Geschichte des Umganges mit der Feder
Die Geschichte des Umgangs mit der Feder steht im Mittelpunkt der Senioren-Uni-Vorlesung von Peter Unbehauen. Sie beginnt zur gewohnten Zeit um 15:00 Uhr am Freitag, dem 19. Juni 2009 im Haus 1, Hörsaal 101.
Der Hamburger Peter Unbehauen beschäftigt sich hauptberuflich mit Musik. Aber auch die Kalligrafie gehört zu seinem Leben. Er ist Mitglied der Schreibwerkstatt Klingspor, der Schweizerischen Kalligraphischen Gesellschaft und des Ars Scribendi.
Sein Wissen auf diesem Gebiet gibt er in Kursen weiter und wird auch während der Wismarer Senioren-Uni seine Hörer mit auf eine Zeitreise an den Beginn der filigranen Niederschriften nehmen.
Zur Blütezeit der Kalligrafie – vor Erfindung des Buchdruckes im 15. Jahrhundert – beherrschten die Schreiben die Motorik des Schreibens perfekt. Es wurde nichts angestückelt, ausgemalt, nachgezeichnet oder retuschiert.
Der Feder oder dem Pinsel entsprang alles wie aus einem Guss. Noch immer ist es für den Referenten erstaunlich, welche Formvielfalt sich durch Ziehen, Drehen und Aufkanten der Feder ergab. Viele dieser Techniken waren den Schreibern so selbstverständlich, dass niemand auf die Idee kam, sie zu dokumentieren.
So gibt es keine schriftlichen Berichte darüber, wie die Römer ihre Inschriften anfertigten. Zum Vergleich: Heutzutage kommt auch niemand auf die Idee zu beschreiben, wie man einen Schuh anzieht oder eine Brille aufsetzt. Die ersten Schreiblehrbücher erschienen 1520. Aber in ihnen wird eine Vertrautheit mit der Feder vorausgesetzt, daher sind sie mehr oder weniger mit Alphabet-Vorlagen vergleichbar. So gingen die Grundlagen der Pinsel- und Federbeherrschung allmählich verloren.
Erst im Rahmen einer Besinnung auf alte Lebens- und Arbeitsweisen gegen Ende des 19. Jahrhunderts begannen Edward Johnston in England und Rudolf von Larisch in Österreich, die alten Techniken des Schreibens wieder aufzuarbeiten.
Dies geschah als Gegenreaktion auf die Industrialisierung. In Johnstons wegweisendem Buch „Writing & Illuminating & Lettering“ (London, 1906) sieht man dennoch, wie schwer man sich früher tat zu erkennen, dass alle Buchstabenformen direkt aus der Feder fließen. Es werden noch viele Buchstabenteile neu angesetzt, eine kontinuierliche Manipulation der Strichstärke findet nicht statt.
Geht erst einmal das „Gewusst-wie“ für eine Technik verloren, ist es schwer, diese neu zu ergründen. Der Senioren-Uni-Referent gehört zu denen, die sich langsam wieder an das Wissen heran tasten, über das früher nahezu jeder verfügte.
Peter Unbehauen stellt seit 1980 in eigenen Atelier- und Galerieräumen in der Hamburger Schenkendorfstraße aus, veröffentlicht seit 1994 Kalligrafiemotive auf Postkarten und brachte 2004 im Englisch-Verlag den Kunst-Ratgeber Kalligrafie.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte direkt telefonisch (03841 753-574) oder per E-Mail (seniorenuni@hws.hs-wismar.de)an die Organisatoren der Senioren-Uni Wismar. Das gesamte Programm finden auf der Website www.seniorenuni-wismar.de. / k.b.
F.: Campus der Hochschule Wismar. mm