„Mein Herz schlägt für den Judosport…“

Annika Würfel, Jahrgang 2000, vom VfK Bau Rostock über kommende sportliche Herausforderungen

Judo und M-V – da gab es in den letzten mehr als vier Jahrzehnten einige grosse Momente.

Bei Olympia 1988 in Seoul gewann der gebürtige Schweriner Torsten Brechot (SC Dynamo Hoppegarten), Jahrgang 1964,  im Halbmittelgewicht die Bronzemedaille, zusammen mit Baschir Warajew (UdSSR), hinter Waldemar Legien (Polen) und Frank Wieneke (Bundesrepublik).

M-V mit grosser Judo-Historie

Der Schweriner Brechot hatte zudem einen erfolgreichen Vorgänger. Andreas Preschel, drei Jahre früher als Torsten Brechot in Schwerin geboren und ebenfalls in Hoppegarten aktiv, wurde 1983 Weltmeister im Halbschwergewicht in Moskau.

Weitere bekannte Judoka aus M-V sind – nur vier Beispiele von vielen – Andreas Paluschek (Rostock), Robert Hütter (Rostock), Günter Krüger (Pasewalk), Fred Ohlhorn (Schwerin) oder Roland Borawski (Schwerin), die auch zahlreiche internationale und nationale Erfolge und Medaillen erkämpfen konnten.

Zudem sorgte aus Schweriner Sicht ebenfalls Susi Zimmermann für viel judosportliche Furore. So gewann Susi 2011 in San Salvador ihre dritte Weltcup-Medaille, nachdem die Landeshauptstädterin 2010 WM-Silber im Team in Antalya erkämpfte.

Brussig-Zwillingsschwestern seit zwei Jahrzehnten erfolgreich dabei

Nicht zuletzt sammeln die Zwillingsschwestern Ramona und Carmen Brussig vom PSV Schwerin paralympische sowie welt- und europameisterliche Medaillen und Erfolge seit 1998  „nonstop“. Unvergessen deren erfolgreicher Schweriner Judo-Trainer Matthias Hermann, der 2014 im Alter von nur 47 Jahren starb.

Auch ein Wahl-Mecklenburger mit beeindruckenden Erfolgen

Ein weiterer Judoka, der zwar für den SC Leipzig aktiv war, aber nach seiner sportlichen Karriere zunächst als Berufsschullehrer in Schwerin arbeitete und somit „MV-Bindungen“ aufweist, ist Harald Heinke, der im Mai junge 60 wurde. Harald Heinke war zweimal Europameister (1978/1979), zweimal Vize-Europameister (1977/1980) und WM-Dritter (1979). Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau schaffte Harald Heinke zudem Bronze im Halbmittelgewicht, zusammen mit Bernard Tschoullouyan, hinter Schota Chabareli (UdSSR) und Juan Ferrer (Kuba).

Im Fokus: Annika Würfel vom VfK Bau Rostock

Aber man muss nicht nur in die Vergangenheit blicken, um erfolgreiche Judoka aus M-V zu entdecken.

Annika Würfel, Jahrgang 2000, vom VfK Bau Rostock 94 ist eine ambitionierte Hofnungsträgerin für den Judosport aus M-V, die schon einige Erfolge im Nachwuchsbereich feiern konnte.

Nachgefragt bei Annika Würfel

Annika über kommende sportliche Herausforderungen 2017, ihre schönsten Erfolge, ihre Liebe zum Judosport, das Faszinierende an ihrer Sportart, den Trainingsalltag und weitere Ziele

„Mein Herz schlägt für den Judosport…“

Frage: Annika, das Jahr 2017 ist auch schon wieder fast drei Monate alt. Wie sahen die ersten judosportlichen Wochen des neuen Jahres für Dich aus? Welche wichtigen Turniere stehen 2017 noch auf dem Programm?

