Leichtathletik-WM 2009: Noch fünf Tage bis zum Startschuss …

Quintett aus Vereinen in Mecklenburg-Vorpommern auch am Start

Am 15.August beginnen die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin. Im Aufgebot sind fünf Athletinnen und Athleten aus Vereinen in M-V: Ralf Bartels (Kugelstoßen), Franka Dietzsch (Diskuswerfen) und Julia Mächtig starten für den SC Neubrandenburg. Mark Frank (Speerwerfen) und die nun nach-nominierte Ulrike Maisch vervollständigen das Teilnehmer-Feld aus Mecklenburger Sicht. Außerdem werden in Berlin u.a. die frühere Wahl-Rostockerin Jonna Tilgner (400 Meter-Hürden/4 x 400 Meter), die gebürtige Rüganerin Steffi Nerius (Speerwerfen) und die gebürtige Rostockerin Denise Hinrichs (Kugelstoßen) an den Start gehen.

Mit Ulrike Maisch im Gespräch

Die Marathon-Europameisterin weilt zur Zeit in Kienbaum.

„Besser als bei den WM 2003 …“

Frage: Ulrike, Sie werden nun doch beim Berliner WM-Marathon starten. Grund dafür ist die Absage von Irina Mikitenko, deren Vater kürzlich starb. Freuen Sie sich dennoch über die Nach-Nominierung?

Ulrike Maisch: Natürlich fühle ich mit Irina mit und kann mir nicht nur als Sportlerin vorstellen, wie es ihr zur Zeit geht. Nun ist der Grund, dass ich doch in Berlin starten kann, ein ziemlich trauriger. Kann man sich darüber ausgelassen freuen ?! Die Frage beantwortet sich von selbst … Ich freue mich aber, dass ich unabhängig vom Grund der Nach-Nominierung in Berlin dabei bin, beim WM-Marathon mitlaufen kann. Das wird sicherlich ein schönes Erlebnis. Es ist dennoch schade, dass Irina nicht im Starterfeld ist.

Frage: Sie hatten ihre goldenes Jahr 2006 als Sie Marathon-Europameisterin wurden. Jetzt kamen Sie ganz kurzfristig ins WM-Team. Sind Sie für einen weltmeisterlichen Marathon eigentlich vorbereitet ? Oder drehen Sie noch schnell ein paar Extra-Runden?

Ulrike Maisch: Ich bin schon sehr gut vorbereitet, denn ich hatte die WM immer irgendwie im Hinterkopf. Die Hoffnung auf die Welt-Titelkämpfe gab ich nie ganz auf, so dass ich optimistisch in den Wettkampf gehen kann. „Extra-Runden“ muß ich deshalb nicht laufen.
Ob Berlin die EM 2006 in Göteborg für mich toppen kann, ist eher zweifelhaft. Auch in Göteborg war die Atmosphäre und Stimmung ganz große Klasse – und dann gab es noch überraschend Gold für mich. Ein EM-Marathon ist zudem mit einem WM-Marathon nur bedingt zu vergleichen; der Lauf in Berlin wird ungemein härter. Bei einer WM werde ich nicht ganz vorn mitlaufen können.

Frage: Wären Sie auch ohne Nominierung zu dem WM nach Berlin gereist ? Werden Sie jetzt zumindest etwas WM-Atmosphäre genießen?

Ulrike Maisch: Nein, ich denke nicht. Ich wäre wahrscheinlich zu traurig, zu niedergeschlagen, ganz einfach zu enttäuscht gewesen, um mir die Wettbewerbe live anzuschauen. Ich hätte mir wahrscheinlich alles per TV verfolgt. Da der Marathon für die Frauen erst am letzten Wettkampftag, am 23.August, stattfinden wird, werde ich auch in der aktuellen Situation erst zwei Tage vorher anreisen. Es bleibt mir also kaum Zeit, mir etwas im Stadion anzusehen. Auch jetzt werde ich mir vieles im Fernsehen anschauen. Der eigene Wettkampf geht eben vor.

Frage: Sie hatten in den letzten drei Jahren einige Verletzungsprobleme. Wie ist jetzt der Stand der Dinge?

