Mecklenburg-Vorpommern unterstützt kulturelle Filmprojekte

Die Auswahlkommission der Kulturellen Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern tagte am 26.05.2010 im Filmbüro Mecklenburg-Vorpommern in Wismar.

Es lagen insgesamt 52 Anträge vor, davon 23 Anträge auf Produktionsförderung, 21 Anträge auf Stoff- und Projektentwicklung sowie 8 Anträge im Bereich Verleih, Vertrieb, Abspiel. Ein Antrag wurde vor der Sitzung zurückgezogen. Die Kommission sprach Förderempfehlungen in Höhe von insgesamt 107.000.- € aus, bei einem Antragsvolumen der Projekte von knapp 795.000.- €. Die Gesamtherstellungskosten belaufen sich auf ca. 5,4 Mio €.

Einen Produktionskostenzuschuss erhielten unter anderem die Projekte „Overgames“ von Lutz Dammbeck, der letzte Teil eines Zyklus von Dokumentarfilmen über die Zusammenhänge von Kunst, Wissenschaft und Macht (nach „Zeit der Götter“, „Dürers Erben“, „Das Meisterspiel“ und „Das Netz“), die erfolgreich in den deutschen Kinos liefen und „OFFAK Story“ von Heiko Kreft, eine Dokumentation über die staatliche mecklenburgische Filmproduktionsgesellschaft „Obotritfilm-Fabrik“ (1920-1923 in Schwerin), ein fast vergessenes Kapitel deutscher und mecklenburgischer Filmgeschichte.

Gespannt sein dürfen wir auf den Film „Freiheit pur?“ des Mecklenburger Regisseurs Moritz Springer, der aus heutiger Sicht in die wilden Utopien der Anarchisten eintaucht und ihre Anhänger auf der Suche nach Freiheit und Selbstbestimmung begleitet. Filmbüro-Geschäftsführerin Sabine Matthiesen freut sich besonders über diese Förderung: „ Das ist ein wunderbares Beispiel für eine rundum gelungene Förderung in Mecklenburg-Vorpommern, es wird ein Landeskind gefördert, das wir von der ersten Idee an begleitet haben. Moritz Springer hatte in der Drehbuchwerkstatt der Kulturellen Filmförderung sein Projekt vorgestellt und es dadurch zur Antragsreife gebracht. Die Kommission unterstützte das Projekt zunächst mit einer Drehbuchförderung. Mit LOOKS Medienproduktionen aus Rostock stieg dann eine hiesige und international tätige Produktionsfirma in das Projekt ein. Nun wird der Film durch das Land mit 25.000 € gefördert“.

Stoffentwicklung erhält u.a. „SANELLA oder zwei Jahre im Sommer“ der jungen Rostockerin Heike Libnow. Die Coming of Age Geschichte spielt in den 80er Jahren in Rostock und handelt vom Erwachsenwerden ohne Eltern, die von heute auf morgen plötzlich weggeschlossen werden und der ersten Liebe zu einem bedeutend älteren Vertragsarbeiter. Nach einer wahren Geschichte. Auch „Ohne Schmiere geht es nicht“ von Jens Scherer erhält Stoffentwicklung, ein filmisches Portrait über das Mecklenburger Urgestein Wolfgang Bordel, quirliger und umtriebiger Intendant der Vorpommerschen Landesbühne Anklam.

„Die Filmszene in Mecklenburg-Vorpommern ist lebendiger denn je, wieder zeigt sich, daß die Kulturelle Filmförderung die Filmschaffenden im eigenen Land erreicht und die vielfältigen Ideen unterstützen kann“, so Sabine Matthiesen. Das Filmbüro Mecklenburg-Vorpommern dankt an dieser Stelle herzlich den Mitgliedern der Auswahlkommission Anna Fantl, Reik Möller, Susanne Penski, Prof. Gerd Schneider, Kai Voigtländer für ihre engagierte Arbeit.

Die Mitglieder der Auswahlkommission sprachen für folgende Projekte Förderempfehlungen an das Ministerium für Wissenschaft, Bildung und Kultur Mecklenburg-Vorpommern aus:

1. Produktionsförderung

„Overgames“, Dokumentarfilm von Lutz Dammbeck
Regie: Lutz Dammbeck | Fördersumme: 10.000.- €
Produktion: Lutz Dammbeck Filmproduktion

Der Dokumentarfilm geht den aktuellen und historischen Zusammenhängen zwischen der Rolle von Unterhaltung, TV, Verhaltensforschung und Psychiatrie nach und führt uns dabei in die Anfangszeiten des Fernsehens ebenso wie in die Welt geheimer psychiatrischer und soziologischer Versuche im Kalten Krieg. Der Rückblick in die Vergangenheit wird aber auch mit der aktuellen Situation und einem Ausblick in die Zukunft des Fernsehens verknüpft.

„Freiheit pur?”, Dokumentarfilm von Moritz Springer
Regie: Moritz Springer |Fördersumme 25.000.- €
Produktion: LOOKS Medienproduktionen

Der Dokumentarfilm begleitet Anhänger der Anarchie auf Ihrer Suche nach Freiheit und Selbstbestimmung. Doch inwieweit sind die Visionen von einer herrschaftsfreien, nichtkapitalistischen Gesellschaft heute umsetzbar und was wurde aus den Jugendträumen?

