„Feuerwerk der Turnkunst“ gastierte Anfang Januar in Rostock
Gerade gab es den letzten „Flickflack“, den letzten „Gienger-Salto“ und den letzten „Tsukahara“ 2016, da warten schon die nächsten Turn-Übungen und Salti 2017.
Beeindruckendes „Feuerwerk der Turnkunst“
Ja, zu Beginn eines jeden neuen Jahres gehört auch hierzulande der Turnsport – gemäss dem Motto: „Turne! Von der Wiege bis zur Urne…“. Und so gab es am 5.Januar wieder das „Feuerwerk der Turnkunst“ in Rostock, wobei die Darbietungen der 60 Turnerinnen und Turner aus 10 Nationen über rund drei Stunden beeindruckten und auch inspirierten.
Auch die 30 Turnerinnen und Turner bzw. Gymnastinnen des Turnleistungszentrums Hanseturnverein Rostock konnten mit ihren Aufführungen begeistern.
Die Thematik des diesjährigen turnsportlichen „Feuerwerks“ lautete „Zusammen für das Publikum, gemeinsam für die Show.“´. Die „2GETHER“-Tournee 2017 entführte, wie es der Veranstalter versprach, in eine geturnte Welt voller Harmonie und Synchronität. Auch die 30.Auflage des „Feuerwerks der Turnkunst“ überzeugte!
Olympischer Turnsport in Rio vor mehr als vier Monaten
Kaum zu glauben, dass die olympischen Turn-Konkurrenzen in Rio bereits viereinhalb Monate zurück liegen. Die USA wurden in Rio die erfolgreichste Turn-Nation mit 4 x Gold, 6 x Silber, 3 x Bronze – vor Russland mit 3 x Gold, 5 x Silber, 3 x Bronze, Großbritannien mit 2 x Gold, 2 x Silber, 3 x Bronze und Japan mit 2 x Gold, 1 x Bronze.
Die olympischen Einzel-Mehrkämpfe 2016 waren „die erwarteten Angelegenheiten“ für Simone Biles (USA) und Kohei Uchimura (Japan). Aus deutschem Blickwinkel sorgten bei den Spielen 2016 Fabian Hambüchen, auch der Sportler des Jahres 2016 in Deutschland, mit Gold am Reck und Sophie Scheder mit Bronze am Stufenbarren für die sportlichen Höhepunkte.
2017 – ein Jahr des Turn-Sportes
Aber auch 2017 wird ein Jahr des Turn-Sportes, das wieder regionale Meisterschaften in M-V, nationale Meisterschaften und internationale Meisterschaften im Turnsport beinhalten wird.
Höhepunkte sind dabei das Internationale Deutsche Turnfest vom 3.Juni bis 10.Juni in Berlin oder auch die verschiedenen Europameisterschaften, so jene im Geräte-Turnen vom 19.April bis 23.April in Cluj-Napoca (Rumänien), in der Rhythmischen Sportgymnastik vom 19.Mai bis 21.Mai in Budapest, in der Sport-Aerobic vom 22.September bis 24.September in Ancona (Italien) und in der Sportakrobatik vom 13.Oktober bis 15.Oktober in Rzeszow (Polen).
Weltmeisterlich wird es 2017 ebenfalls. So stehen unter anderem die Welt-Titelkämpfe in der Rhythmischen Sportgymnastik in Pesaro vom 29.August bis 3.September und im Geräte-Turnen in Montreal vom 2.Oktober bis 8.Oktober auf dem Programm.
Turnsportliche Glanzpunkte nicht nur aus M-V-Sicht
Von Mexico-City 1968…
Den turnsportlichen Medaillen-Anfang „für M-V“ machte 1968 die gebürtige Rostockerin Marianne Noack, die 1968 mit der DDR-Riege Olympia-Bronze in Mexiko-City gewann und bei den WM 1970 Silber mit der Mannschaft erkämpfte. Die ebenfalls in Rostock geborene Christine Schmitt, Jahrgang 1953, gehörte 1968 als Ersatz-Turnerin zur olympischen DDR-Turnauswahl. Ihren endgültigen internationalen Durchbruch feierte sie mit WM-Bronze auf dem Schwebebalken 1970 (plus Team-Silber).
Bei den Spielen 1968 in Mexico-City war Vera Caslavska aus der Tschechoslowakei mit viermal Gold, zweimal Silber die überragende Turnerin. Bei den Turnern setzten die Japaner Akinori Nakayama (4 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze) und Sawao Kato (3 x Gold, 1 x Bronze) die massgeblichen Akzente. Die meisten Turn-Medaillen 1968 holte die Sowjetunion mit 18.