Annika Würfel: Die ersten Wochen standen ganz im Zeichen der Vorbereitung auf die Höhepunkte 2017, mit der Deutschen Einzelmeisterschaft der Altersklassen U18 bzw. U21 und den noch kommenden internationalen Turnieren und European Cups. Mit den Landesmeistertiteln der Altersklassen U18 und U21 habe ich mich dann für die Nordostdeutschen Meisterschaften Ende Februar qualifiziert und konnte mir dort mit einem ersten Platz (U21) und einem dritten Platz (U18) die Teilnahme für die Deutsche Meisterschaft in beiden Altersklassen (Gewichtsklasse bis 52 Kilogramm) sichern.

…Dass ich mir nun in beiden Altersklassen den Titel der Deutschen Meisterin erkämpft habe, kann ich kaum glauben und damit hatte ich vorher nicht gerechnet. Die nächsten Termine sind nun die European Cups in Berlin und in Teplice (Tschechien) bzw. der Thüringen-Pokal in Bad Blankenburg, bei dem es um die Qualifikation für die Europameisterschaften der Kadetten gehen wird.

Frage: Du konntest ja schon einige Erfolge feiern. Welches waren die bislang schönsten und nachhaltigsten?

Annika Würfel: Für mich waren die größten Erfolge bisher der dritte Platz bei der Deutschen Meisterschaft 2016, die beiden frischen Titel, die Siege bei Sichtungs-Turnieren und zwei fünfte Plätze bei den European Cups in Berlin und in Coimbra 2016.

Frage: Wann hast Du eigentlich mit dem Judosport begonnen? Was ist für Dich das Faszinierende am Judosport?

Annika Würfel: Ich begann mit dem Judo im Alter von  fünf Jahren, also 2005. Seitdem schlägt mein Herz für den Judosport und füllt meinen Alltag enorm aus. Mich fasziniert besonders die Vielfältigkeit beim Judo. Man lernt nie aus und es gibt unzählige Techniken und Varianten. Dazu kommt, dass ich den Zweikampf liebe, weil ich mich im direkten Vergleich mit anderen messen kann und für meine Leistung ganz allein verantwortlich bin. Ich mag es, an meinen Techniken zu arbeiten und mich auszupowern. Und genau das gibt mir diese komplexe Sportart Judo.

Frage: Olympia ist ja für jede Sportlerin und für jeden Sportler das grosse Ziel. 2020 und 2024 – sind das für Dich schon Ziele, die Du anstrebst?

Annika Würfel: Nein, Olympia ist für mich noch sehr weit entfernt. Es ist natürlich ein Traum, aber  ich habe derzeit eher andere Ziele, wie zum Beispiel bei einem Höhepunkt wie den EM kämpfen zu dürfen oder beim EYOF (European Youth Olympic Festival), das in diesem Jahr ebenfalls stattfinden wird.

Frage: Wie sieht Dein judosportlicher Trainingsalltag aus? Was machst Du ansonsten zum Ausgleich?

Annika Würfel: In meinem Alltag bleibt keine Zeit für andere Hobbys. Es ist nicht unüblich, dass ich um 7.00 Uhr aus dem Haus gehe und 21.00 Uhr erst wieder heim komme. Ich trainiere fünfmal in der Woche in der Zeit von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr beim VfK Bau Rostock. Da bleibt nicht viel Zeit für andere Dinge, wie zum Beispiel Hausaufgaben (schmunzelt). Nebenbei gehe ich ja in die elfte Klasse des Gymnasiums Reutershagen.

Letzte Frage: Welche Judoka der Gegenwart begeistern Dich ganz besonders?

Annika Würfel: Ich habe keinen einzelnen Judoka, der mich besonders begeistert. Ich bin begeistert von Leistungen, die Judoka in meinem Alter schon leisten, aber auch von starken Kämpfern bei Olympia. Besondern begeistern mich jedoch sehr willensstarke Judoka, die auch nach Niederlagen wieder aufstehen und weitermachen und für ihren Traum kämpfen.

Vielen Dank, dann weiterhin viel Freude am Judo-Sport und maximale Erfolge – sportiv, persönlich und in der Schule!

Weitere Informationen zum VfK Bau Rostock unter www.judorostock.de.

Marko Michels

Foto (Dirk Spörcke, VfK Bau Rostock): Annika Würfel