Jugendherberge Prora eröffnet

Zentrum für junge Menschen und Familien an der Ostsee

Mit der Inbetriebnahme der neuen Jugendherberge in der von den Nationalsozialisten als Seebad für 20.000 Menschen geplanten Anlage Prora ist ein neues Kapitel in der Geschichte des kilometerlangen Bauwerks auf der Ferieninsel Rügen aufgeschlagen worden. „In den grauen, vom Verfall bedrohten Mauern kehrt jetzt buntes Leben ein“, sagte Sozialministerin Manuela Schwesig heute bei der Eröffnung.

400 Betten stehen künftig für junge Gäste zur Verfügung

Mit 400 Betten ist die Jugendherberge Prora die großte Mecklenburg-Vorpommerns. In ihren knapp 100, modern eingerichten Zimmern mit jeweils zwei, vier oder sechs Betten können bis zu 400 Gäste zeitgleich wohnen. Unter anderem sind auch 16 rollstuhlgerechte Zimmer und sieben Tagungsräume entstanden. Der seit dreieinhalb Jahren ebenfalls in Regie des Jugendherbergswerkes betriebene Jugendcampingplatz Prora bietet 250 Stellplätze für bis zu 1.000 Gäste.

„Die Eröffnung der Jugendherberge ist ein Schritt in die Zukunft für eine der am meisten diskutierten Immobilien Deutschlands. An einem historisch und baulich schwierigen Standort soll die Vision internationaler Jugendbegegnung modern umgesetzt werden. Dies kann ein Meilenstein für Binz und Prora selbst, für den Tourismus auf der Insel Rügen und auch für die weitere Entwicklung des Kinder- und Jugendtourismus in Mecklenburg-Vorpommern sein“, erklärte Sylvia Bretschneider, Präsidentin des Landtages und des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern.

Das Land Mecklenburg-Vorpommern verspreche sich durch die Eröffnung der Jugendherberge weitere Impulse im Jugendtourismus, gerade im Bereich junger Individualreisender aus dem In- und Ausland, fügte sie hinzu. Schon jetzt hält der Kinder- und Jugendtourismus mit jährlich etwa 2,8 Millionen Übernachtungen einen beachtlichen Anteil von rund zehn Prozent am Tourismusvolumen Mecklenburg-Vorpommerns. Der Reiseanalyse 2011 der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen zufolge ist Mecklenburg-Vorpommern inzwischen das beliebteste innerdeutsche Reiseziel für deutsche Jugendliche und junge Erwachsene. Danach hält der Nordosten 4,4 Prozent an allen Reisen dieser Zielgruppen ins In- und Ausland, es folgen Bayern mit 4,0 Prozent und Niedersachsen mit 2,9 Prozent.

„Die neue Jugendherberge bietet nicht nur günstige Übernachtungsmöglichkeiten für Menschen, die sich einen teuren Urlaub nicht leisten können. Die neue Jugendherberge wird international ausgerichtet auch für Lehrgänge, Seminare und Workshops genutzt werden können“, sagte Ministerin Manuela Schwesig. Außerdem werde die Jugendherberge die Rügen-Urlauber von morgen auf die Insel holen.

Keine Wallfahrtstätte für ewig Gestrige

„Wenn Rechtsextreme jetzt glauben, Prora zur Wallfahrtstätte für ewig Gestrige machen zu müssen, werden sie hier kein Forum finden“, sagte Schwesig. „Das Jugendherbergswerk ist sich der vielfältigen historischen Bezüge des Gebäudekomplexes Prora wohl bewusst. Dies gilt für den Part als geplantes Ziel für den NS-Massentourismus ebenso wie für die Zeit als Unterkunft für die Bausoldaten in der DDR. Diese Jugendherberge wird für Offenheit, Demokratie und Toleranz, Begegnung von Menschen unterschiedlichster Kulturen, Weltanschauungen und Religionen stehen.“

„Die Chance, diesem grauen Koloss neues, junges Leben einzuhauchen, war für uns einmalig“, so Thomas Kohler, Präsident des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen Jugendherbergswerkes, bei der Eröffnung. „Die Kombination aus direkter Strandlage und vielfältigem Erlebnisprogramm mit der Aufarbeitung der komplexen Vergangenheit macht Prora zu einer ganz besonderen Unterkunft, und wir sind überzeugt, hier eine Begegnungsstätte für Menschen aus aller Welt geschaffen zu haben.“

Als Betreiber der Jugendherberge arbeitet das Deutsche Jugendherbergswerk mit Partnern wie dem angeschlossenen Prora Zentrum e. V. zusammen, das mit Ausstellungen, Rundgängen und Workshops über die NS- und DDR-Vergangenheit des Gebäudes informiert. Zudem wird das Team der neuen Jugendherberge und des bereits seit 2008 betriebenen Jugendzeltplatzes durch das Regionalzentrum für demokratische Kultur Nordvorpommern-Rügen-Stralsund beratend begleitet.

Bauherr der Jugendherberge ist der Landkreis Rügen. Er überlässt den Bau dem Deutschen Jugendherbergswerk-Dachverband Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen eines langjährigen Nutzungsvertrages. Die Gesamtkosten der Jugendherberge, die in dem teilweise stark maroden, denkmalgeschützten Block V der kilometerlangen Anlage an der Ostsee entsteht, werden mit 16,38 Millionen Euro beziffert. Das Sozialministerium hat sich mit rund 3,2 Millionen Euro an den Baukosten beteiligt.

Quelle: Ministerium für Soziales und Gesundheit MV/ Tourismusverband MV