Land erarbeitet Konzept für Schutz des Kindeswohls und bessere Gesundheit

Die Landesregierung erarbeitet derzeit ein neues Konzept für einen wirksamen Schutz des Kindeswohls und bessere Kindergesundheit. „Wir wollen den Familien Hilfen von Anfang an anbieten“, sagte Gesundheitsminister Erwin Sellering (SPD) am Dienstag in Schwerin. „Die Unterstützung muss schon in der Schwangerschaft einsetzen, denn zu diesem Zeitpunkt sind die jungen Frauen besonders empfänglich für Rat und Hilfe.“ Dabei sei der Einsatz von Familienhebammen wichtig, aber auch das Netz von Elterntrainern, Lokalen Bündnissen für Familie, Familienzentren und Mehrgenerationenhäusern.

Die Kindertagesstätten spielten in dem Zusammenhang eine wichtige Rolle, betonte Sellering. Rund 97 Prozent der Kinder im Kindergartenalter gingen in Mecklenburg-Vorpommern in die Kita. In den Einrichtungen gebe es die Chance, Kontakt mit den Eltern aufzunehmen und ihnen Unterstützung anzubieten. Und die Kita habe die Möglichkeit, einen Erfahrungsaustausch der Eltern untereinander zu organisieren. „Wenn alle Eltern gemeinsam mit ihren Kindern etwas unternehmen und dabei ins Gespräch kommen, werden sie feststellen, dass alle Eltern hin und wieder Erziehungsprobleme haben. Und dass das keine Schande ist, sondern eine Herausforderung, die sie meistern können – möglicherweise mit der Hilfe von Fachleuten“, sagte Sellering.

Ziel des Konzeptes ist es, Familien mit Problemen frühzeitig zu erkennen und gemeinsam mit ihnen Lösungen zu finden – damit es erst gar nicht zu Vernachlässigungen oder gar Misshandlungen kommt. Bei Anzeichen für eine Kindeswohlgefährdung sollen sich die Menschen künftig – bei Wunsch auch anonym – an eine Kinderschutzhotline wenden können. „Die Mitarbeiter an der Hotline sollen nicht die Arbeit von Polizei und Jugendamt ersetzen, aber sie sind eine wichtige Ergänzung“, sagte Sellering. „Denn das Angebot richtet sich zum Beispiel an die Menschen, die zwar bemerkt haben, dass möglicherweise ein Kind in Gefahr ist, sich aber nicht zur Polizei oder zum Jugendamt trauen. Und die Hotline kann auch eine erste wichtige Anlaufstelle für betroffene Kinder und Jugendliche sein.“

Die Mitarbeiter der Hotline nehmen die Informationen auf, beraten und leiten Hilfe ein. Die Kinderschutzhotline wird beim Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) angesiedelt sein. In der Nacht und an den Wochenenden wird die Hotline mit Mitarbeitern eines freien Trägers der Jugendhilfe besetzt sein. Einen entsprechenden Partner sucht das LAGuS derzeit. Spätestens Ende des Jahres soll die Hotline in Betrieb gehen.

Das System der gesetzlichen Früherkennungsuntersuchungen soll künftig stärker dafür genutzt werden, an Familien mit Hilfebedarf heranzukommen und sie zu unterstützen. Ein entsprechender Gesetzentwurf soll bereits in den kommenden Wochen in der Landesregierung abgestimmt werden. „Die so genannten U-Untersuchungen sorgen dafür, dass Erkrankungen und Fehlentwicklungen bei Kindern früh erkannt und behandelt werden“, sagte Sellering. „Außerdem sind sie wichtige Bausteine eines Frühwarnsystems für wirksamen Kinderschutz.“.

Wenn die Eltern ihre Kinder nicht zur Untersuchung beim Kinderarzt bringen, könne das ein erster Hinweis darauf sein, dass die Familie Unterstützung brauche. Deshalb sehe der Entwurf vor, dass die betreffenden Eltern zunächst in einem Schreiben an den Untersuchungstermin erinnert werden. Wenn die Mütter und Väter ihre Kinder auch dann nicht zum Arzt bringen, bietet das Gesundheitsamt der Familie Beratung und Hilfe an. Dabei sollen unter anderem die Familienhebammen zum Einsatz kommen. Im Entwurf des Doppelhaushaltes 2008/2009 hat das Ministerium dafür 200 000 Euro vorgesehen. Diese Hebammen wurden seit Ende vergangenen Jahres speziell für den Umgang mit Problemen in der Familie geschult. Von den mehr als 200 Hebammen in Mecklenburg-Vorpommern haben bereits 27 diese Zusatzausbildung. Es wird weitere Fortbildungen geben.