Medaillenträchtige Sporteinsätze für MV-Athleten

Sebastian Zbik (Schwerin) mit erfolgreichem Boxkampf und Ralf Bartels (Neubrandenburg) mit Kugelstoß-Bronze

Im sechsten Versuch zeigte Ralf Bartels, wo der Medaillen-Hammer hängt. Bronze in Barcelona für den Mann aus der Fritz-Reuter-StadtWas für ein Wettkampf … Aber anscheinend liebt es ein gebürtiger Stavenhagener eben spannend. Erst im letzten Versuch kam der 1978 in Stavenhagen geborene Ralf Bartels vom SC Neubrandenburg vom „Platz mit der Holzmedaille“ doch noch zu Bronze – und verdrängte damit den unglücklichen Maris Urtans aus Lettland auf den undankbaren vierten Rang. Tja, ein besonderes Geschenk eines jungen Stavenhageners an einen viel älteren, der die Leibesübungen einst auch mit Interesse verfolgte. Mecklenburgs Schriftsteller und Dichter wäre ja bekanntlich 2010 runde 200 geworden … Statt „Kein Hüsung“ war in Barcelona „Ik heww min Bronz`“ Programm.

Nach dem Europameistertitel 2006, der EM-Bronze-Medaille 2002 und den dritten Plätzen bei den WM 2005 und 2009 nun wieder eine leichtathletische Sternstunde für Mecklenburg dank des Reckens vom SC Neubrandenburg. Dabei war am Ende sogar noch viel mehr drin, denn die besten Drei der Kugelstoß-Entscheidung bei den Herren 2010 trennten nur ganze acht Zentimeter. Andrei Michnewitsch aus Weißrussland siegte mit 21,01 Metern vor Tomasz Majewski aus Polen mit 21,00 Metern und dem Bartels-Ralf mit 20,93 Metern. Das sah auch der Wahl-Neubrandenburger ähnlich: „Wäre das Finale erst zwei Tage später gewesen, hätte ich vielleicht sogar gewinnen können.“

Um jedoch aber – nach kurzen Abstand – glücklich zu relativieren bzw. zu resümieren: „Ich liege nur ganze acht Zentimeter hinter dem Sieger, da kann man zufrieden sein.“ Allerdings haderte Ralf Bartels mit den ersten drei Versuchen. Diese habe er – nach seiner Ansicht – „verschenkt“. Als Fünfter der europäischen Bestenliste im Kugelstoßen der Herren sei er nach Barcelona gereist, als EM-Dritter reise er wieder ab: „Das ist ganz okay !“. Dennoch wäre er gern viel früher auf einem Medaillenplatz gewesen – und „nicht erst im letzten Versuch“! Aber der SCN-Athlet hat bekanntlich Nerven aus Stahl. Leider war sein Oberkörper in den ersten Versuchen zu schnell, erst im letzten Versuch gelang es „oben locker zu bleiben“. Der Schützling von Gerald Bergmann bewies jedoch wieder einmal, dass er zur allerersten Garde der Kugelstoßer, nicht nur Europas, gehört. Allererste Garde sind in Barcelona vor allem die Damen, die mit Carolin Nytra (100 Meter Hürden) und Jennifer Oeser (Siebenkampf) am vorletzten Tag der EM wieder Edelmetall schürften. Lediglich der Speerwerfer Matthias de Zordo polierte mit Silber die bislang schwache Männer-Bilanz des DLV in Barcelona etwas auf. Aber bekanntlich wird erst am Ende, am 1.August am Abend, so richtig abgerechnet …

Der Eine ist im Kugelstoß-Ring erfolgreich, der Andere im Boxring … / Sebastian Zbik ganz stark

Sebastian Zbik wieder top. Hier bei einem Pressetermin mit der Schweriner OB Angelika GramkowSo richtig „abrechnen“ konnte am 31.Juli auch ein anderer Mecklenburger bzw. Vorpommer: Der gebürtige Neubrandenburger und Wahl-Schweriner Sebastian Zbik bezwang den „Heiland aus Argentinien“ klar, deutlich und souverän nach Punkten in Hamburg und dürfte dafür „von ganz oben“ bestimmt auch Anerkennung erhalten. Zusammen mit Jürgen Brähmer (Schwerin) und Sebastian Sylvester (Greifswald) bildet er die weltmeisterliche Erfolgs-Troika „Made in M-V“ im Profi-Boxsport. Bei den Amateuren kann sich die WM-Bilanz – auch ohne Gold – in der Vergangenheit ebenfalls mehr als sehen lassen: neun WM_Medaillen, davon dreimal Silber und sechsmal Bronze.

Außerdem gab es für die Boxer des SC Traktor Schwerin/Schweriner SC zwischen 1976 und 1992 unter anderem noch drei Olympiasiege plus einen Erfolg bei den „Wettkämpfen der Freundschaft“ 1984. Sebastian Zbik blieb damit auch in seinem 30.Profi-Kampf ungeschlagen. Als Amateur hatte er von 152 Kämpfen 130 siegreich gestaltet. Imponierende Erfolge!

