Minister Henry Tesch ernennt Marita Pagels-Heineking zur Landesbeauftragten für die Stasiunterlagen

Bildungsminister Henry Tesch hat heute Marita Pagels- Heineking die Ernennungsurkunde zur Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes überreicht. Der Landtag hatte sie am 2. Juli 2008 mit großer Mehrheit in dieses Amt gewählt. Sie löst damit Jörn Mothes vereinbarungsgemäß nach 10-jähriger Amtszeit ab.
Minister Tesch: „Als langjährige Leiterin der Außenstelle Neubrandenburg beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR bringt Frau Pagels-Heineking die besten Voraussetzungen für das neue Amt mit. Ich bin sicher, dass sie sich sehr sensibel um die Betroffenen kümmern und intensiv in die politische Diskussion über die DDR-Zeit einbringen wird.“

Minister Tesch würdigte das Engagement von Frau Pagels-Heineking für die Aufklärung über den Staatssicherheitsdienst, indem Strukturen, Methoden und Wirkweisen durch Vorträge, Wanderausstellungen, Projekte, Projekttage mit Schulklassen, Lehrerfortbildungen, Tage der offenen Türen, oder auch an Beratungstagen in vielen Städten des ehemaligen Bezirks Neubrandenburg erklärt wurden.

„Erst kürzlich konnte ich mich gemeinsam mit der Bundesbeauftragten für Stasiunterlagen, Marianne Birthler vor Ort darüber informieren, wie unter maßgeblicher Beteiligung von Frau Pagels-Heineking neue Lernorte für die jüngere deutsche Geschichte entstehen. So wird noch in diesem Monat ein Lernpfad auf dem authentischen Gelände der ehemaligen Bezirksverwaltung eingeweiht. Unter Einbeziehung des Wachturms der ehemaligen Haftanstalt markieren sieben Stelen Standorte des Unterdrückungsapparates der Stasi und klären über Aufgaben und Ziele auf. In diesem Jahr wird zur Ergänzung des Lernpfades in den Räumen der Außenstelle Neubrandenburg eine Dokumentation über „Widerstand und Opposition“ im ehemaligen Bezirk Neubrandenburg entstehen. Solche Lernorte brauchen wir, um vor allem der jungen Generation Geschichte anschaulich und nachvollziehbar zu machen“, betonte Minister Tesch.

Marita Pagels-Heineking beginnt am 11. August 2008 ihre Tätigkeit als Landesbeauftragte für die Stasiunterlagen in Schwerin.

Zur Person:

Marita Pagels-Heineking wurde am 1.05.1956 in Neubrandenburg geboren, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Nach ihrer Schulausbildung und der Lehre zur Maschinenbauzeichnerin in Neubrandenburg studierte sie von 1975 bis 1978 in Berlin Maschinenbau und schloss als diplomierte Manschinenbauingenieurin ab.

Von 1979-1985 arbeitete Marita Pagels-Heineking als Technologin im Sirokko-Gerätewerk Neubrandenburg und ab 1985 als Haupttechnologin in der Handelsorganisation zu Neubrandenburg.

1989 nahm sie an Friedensgebeten in der Johanneskirche in Neubrandenburg und den anschließenden Demonstrationen teil.

Am 1. April 1991 wechselte sie zum Sonderbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes, Außenstelle Neubrandenburg, als Sachbearbeiterin.

Am 1. November 1991 wurde sie zur Außenstellenleiterin berufen. Sie baute die Behörde in Neubrandenburg auf.

Am 20. Dezember 1991 wurde das Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDD (StUG) in Kraft gesetzt. Aufgaben wie die Erfassung, Verwahrung und Verwaltung der Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes waren die ersten Schritte.

Insgesamt 2,5 km Akten mussten in der Außenstelle Neubrandenburg archivarisch erschlossen werden, darunter waren auch 1800 Säcke zerrissenen Aktenmaterials, das die Stasi-Offiziere im November-Dezember 1989 vernichten wollten. 256 Säcke müssen von den Archivaren noch erschlossen werden.

In der Außenstelle Neubrandenburg sind bis Juni 2008 insgesamt 65.157 Anträge von Bürgern auf Auskunft, Einsicht und Herausgabe von Unterlagen gestellt worden.

10.100 Anträge zum Zwecke der Rehabilitierung, Wiedergutmachung und Strafverfolgung durch andere Behörden konnten bisher bearbeitet worden.

Mehr als 100.000 Anträge zur Verwendung der Unterlagen durch öffentliche und nicht-öffentliche Stellen, zur Überprüfung von Personen, ob sie hauptamtlich oder inoffiziell für den Staatssicherheitsdienst tätig waren, wurden durchgeführt.

Marita Pagels-Heineking ist Mitglied im Verein Fokus e.V. und im Verein „Gegen das Vergessen“.