Zwischen Umfragen und Wünschen
Neben Halbjahreszeugnissen und Noten geht es zwischen Rügen und Bayrischem Wald auch wieder um Prozente. Ver.di will 6 Prozent mehr Lohn für die Angestellten im öffentlichen Dienst. Die Parteien möchten mehr Prozente in den Umfragen und dann bei den Wahlen und die Unternehmer streben mehr „Gewinn-Prozente“ an.
Inzwischen haben die Demoskopen und Statistiker sogar den „Schulz-Effekt“ entdeckt.
Da küren die Sozialdemokraten Ende Januar ihren Kanzler-Kandidaten und schon wird aus dem „Gabriel-Mallus“ eine „Schulz-Gloriole“. Lag die SPD Mitte Januar noch bei 20 Prozent (und schlechter), so liegt sie plötzlich bei 28 Prozent, nur noch sechs Punkte hinter der Union aus CDU und CSU. Im Direkt-Duell Martin Schulz versus Angela Merkel um die Kanzlerschaft im Herbst 2017 steht es – laut Umfragen – 50 zu 34 für Schulz.
Hat sich nun aber die SPD inhaltlich so geändert, außer dass nur der Spitzenmann ein anderer ist. Nein, das hat sie nicht. Wenn ein Kanzlerkandidat Martin Schulz verkündet, dass sich die SPD nun verstärkt um die individuellen Schicksale der Menschen in diesem Land kümmern müsse, da fragt man sich schon, warum dieses das nicht – auf Bundes- oder Landesebene – bereits in den letzten Jahren tat…
Auch ein Martin Schulz, als Präsident des europäischen Parlamentes von 2012 bis 2017, muss sich diese Frage gefallen lassen. Warum wandten und wenden sich immer mehr Menschen von der EU und ihren Institutionen ab, warum entstanden, ob von „Links“ und von „Rechts“ (sofern man sich dieser „Etikette“ bedienen möchte) so viele europakritische Parteien und Bewegungen? Warum kam es zum Brexit? Und warum misstrauen die Bürger DIESER EU?
Wie arrogant, abgehoben und ignorant traten und treten auch die EU-Spitzenkräfte gegenüber den Bürgern in ganz Europa auf… Sind die derzeitigen astronomischen Verdienste und Vergünstigungen der EU-Spitzenbeamten gerechtfertigt? Muss der europäische Steuerzahler für „Luxusreisen von EU-Parlamentariern“, wie eine Boulevard-Zeitung aktuell schrieb, nun auch noch zahlen?
Und wie geht es mit der Schuldenkrise und der Wirtschaftskrise in der EU weiter, mit der europäischen Massenarbeitslosigkeit, mit prekären Arbeitsverhältnissen in ganz Europa, ja mit dem Euro?
Zu diesen dringenden Fragen fanden weder Frau Merkel noch Herr Schulz Antworten. Früher nicht. Und auch aktuell nicht.
Was von Linken, AfD, FDP oder Grünen dazu kommt, ist – wie bei Union und SPD – ebenfalls mehr als diffus und mitunter einseitig, lobbyhaft und realitätsfremd.
Am Ende muss wohl noch die Gründung einer Mecklenburgischen Volkspartei her? Europa-Land in die Hände von „Ackerbauern, Viehzüchtern und Fischern“?!
Warum nicht. Es heisst doch so schön „Back to the roots!“ – Zurück zu den Wurzeln.
Am Ende wird es so sein: Wir brachen aus dem Neandertal auf, um dorthin wieder zurückzukehren… Nicht nur politisch gesehen!
Marko Michels