtliche Betrachtung „Mecklenburg-Vorpommern, die Stadt Stettin ausgenommen“ vor.

Die Anregung zu dieser Studie gab eine Fachtagung deutscher und polnischer Experten im Jahr 2005 in Stettin. Eine erste öffentliche Präsentation des Buches fand im Januar 2008 in der Pommerschen Landesbibliothek in Stettin statt. Aufgrund des großen Interesses ist auch eine Übersetzung ins Polnische geplant.

Das Buch ist erhältlich bei der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern (poststelle@lpb.mv-regierung.de, Tel. 0385-302090, Fax 0385-3020922) oder über den Buchhandel.