WM und EM im August im Blick: Kanuten, Schwimmer und Basketballer / Auch die „ganz junge Sportjugend“ darf olympisch ran …

Stichwort „Imponierende Erfolge“. Die werden von den Athletinnen und Athleten aus Deutschland, darunter auch aus M-V, bei kommenden sportlichen Großereignissen angestrebt. Die deutsche Kanu-Flotte mit dem Neubrandenburger Olympiasieger Martin Hollstein an der Spitze möchte vom 19.August bis 22.Augustbei den WM im Kanu-Rennsport  in Poznan möglichst viel Edelmetall erpaddeln. Gerade die Renn-Kanuten aus der früheren DDDR sorgten in der jüngeren Sportgeschichte für exzellente Erfolge.

Bereits 1958 hatte Dieter Krause WM-Bronze im K 1 gewonnen und in der gesamtdeutschen Kanu-Staffel 1960 die olympische Goldmedaille erkämpft. Jürgen Eschert gelang 1964 im Einer-Canadier ebenfalls der Olympiasieg. Den ersten WM-Titel der DDR im Rennsport indes errang der Vierer-Kajak 1963. Stellten die DDR-Kanu-Rennsportler bis 1973 nur viermal den Welt-Champion, so stand am Ende der DDR im Jahr 1990  die imponierende Bilanz von 69 x Gold / 29 x Silber / 22 x Bronze.

Auch für die M-V-Kanuten war der Kanu-Rennsport seit 1970 “golden”. Im Jahre 1971 erkämpfte Alexander Slatnow (SC Neubrandenburg) den ersten WM-Titel für M-V. Ilse Kaschube (SC Neubrandenburg) gewann 1972 mit Silber die erste Kanu-Olympiamedaille für Mecklenburg-Vorpommern. Zwischen 1972 und 2008  Kanu-Sportler dominierten Rüdiger Helm, Bernd Olbricht bzw. Andreas Dittmer (Neubrandenburg), Anke von Seck bzw. Ramona Portwich (Rostock) und Roswitha Eberl (Wismar) bei Olympia- wie WM-Entscheidungen – und gehören zu den Besten ihrer Zunft. Nun setzen Martin Hollstein, Thomas Lück oder Eric Rebstock (Neubrandenburg) diese Tradition fort.

Die besten Kanusportlerinnen und –sportler aus M-V bei Olympia von 1972 bis 2008:
Von Ilse Kaschube 1972 bis Martin Hollstein 2008
01.Ramona Portwich (Rostock) – 3 x G / 2 x S – 1988/96 02.Andreas Dittmer (Neustrelitz / Neubrandenburg) – 3 x G / 1 x S / 1 x B – 1996-2004 03.Anke von Seck (Rostock) – 3 x G / 1 x S – 1988/92 04.Rüdiger Helm (Neurandenburg) – 3 x G / 3 x B – 1976/80 05.Bernd Olbricht (Gnoien/Neubrandenburg) – 2 x G / 1 x S / 1 x B – 1976/80 06.Carola Zirzow (Neubrandenburg) – 1 x G – 1976 07.Olaf Winter (Neustrelitz/Neubrandenburg) – 1 x G – 1996 07.Martin Hollstein (Neubrandenburg) – 1 x Gold – 2008 08.Katrin Borchert (Waren/Müritz/Neubrandenburg, ab 1994 Australien) – 1 x S / 2 X B – 1992-2000 09..Ilse Kaschube (Altentreptow/Neubrandenburg) – 1 x S – 1972 10.Bärbel Köster (Neubrandenburg) – 1 x B – 1976 11.Stefan Uteß (Demmin/Neubrandenburg) – 1 x B – 2000.

Doch die Renn-Kanuten sind nicht die Einzigen, die im August sportlich „ackern“ müssen. Vom 4. bis 15.August werden die Schwimm-EM in Budapest ausgetragen. Die ersten „Olympischen Jugendsportspiele“ in Singapur rufen die „ganz junge Sport-Jugend“ – darunter auch Rostocks Wasserspringer Tim Pyritz oder Neubrandenburgs Kugelstoßer Dennis Lewke.

Bei den Basketball-WM vom 28.August bis 12.September in der Türkei steht ein Jubiläum an. Vor 60 Jahren wurden die ersten offiziellen Weltmeisterschaften bei den Herren 1950 in Argentinien ausgetragen – und das, obwohl schon u.a. 1904 Baketball olympisch demonstriert wurde und seit 1936 im olympischen Programm ist. Der erste Weltmeister war Argentinien. Die meisten Titel gingen an Jugoslawien (3), die Sowjetunion (3), die USA (3), Serbien (2), Brasilien (2) und je einer an Argentinien und Spanien. Titelverteidiger sind auch die Spanier. Deutschland konnte 2002 mit Bronze die bislang einzige Medaille bei Herren-Basketball-WM gewinnen. Mal sehen, wie es dieses Mal aus deutscher Sicht läuft …

Text und Fotos Marko Michels