Knapper WM-Sieg für DFB-Team – mit einem Greifswalder…

Mario Götze erzielte den Siegtreffer

Die 20.Fußball-WM der Herren gingen mit dem Finale Deutschland gegen Argentinien am 13.Juli im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro zu Ende.

Vierter Titel für Deutschland

Deutschland sicherte sich den vierten WM-Titel im Herren-Fußball  und wurde damit seiner haushohen Favoriten-Rolle gerecht. Gegen die völlig gleichstarken Argentinier mit Welt-Fußballer Lionel Messi gelang ein glücklicher 1:0-Erfolg in der 113.Minute der Verlängerung durch Mario Götze.

Insgesamt fielen damit bis zu diesem Endspiel 171 Tore. Viele spektakuläre (torreiche) Spiele waren darunter, man denke nur an den Halbfinalerfolg der deutschen Mannschaft gegen Brasilien. Der 20.WM-Gesamt-Erfolg war jedoch, was nicht unbedingt erwartet wurde, der elfte einer europäischen Mannschaft (bei neun südamerikanischen Triumphen).

Erstmals holte damit eine europäische Mannschaft den WM-Erfolg auf amerikanischen Boden, nachdem 1930 (in Uruguay) Uruguay, 1950 (in Brasilien) erneut Uruguay, 1962 (in Chile) Brasilien, 1970 (in Mexiko) wiederum Brasilien, 1978 (in Argentinien) Argentinien, 1986 (in Mexiko) wieder Argentinien und 1994 (in den USA) Brasilien gewannen.

Amerika 2014 keineswegs überlegen…

Diese südamerikanische Phalanx „bei amerikanischen WM“ wurde nun durchbrochen, wobei man hinzufügen muß, dass – entgegen anderer Prognosen – die amerikanischen Teams aus Nord-, Mittel- und Südamerika den europäischen Mannschaften  gegenüber auf dem eigenen Kontinent bei den WM 2014 , auch „kompakt betrachtet“,  keineswegs  überlegen waren. Die Bilanz lautete letztendlich in den direkten Duellen Amerika gegen Europa: 10 Siege für Amerika, 10 Siege für Europa und 6 Remis (Eine Niederlage im Elfmeterschießen zählt nicht als offizielle Niederlage!).

Die amerikanisch-europäischen Duelle waren dabei in der Vorrunde Brasilien gegen Kroatien 3:1, Mexiko gegen Kroatien 3:1, Chile gegen Spanien 2:0, Niederlande gegen Chile 2:0, Uruguay gegen England 2:1, Uruguay gegen Italien 1:0, Costa Rica gegen Italien 1:0, Costa Rica gegen England 0:0, Frankreich gegen Honduras 3:0, Frankreich gegen Ekuador 0:0, Schweiz gegen Honduras 3:0, Schweiz gegen Ekuador 2:1, Argentinien gegen Bosnien-Herzegowina 2:1, Deutschland gegen USA 1:0 und Portugal gegen USA 2:2.

In den K.O.-Spielen folgten im Achtelfinale Argentinien gegen die Schweiz 1:0 nach Verlängerung, Niederlande gegen Mexiko 2:1, Costa Rica gegen Griechenland 1:1 nach Verlängerung, 5:3 im Elfmeterschießen und Belgien gegen USA 2:1 nach Verlängerung, im Viertelfinale Niederlande gegen Costa Rica 0:0 nach Verlängerung, 4:3 im Elfmeterschießen und Argentinien gegen Belgien 1:0 bzw. im Halbfinale Deutschland gegen Brasilien 7:1 und Argentinien gegen Niederlande 0:0 nach Verlängerung, 4:2 im Elfmeterschießen.

Das Spiel um Platz drei entschied die Niederlande gegen Brasilien mit 3:0 für sich und im Endspiel setzte sich, wie erwähnt, Deutschland gegen überraschend starke Argentinier durch. Ohne echte Niederlage bei den WM 2014 blieben letztendlich nur Deutschland, die Niederlande und Costa Rica. Spielerisch herausragend agierten bei der WM`14 zudem auch Kolumbien, Chile und Mexiko bzw. natürlich auch Argentinien.

Apropos Endspiele bei WM

Endspiele bei Fußball-WM: Das waren ohnehin oftmals spannende Begegnungen. Unvergessen der 2:1-Erfolg von Uruguay gegen Brasilien 1950 in Brasilien, das 3:2 der deutschen Auswahl gegen Ungarn 1954, das denkwürdige 4:2 nach Verlängerung (mit Wembley-Tor) von England gegen Deutschland, das spannende 3:1 nach Verlängerung von Argentinien gegen die Niederlande 1978 und das knappe 1:0 nach Verlängerung von Spanien gegen die Niederlande 2010.