„Offak-Story – Der Traum von Hollywood in der mecklenburgischen Provinz“
Regie: Heiko Kreft |Fördersumme 20.000.- €
Produktion: Hypolux Film

Fast vergessen ist die Geschichte der staatlichen mecklenburgischen Filmproduktionsgesellschaft „Obotritfilm-Fabrik“, die von 1920 bis 1923 in Schwerin existierte. Der Film erzählt erstmals dieses vergessene Kapitel Filmgeschichte und präsentiert einmalige Ausschnitte zweier verschollen geglaubter Spielfilme aus Mecklenburg: „Max, der Vielgeprüfte“ (Regie: Willy Grunwald) und „Das Souper um Mitternacht“ (Regie: Hans Werckmeister).

„Auf dem Eis“, Kurzfilm von Anna Montanyà und Sebastian Schaal
Regie: Anna Montanyà, Sebastian Schaal |Fördersumme 5.000.- €
Produktion: La Boia

Der Kurzfilm erzählt von dem Scheidungskind Jonas, das sich nichts sehnlicher wünscht, als dass seine Eltern wieder zusammen sind. Um dies zu erreichen begibt er sich nach einem Streit der Eltern in Lebensgefahr: Er versucht auf dem zugefrorenen Kölpinsee bei Klink im Müritzkreis den magischen Butt zu angeln, der die beiden wieder zusammenbringen soll. Leitmotiv des Kurzfilms ist die Geschichte „Vom Fischer und seiner Frau“.

„Wo bist du heute mein Kamerad?“ Dokumentarfilm von Kirsi Liimatainen
Regie: Kirsi Liimatainen |Fördersumme 10.000.- €
Produktion: Ilanga Films

Die Regisseurin Kirsi Liimatainen begibt sich 20 Jahre nach dem Ende der DDR auf eine filmische Reise nach Europa, Afrika und Südamerika um ihre ehemaligen Kommilitonen der internationalen FDJ-Jugendhochschule in Bernau wieder zu treffen. Dort hatte sie gemeinsam mit Studenten aus der ganzen Welt für ein Jahr die Theorie und Praxis des Marxismus-Leninismus studiert. Was hat ihnen die linke Bewegung bedeutet und gibt es für sie auch heute noch Utopien, für die es sich lohnt zu kämpfen?

„HEINO JAEGER-vergessen“ Dokumentarfilm von Gerd Kroske
Regie: Gerd Kroske |Fördersumme 10.000.- €
Produktion: realistfilm

Der Maler und Kabarettist Heino Jaeger (1938-1997) war einst gefeierter Radiostar und wurde durch die Rundfunkaufnahmen seiner „Lebenspraxis Dr. Jaeger“ in den siebziger Jahren zur Kultfigur. Als Maler scheint ihn dieser Erfolg jedoch zu verletzen. Er bricht seine Rundfunkarbeiten ab und verfällt dem Alkohol. Anhand von Bildern, Zeichnungen, Fotos und Filmmaterialien gibt der Film Einblick in sein vielschichtiges Bildwerk und zeichnet sein Leben nach an dem er schließlich zerbricht.

2. Stoff- und Projektentwicklung

„Das Ende vom Weiß“, Dokumentarfilm
Autor: Dirk Böttcher |Fördersumme 8.000.- €

Das durch den Klimawandel schmelzende Eis der Arktis weckt schon heute große Begehrlichkeiten: Rohstoffe und neue Schifffahrtsrouten versprechen Milliardengewinne. Eine bislang von der Außenwelt abgeschnittene Region wird nun zum Spielball der großen Mächte. Dirk Böttcher möchte mit dem Film der Arktis ein Gesicht geben und zeigt die Menschen, die von diesen Veränderungen betroffen sein werden.

„SANELLA oder zwei Jahre im Sommer“, Spielfilm
Autorin: Heike Libnow |Fördersumme 7.000.- €

Coming of Age Drama nach einer wahren Geschichte in Rostock-Lichtenhagen im Jahre 1980: Die Eltern der 15-jährigen Simone sind von einem Tag auf den anderen verschwunden. Das Mädchen muss plötzlich den Alltag alleine mit ihrer kleinen Schwester und ihren beiden Omas meistern. Als sie sich in einen algerischen Vertragsarbeiter verliebt, gerät die Situation zunehmend außer Kontrolle.

„Ohne Schmiere geht es nicht – die Theater des Wolfgang B.“, Dokumentarfilm
Autor: Jens Scherer|Fördersumme 6.000.- €

Dokumentarfilm über den langjährigen Intendanten der Vorpommerschen Landesbühne Anklam Wolfgang Bordel. Nach der Wende eroberte er sich gemeinsam mit seinem Ensemble erfolgreich seinen Platz im Kulturleben zurück. Der Film zeigt ein Stück Theatergeschichte in den neuen Bundesländern und den teilweise schmerzvollen Transformationsprozess einer Kulturlandschaft innerhalb des Übergangs zweier Gesellschaftssysteme.

„Chika, die Hündin aus dem Ghetto“, Animationsfilm
Autorin: Carmen Blazejewski |Fördersumme 6.000.- €

Der Film erzählt die Geschichte des jungen Mikasch, der mit seinen Eltern und seiner Hündin Chika in Polen im Ghetto lebt. Als eines Tages ein deutscher Soldat befiehlt er müsse seinen über alles geliebten Hund abgeben beginnt ein dramatisches Abenteuer rund um dessen Rettung.

3. Verleih, Vertrieb, Abspiel

Für Verleih, Vertrieb und Abspiel wurde keine Förderempfehlung ausgesprochen

Sabine Matthiesen