…über München 1972…
Höhepunkt der Karriere von Christine Schmitt war dann noch Olympia-Silber mit der Mannschaft bei Olympia 1972 in München. In München 1972 gewann der Rostocker Reinhard Rychly ebenfalls eine olympische Turn-Medaille. Mit der DDR-Mannschaft errang er Bronze hinter Japan und der Sowjetunion. Bei den Spielen 1972 in München waren Japan und die Sowjetunion mit jeweils 16 Medaillen die erfolgreichsten Turn-Länder, wobei die Weissrussin Olga Korbut (3 x Gold, 1 x Silber) und der Japaner Sawao Kato (3 x Gold, 2 x Silber) ganz besonders jubeln konnten. Gold aus deutscher Sicht gab es für Karin Janz (Sprung und Stufenbarren) und Klaus Köste (Sprung).
… bis Moskau 1980 und Seoul 1988
Die Hoffmann-Brüder Lutz und Ulf – mit “Neustrelitzer Wurzeln” – setzten die internationalen Erfolge im Kunstturnsport für M-V 1980 bis 1988 fort: Bei den Olympischen Spielen erturnte Lutz Hoffmann mit der DDR-Riege den 2. Platz. Sein jüngerer Bruder Ulf war dreimal auf einem Olympia- bzw. WM-Podest. Jeweils mit den DDR-Teams belegte er bei den WM 1985 und 1987 den Bronze-Rang; bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul gab es sogar Silber. Das erfolgreichste Turn-Land 1980 in Moskau und 1988 in Seoul war jeweils die Sowjetunion (1980: 9 x Gold, 8 x Silber, 5 x Bronze und 1988: 11 x Gold, 5 x Silber, 3 x Bronze). In Moskau erkämpfte der Russe Alexander Ditjatin 3 x Gold, 4 x Silber, 1 x Bronze und die Rumänin Nadia Comaneci 2 x Gold, 2 x Silber. Aus deutschem Blickwinkel gab es 1980 goldene Momente für Maxi Gnauck (Stufenbarren) und Roland Brückner (Boden). In Seoul`88 war die erfolgreichste Turnerin bzw. der erfolgreichste Turner Daniela Silivas (Rumänien, 3 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze) bzw. Wladimir Artjomow (Sowjetunion, 4 x Gold, 1 x Silber).
Auch nach 1985 olympische Starts von Turnerinnen aus M-V
Drei weitere Turnerinnen aus Rostock konnten ebenfalls an olympischen Wettkämpfen teilnehmen: Christine Thoms, die als Ersatz-Turnerin bei den Spielen 1988 in Seoul fungierte, als die DDR-Riege Dritte wurde, Kathleen Kern-Stark, die 1992 und 1996 für den DTB startete, und Jana Günther, die 1992 olympisch turnte. Zudem war die gebürtige Neubrandenburgerin Yvonne Pioch Teilnehmerin an den olympischen Turn-Wettkämpfen 1992. Die besten Turn-Nationen 1992 und 1996 waren das Nachfolge-Team der Sowjetunion, die „Gemeinschaft Unabhängiger Staaten“ (GUS), und Russland. Die GUS errang 1992 in Barcelona neunmal Gold, fünfmal Silber, viermal Bronze und Russland 1996 in Atlanta dreimal Gold, zweimal Silber, dreimal Bronze. Andreas Wecker schaffte für die deutsche Turn-Mannschaft 1996 Gold am Reck.
Vor 65 Jahren: Eine Ludwigslusterin bei den Spielen
Und die gebürtige Ludwigslusterin Brigitte Kiesler turnte 1952 als Mitglied der westdeutschen Riege bei den Olympischen Spielen in Helsinki. Damals war die Sowjetunion mit 9 x Gold, 11 x Silber, 2 x Bronze Turn-Nation Nummer eins. Die beste Turnerin bzw. der beste Turner kam seinerzeit aus der Ukrainischen SSR: Maria Gorochowskaja mit 2 x Gold, 5 x Silber und Wiktor Tschukarin mit 4 x Gold, 2 x Silber.
… Turnsportliche Rand-Anmerkung für M-V: Der renommierteste Turn-Verein in M-V der Gegenwart ist der bereits erwähnte Hanse-Turn-Verein in Rostock, der 2005 gegründet wurde. Der älteste Turnverein in M-V, zugleich der älteste in ganz Deutschland, ist der TSV Friedland 1814.
Marko Michels