Ulrike Maisch: Es ist wie verhext, gegenwärtig habe ich eine Entzündung im Hackenbereich des rechten Fußes. Bisher hatte ich kaum Probleme, weil ich mich vor allem dem allgemeinen Training gewidmet habe. Mal sehen, wie es ist, wenn ich ab morgen laufe. Aber ich bleibe auch hier optimistisch, werde mich durchbeißen, denn meine WM-Chance möchte ich nun nutzen.

Frage: Was ist Ihr Minimalziel für den WM-Marathon in Berlin ? Welche Zeit möchten Sie möglichst laufen?

Ulrike Maisch: Na, ich möchte auf jeden Fall besser sein, als bei den WM 2003, als ich Zwanzigste wurde. Bei Prognosen zu meiner Zeit halte ich mich lieber zurück. Wenn es heiß sein sollte (Anmerkung M.M.: Einige Wetter-Prognosen gehen von 28 Grad aus …), wird es schwierig mit einer guten Zeit. Aber ich hoffe, dass einige Konkurrentinnen etwas „unclever“ laufen werden und ich so die Chance bekomme, etwas weiter vorn zu landen. Von einer neuen Bestzeit für mich gehe ich jedenfalls nicht aus.

Frage: Liegt Ihnen eigentlich der Berliner Asphalt?

Ulrike Maisch: In Berlin lief ich meinen ersten Marathon überhaupt (Anmerkung M.M.: Das war beim Berlin-Marathon 2000, als Ulrike 18. wurde.). Insofern habe ich an die Bundeshauptstadt angenehme Erinnerungen. Ansonsten hatte ich nicht so viele Wettkämpfe in Berlin. Den angekündigten WM-Kurs finde ich aber durchaus attraktiv.

Frage: Was machen Sie zur Zeit eigentlich außer mal „so eben“, einen WM-Marathon zu bestreiten?

Ulrike Maisch: Ich denke, dass ich eine gute berufliche Perspektive bei der Bundeswehr habe. Wahrscheinlich werde ich demnächst ein Fernstudium aufnehmen. Ein Direktstudium ist leider durch die zeitliche Beanspruchung – Training/Reisen zu den Wettkämpfen/Wettkämpfe – nicht möglich.

Frage: Werden Sie auch weiterhin an Volksläufen teilnehmen? 2005 gewannen Sie beispielsweise den Schwedenlauf in Wismar …

Ulrike Maisch: Na klar, werde ich auch bei Volksläufen immer wieder starten. Sie sind eine schöne Abwechslung zu den großen nationalen und internationalen Wettkämpfen. Und die Atmosphäre dort ist auch immer schön.

Dann eine gute verletzungsfreie Vorbereitungsphase auf die Welt-Titelkämpfe, einen optimalen WM-Lauf und angenehme Stunden in der Bundeshauptstadt …

M.Michels

STECKBRIEF – Ulrike Maisch – Disziplin: Marathon – Geburtsjahr: 1977 – Geburtsort: Stralsund – Größe: 169 cm – Gewicht: 55 kg – Beruf: Sport-Soldatin (seit 2006) – Verein: 1.LAV Rostock – Trainer: Klaus-Peter Weippert – Persönliche Bestleistung: Bestleistung: 2:30:01 Std. (2006) – Größte Erfolge: Europameisterin 2006, Achte 2002, Team-Europameisterin 2002, Olympia-Teilnehmerin 2004, WM-Teilnehmerin 2003, deutsche Meisterin Halbmarathon 2002, DM-Zweite 2005 (5000 m), DM-Dritte 2006 und 2004 (5000 m), Siegerin Bonn-Marathon 2002

Weltmeisterinnen im Marathon seit 1983

1983: Grete Waitz (NOR) / 1987: Rosa Mota (POR) / 1991: Wanda Panfil (POL) / 1993: Junko Asari (JAP) / 1995: Maria Manuela Machado (POR) / 1997 Hiromi Suzuki (JAP) / 1999: Jong Song-ok (PRK) / 2001: Lidia Simon (ROM) / 2003: Catherine Ndereba (KEN) / 2005: Paula Radcliffe (GBR) / 2007: Catherine Ndereba (KEN)