Insgesamt fielen bei den WM-Endspielen zwischen 1930 und 2014 71 Tore (nach 90 Minuten bzw. nach Verlängerung), dazu kommen noch 13 Tore im Elfmeterschießen, denn die Endspiele 1994 (Brasilien gegen Italien 0:0 nach Verlängerung, 3:2 im Elfmeterschießen) sowie 2006 (Italien gegen Frankreich 1:1 nach Verlängerung, 5:3 im Elfmeterschießen) wurden erst „vom Punkt“ entschieden.

Die besten WM-Torjäger – auch kompakt betrachtet – sind dabei Miroslav Klose (Deutschland/16 Tore / 2002-2014), Ronaldo (Brasilien/15 Tore/1994-2002), Gerd Müller (Deutschland/14 Tore/1970-1974), Just Fontaine (Frankreich/13 Tore/1958) und Sandor Kocsis (Ungarn/11 Tore/1954).

Die treffsichersten Schützen in WM-Finals sind indes mit jeweils drei Treffern Geoffrey Hurst (England, drei Tore beim 4:2 nach Verlängerung 1966 gegen Deutschland, einschließlich „Wembley-Tor“), Vava (Brasilien, zwei Treffer beim 5:2 1958 gegen Schweden, ein Treffer beim 3:1 1962 gegen die CSR), Pele (Brasilien, zwei Treffer beim 5:2 1958 gegen Schweden, ein Treffer beim 4:1 1970 gegen Italien) und Zidane (Frankreich, zwei Treffer beim 3:0 1998 gegen Brasilien, ein Treffer beim 1:1 nach Verlängerung, 3:5 im Elfmeterschießen 2006 gegen Italien). Daran änderte das 2014er Turnier nichts.

Bei der 20.WM konnten hingegen James Rodriguez (Kolumbien), Thomas Müller, bis zu seiner schweren Verletzung im Viertelfinale Neymar (Brasilien), Lionel Messi (Argentinien) und Robin van Persie (Niederlande) mit ihrem „Torhunger“ überzeugen.

Deutsche WM-Erfolge

Sechzig Jahre nach dem „Wunder von Bern“ 1954 (mit dem früheren Wahl-Wismarer Fritz Laband), vierzig Jahre nach dem Erfolg der DFB-Auswahl gegen die Niederlande im Endspiel 1974 (In der sechstplatzierten DDR-Auswahl spielten auch der Pasewalker Erich Hamann und die FC Hansa Rostock-Spieler Gerd Kische und Joachim Streich!) und 24 Jahre nach dem WM-Sieg gegen Argentinien 1990 holte die deutsche Auswahl mit dem gebürtigen Greifswalder und ehemaligen FC Hansa-Rostock-Spieler Toni Kroos, der sich ausgezeichnet präsentierte, den 4.Titel. Eine sportlich gelungene WM aus deutscher Sicht…

WM-Sicht aus anderer Perspektive

Für den Gastgeber blieb nach der erschütternden 1:7-Halbfinal-Niederlage gegen Deutschland nur Rang vier – hinter den Niederlanden.

Insgesamt standen diese WM unter keinem guten „Stern“. Mehr als 50 Milliarden Euro verschlang diese WM-Endrunde (einschließlich Sicherheitsmaßnahmen), unnütze Stadien, deren weitere Nutzung nicht geklärt ist, wurden errichtet, beim Bau der Sporteinrichtungen gab es zahlreiche Tote sowie Verletzte, insbesondere im Vorfeld, aber auch während der WM initiierten brasilianische Aktivisten aus politischen Gründen Proteste gegen diese WM nach FIFA-Doktrin. Während das Geld für ein gutes Gesundheits- und Bildungssystem sowie gegen die Kinder-Armut in Brasilien fehlt, wurde es für ein wirtschaftspolitisches Spektakel mit sportivem Anstrich verprasst. Auch das war Brasilien 2014!

Die WM ist vorbei und es ist gut, dass sie zu Ende ist. Endlich kann sich jede und jeder wieder auf das Wesentliche konzentrieren!

Und: Es wäre schön, wenn ähnliche Milliarden-Summen, die in den letzten zehn  Jahren für die Förderung des deutschen Fußballsportes durch öffentliche Mittel und private Sponsoren zur Verfügung gestellt wurden, auch unter anderem in die Entwicklung eines Bildungswesens, das diesen Namen verdient, in den Kampf gegen (Kinder-)Armut hierzulande bzw. anderswo und eines aufrichtigen Sozialwesens investiert  werden könnten. „Die Welt ohne und mit Fußball“, nicht zuletzt in Deutschland, hätte dann wirklich eine Perspektive…

Marko Michels