Junge Frauen in MV wählen zwischen nur wenigen Berufen

Risiko niedriger Löhne und geringer Aufstiegschancen im späteren Erwerbsleben

IMPULS MV wirbt für mehr geschlechtersensible Berufsorientierung
Schwerin. Im August 2010 gab es in Mecklenburg-Vorpommern rund 1.270 mehr Ausbildungsplätze als Bewerberinnen und Bewerber. Allein bei den Fertigungsberufen waren 1.082 offene Stellen gemeldet. Trotzdem werden sich im laufenden Ausbildungsjahr nur 14 Prozent der weiblichen Auszubildenden für einen Fertigungsberuf entscheiden.

„Junge Frauen bevorzugen Ausbildungen im Dienstleistungsbereich.  Etwa jede zweite wählt einen aus den nur zehn am stärksten von Frauen besetzten Berufen. Verkäuferin im Einzelhandel ist dabei in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin der Berufswahl-Favorit“, erläutert Charlotte Ortmann von der Fachgruppe Berufsorientierung bei IMPULS MV, einer Fachstelle des Landesfrauenrats.

Ein ähnliches Bild ergebe sich auch bei der Wahl von Studienrichtungen: Drei Viertel der Studierenden in Fachrichtungen wie Kultur- und Sprachwissenschaften im Land seien Frauen. In ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen betrage ihr Anteil hingegen nur 25 Prozent.

„Bezahlung, Karrierewege und die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Privatleben scheinen bei der Entscheidung für einen Beruf kaum eine Rolle zu spielen“, ergänzt Kollegin Sabine Klemm. IMPULS MV sei es deshalb wichtig gewesen, Daten und Hintergründe zur Berufswahl von Mädchen und Jungen im Land zusammenzutragen. Diese legt IMPULS MV jetzt mit der Publikation „Eine lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt – Berufswahl von Mädchen und Jungen in MV“ vor.

„Wir wollten anhand aktueller Daten und Fakten Zusammenhänge von Geschlecht, Berufswahl und Erwerbsbiografie in unserem Land illustrieren – und für die Potenziale  werben, die sich aus einer geschlechtersensiblen Haltung aller am Prozess der Berufsorientierung Beteiligten ergeben“, erläutert Klemm das Anliegen der Publikation.

„Trotz vielseitiger Bemühungen haben sich überkommene, geschlechterspezifische Berufswahlmuster kaum verändert“, führt Ortmann weiter aus. Schon die Berufswünsche Jugendlicher ließen sozialisationsbedingte Rollenstereotype vermuten: „Die Berufswünsche der Mädchen sind sozial motiviert, für Jungen geht es eher um gute Bezahlung und sichere Berufspositionen.“ Und Klemm fügt an: „Im Bereich der Berufswahl spielen immer noch tradierte Vorstellungen von Arbeitsteilung eine Rolle.“ Deswegen sei es auch Aufgabe der Berufsorientierung, das Geschlechtsrollenbilder mit jungen Frauen und Männern zu reflektieren und ihr Berufswahlspektrum so zu erweitern.

„Eine lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt – Berufswahl von Mädchen und Jungen in MV“ kann auf der Website von IMPULS MV unter www.impuls-mv.de/downloads heruntergeladen werden. Das Heft ist die vierte Publikation der Schriftenreihe „IMPULS MV“, die mehrmals im Jahr über die Erwerbssituation von Frauen und Männern in Mecklenburg-Vorpommern informiert.

Über IMPULS MV
IMPULS MV ist eine Fachstelle des Landesfrauenrats MV e.V.. Sie engagiert sich in Mecklenburg-Vorpommern für mehr Chancengleichheit von Frauen und Männern im Erwerbsleben. Das Themenspektrum von IMPULS MV umfasst Fragen der Berufs(früh)orientierung von Mädchen und Jungen ebenso wie die Themen „Berufsbezogene Weiterbildung“ oder „Existenzgründung und Unternehmensnachfolge durch Frauen“. Um einen hohen Regionalbezug und eine enge Zusammenarbeit vor Ort zu gewährleisten, unterhält IMPULS MV insgesamt fünf Regionalstellen in Anklam, Rostock, Schwerin, Stralsund und Waren (Müritz).
IMPULS MV wird aus Mitteln des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie des Europäischen Sozialfonds gefördert.