Minister Backhaus spricht in Rostock über Aquakultur und Dorschprojekt

„Wenn wir nicht anfangen, zur bisherigen EU-Fischereipolitik Alternativen zu entwickeln, dann wird dies nicht nur ökonomische Konsequenzen für die Fischerei unseres Landes haben“, sagte der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus heute in Rostock anlässlich des Workshops „Maritimer Cluster Rostock – Entwicklung der Aquakultur im Kontext einer zukunftsfähigen maritimen Forschung und Ausbildung in Mecklenburg-Vorpommern“. Die bisherige EU-Politik habe nach seiner Ansicht über mehrere Jahrzehnte keine Verbesserung der Fischbestände herbeigeführt. Mecklenburg-Vorpommern habe deshalb schon vor längerer Zeit begonnen, Aquakulturanlagen als Einkommensalternativen von Binnen- und Küstenfischern zu fördern.

„Es gibt bis heute zwei Problembereiche, die bei der Entwicklung der Aquakultur von entscheidender Bedeutung sind“, erläuterte Backhaus: Wie kommt man zu einer wirtschaftlich wettbewerbsfähigen Aquakultur, die keine Belastung der Gewässer bedeutet? Wie wirkt man dem Rückgang der Fischbestände in der Ostsee entgegen?

Beiden Problembereichen habe sich die Landesregierung gestellt und die Themen in der Koalitionsvereinbarung der Regierungsparteien verankert. So heißt es darin, dass die Koalitionspartner wirksame und praxisgerechte Maßnahmen zum Schutz und zum Aufbau der Fischbestände befürworten. Zusätzlich werde sich im Bereich Fischerei für ein Netzwerk Forschung eingesetzt und die Fischereiforschung in Mecklenburg-Vorpommern gestärkt.

„Vor diesem Hintergrund haben wir begonnen, die Aquakultur in unserem Land weiter zu entwickeln und daher für die Forschung bislang 8,4 Millionen Euro investiert“, so der Minister. „Darüber hinaus haben wir dem Institut für Fischerei der Landesforschungsanstalt finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, um die Versuchsanlagen in Born und Hohen Wangelin errichten und betreiben zu können“, erläuterte Dr. Backhaus.

Zielsetzung der Anlage in Born sei es, die Kreislaufanlagentechnik zu verbessern. Konkret soll herausgefunden werden, wie Prozesse in einer geschlossenen Kreislaufanlage ablaufen und wie man sie steuern kann. Erste Ergebnisse haben bereits Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt, die sowohl Investitions- als auch Betriebskosten senken sollen. „Letztlich ist es das Ziel der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit, die Unternehmen bei der Anlagentechnik beraten zu können und ihnen Technik zu bieten, die den Vorgaben entspricht“, sagte der Minister.

In der Anlage Hohen Wangelin entwickelt die Landesregierung durch das Institut für Fischerei konkret die Produktion von Forellen und anderen Salmoniden zu Preisen, die auch mit den Importen nach Deutschland mithalten können. Durch ständige Verbesserung der Technik soll es für eine bestimmte Produktionsform möglich werden, konkurrenzfähig Forellen zu produzieren.

„Daneben finanzieren wir in Zusammenhang mit dem Riffprojekt Nienhagen sowohl an der Universität Rostock als auch an der Universität Kiel ein Forschungsvorhaben zur wirtschaftlichen Nutzung von Delesseria sanguinea, einer in der Ostsee vor Rostock häufig vorkommenden Rotalgenart“, führte der Minister aus. Es gehe dabei um die Entwicklung der Produktionsmethode und die Verwertung der Inhaltsstoffe. Die Untersuchungen dienen der Erhöhung der fischereilichen Wertigkeit von Seegebieten vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns, durch die Errichtung künstlicher Unterwasserhabitate.

Im Hinblick auf den Rückgang der Fischereibestände in der Ostsee ging der Minister auf das Dorschprojekt ein: „Mit diesem Projekt erhoffen wir uns Kenntnisse über die Aufzucht von Dorschen sowie die Klärung der Frage, ob durch Besatz eine Bestandsstabilisierung möglich sein könnte.“ Derzeit könne das Projekt leider noch nicht umgesetzt werden, da die Generaldirektion Mare der Europäischen Kommission noch keine Zustimmung gegeben hat.

„Die Chancen und Herausforderungen, die sich aus einem aquakulturgestützten Dorschmanagement in der westlichen Ostsee ergeben, müssen weiter publik gemacht werden“, betonte der Minister. Sie würden ein Forschungsgebiet eröffnen, das sowohl für die Verbesserung des ökologischen Zustands der Ostsee als auch für die wirtschaftliche Nutzung von großer Bedeutung sein könne. Hier sehe er eines der künftigen Aufgabengebiete für ein maritimes Cluster an der Universität Rostock.

„Wir müssen zu einem Paket von Maßnahmen kommen, die nicht nur die Fischerei betreffen. Wer hier vorne mit dabei ist, kann helfen Kosten zu sparen, Bürokratie abzubauen und neue Wege zu gehen, die nicht nur für die Region der Ostsee, sondern weit darüber hinaus von erheblicher wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Bedeutung sein werden“, sagte Minister Backhaus.