Agrarbericht 2007 – Agrarwirtschaft in M-V hat Zukunft

„Die Erntemaschinen stehen längst in Position. Die Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern fiebern dem Erntestart in den nächsten Tagen entgegen.“ Mit diesen Worten zur aktuellen Lage startete heute der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz, Dr. Till Backhaus in die Vorstellung des Agrarberichts 2007.

Nach dem Kabinett am Dienstag informierte er heute in der Landespressekonferenz über den alljährlichen Report. Da dieser stets den vorangegangenen Referenzzeitraum reflektiert, liegt dem aktuellen Bericht das Wirtschaftsjahr 2005/2006 zugrunde.

Der Minister betonte, dass die Rahmenbedingungen zwar nicht einfach seien, aber dennoch genügend Anlass für Optimismus und Zuversicht böten. „Unsere Agrarstrukturen sind stabil und wettbewerbsfähig. Die Betriebe haben effektive Größen und erwirtschaften im Vergleich der Flächenländer die dritthöchste Arbeitsproduktivität. Land-, Forst und Ernährungswirtschaft prägen die mittelständische Wirtschaft unserer ländlichen Räume entscheidend mit“, skizzierte der Minister und fasste zusammen: „Die Agrarwirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern hat Zukunft!“

Unabhängig von Betriebsform und Produktionsrichtung zeige sich immer wieder, dass es auf eine konsequente Ausrichtung auf Wirtschaftlichkeit ankomme. Noch immer gebe es Wachstumspotenzial in der Veredlung pflanzlicher Produkte, bei der tierischen Erzeugung sowieso. „Positive Trends – ich denke beispielsweise an die Entwicklung der Schweinebestände – sind erkennbar. Auch der Bereich Bio boomt ungebrochen. Wir wollen aber noch mehr Zuwachs vor allem bei Qualität und regionaler Wertschöpfung. Das Land wird solche Entwicklungen weiterhin unterstützend begleiten“, so Dr. Backhaus.

Da mit dem Berichtszeitraum die Programmperiode 2000 bis 2006 der Europäischen Gemeinschaft und mit ihr auch das Instrument EAGFL – Europäischer Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft – ausgelaufen seien, zog der Minister in knappen Worten eine Bilanz: „Mecklen-burg-Vorpommern hat die letzten Jahre gut genutzt. Die Agrarwirtschaft hat sich konsolidiert. Erstklassige Produktivitätskennziffern kennzeichnen eine Branche, wo höchste Qualitätsstandards längst Einzug gehalten haben.“

Nun sei das Land gefordert, den Schwung mitzunehmen in die Ausgestaltung der nächsten, bis 2013 reichenden Programmplanungsphase. „Es gilt, den 1992 begonnenen und 2003 beschleunigten Reformweg der europäischen Agrarpolitik konsequent fortzusetzen und hierfür unsere Unternehmen fit zu machen. Inzwischen haben auch viele Landwirte erkannt: Es führt kein Weg vorbei am Übergang zu mehr Marktorientierung, besserer WTO-Kompatibilität und Verlagerung von Schwerpunkten in die Entwicklung der ländlichen Räume“, mahnte Dr. Backhaus und erinnerte an die im Vorjahr vollzogenen Schritte: „Die dritte Stufe der Milchmarktreform ist am 1. Juli 2006 in Kraft getreten. Die Reform der Zuckermarktordnung wurde vollzogen. Beglei-tet von unserem Engagement gegen ausufernde Bürokratie hat die europäische Landwirtschaft auch die zweite Stufe der Cross-Compliance-Anforderungen genommen.“

Neben dem Blick zurück gab der Minister auch einen Aus-blick in die weitere Entwicklung der Agrarpolitik. „Bereits heute bestimmt die so genannte Gesundheitsüberprüfung die agrarpolitischen Debatten. Für mich ist klar: Die Finan-zierung der Direktzahlungen als erster Säule der Agrar-politik muss stabil bleiben. Eine Erhöhung der so genannten obligatorischen Modulation vor 2014 lehne ich ebenso ab wie alle Versuche, erneut Kappungsgrenzen einzuführen“, stellte der Minister unmissverständlich klar. Dass dies auch Ergebnis der Agrarministerrunde von Bund und Ländern am 1. Juni in Berlin war, hält Backhaus für ein ermutigendes Signal an die einheimischen Landwirte.

„Dennoch gilt: Ein bloßes Festhalten am Status quo führt in eine Sackgasse. Die europäische Landwirtschaft muss sich schrittweise vom Instrument der Stützungen und von den Bandagen der Marktordnungen lösen. Und nie waren die Signale vom Markt dafür so günstig wie derzeit“, sagte der Minister mit Blick auf die teils stabile und teils dynamische Nachfragentwicklung weltweit. „Dreh- und Angelpunkt für den Erfolg wird die Wettbewerbsfähigkeit sein. Unsere Landwirtschaft ist strukturell hervorragend aufgestellt, ver-fügt über gut ausgebildete Fachkräfte und das erforderliche Know-how und kann den Märkten erstklassige Produkte anbieten, die zugleich unter höchsten Umwelt- und Verbraucherschutzstandards erzeugt werden.“

Im Folgenden stellte der Minister ausgewählte Fakten und Trends aus dem aktuellen Agrarbericht vor. Schwerpunkte waren dabei unter anderem der Ökologische Landbau und die Erzeugung von nachwachsenden Rohstoffen für stoffliche und energetische Verwertung.

So bewirtschafteten zum Ende des Berichtszeitraums 664 Landwirte rund 114 000 Hektar, das sind 8,5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Mecklenburg-Vorpom-merns, nach den Kriterien ökologischer Anbauverbände. Damit liege das Land, ohnehin gemeinsam mit Bayern und Brandenburg an der Spitze, auch im relativen Vergleich deutlich über dem Bundesdurchschnitt. „Die Nachfrage-entwicklung zeigt weiter deutlich nach oben. Wir werden dem Rechnung tragen und in der Periode 2007 bis 2013 rund 108 Millionen Euro für die Förderung im ökologischen Landbau bereitstellen“, kündigte der Minister an.

In jüngster Zeit mehrfach auf eine wachsende Konkurrenz zwischen Nahrungsmittelproduktion und Bioenergieerzeu-gung angesprochen, schätzte Dr. Backhaus ein: „In Mecklenburg-Vorpommern können wir rund ein Drittel der Ackerfläche nachhaltig für die Erzeugung von Biomasse für den energetischen Bereich nutzen, ohne die Nahrungs- und Futtermittelproduktion zu gefährden.“

Die Prioritäten im Bioenergiebereich seien für ihn ebenfalls klar: „Zunächst sollte der Blick stets auf Doppel- und Mehrfachnutzungen gerichtet sein. Im Übrigen sollten vor allem Produktlinien Vorrang genießen, die den höchsten Nettoenergieertrag je Hektar sowie positive Energie- und Ökobilanzen erreichen.“

Die vom Bund vorgesehene Besteuerung von Biodiesel habe dem aufstrebenden Sektor allerdings einen herben Dämpfer versetzt. „Ich begrüße es daher sehr, wenn noch in diesem Jahr ernsthaft über Alternativen gesprochen wer-den soll. Ich könnte mir eine höhere Beimischungsquote oder eine dynamische, an den aktuellen Kompensations-grad gekoppelte Besteuerung von Biodiesel vorstellen“, so der Minister.

Der vollständige Agrarbericht ist ab sofort im Internet einsehbar unter www.lu.mv-regierung.de/frame_public.htm.