Joanna Bator erhält Usedomer Literaturpreis 2017 für ihr Lebenswerk

Neunte Usedomer Literaturtage gehen am 29.April zu Ende

Joanna Bator zählt zu den wichtigsten literarischen Stimmen Europas. Nun erhält die 1968 im polnischen Wa?brzych (Waldenburg) geborene Schriftstellerin für ihr einzigartiges Lebenswerk den Usedomer Literaturpreis 2017. Die Jury (Dr. Andreas Kossert, Dr. mult. Manfred Osten, Laura Karasek) würdigt die Autorin als „Meisterin der literarischen Archäologie“ und „glänzende Beobachterin sozialer Beziehungen“.

In ihren international vielbeachteten Werken, insbesondere in ihrem Roman „Dunkel, fast Nacht“ (2012, auf deutsch 2016) zeige die Autorin „die größer werdende Sprachlosigkeit (…) zwischen Verlierern und Gewinnern, zwischen Provinz und Großstadt“, so die Jury: In ihren Gesellschaftsanalysen würde sichtbar, „wie Populismus und verbale Brandstiftung zu physischer Gewalt (…) und (…) wie schnell Gerüchte und Vorurteile in blanken Hass umschlagen können.“ Joanna Bators Themen seien „auf verstörende Weise zeitlos und damit ein wichtiges Plädoyer für Wachsamkeit, für eine offene Zivilgesellschaft und Toleranz“.

Der Usedomer Literaturpreis ist mit 5000 Euro dotiert und mit einem einmonatigen Arbeitsaufenthalt auf der Zwei-Länder-Insel Usedom verbunden. Er richtet sich an Autorinnen und Autoren, die sich in herausragender Weise um den europäischen Dialog verdient gemacht haben. Gestiftet wird der Usedomer Literaturpreis von den SEETELHOTELS und den Usedomer Literaturtagen. Die feierliche Preisverleihung findet am 29. April, 12 Uhr im SEETELHOTEL Ahlbecker Hof in Seebad Ahlbeck unter Anwesenheit der Jury statt. Die Geehrte wird dann auch aus „Dunkel, fast Nacht“ lesen.

Joanna Bator: Grenzenlose, kosmopolitische Kreativität

„Lange bevor ich Georg Simmels Satz las, dass der Mensch dazu geboren sei, Grenzen zu überschreiten, habe ich davon geträumt so zu leben“, sagt Joanna Bator über sich. Früh verließ sie ihre polnische Heimat, um fremde Kulturen und andere Menschen kennen und verstehen zu lernen. Die promovierte Kulturwissenschaftlerin und Philosophin lebte viele Jahre in den USA und vor allem in Japan, wo sie auch lange Zeit forschte.

Ihre Erfahrungen publizierte sie in verschiedenen wissenschaftlichen Essays, aber auch in Zeitschriften wie Tygodnik Powszechny, National Geographic und Voyage. Getrieben von ihrem Bestreben nach „Perfektion“ und „Harmonie“ reichte die akademische Sprache bald nicht mehr aus, wie sie heute rückblickend sagt. Seit 2011 konzentriert sie sich ganz aufs literarische Schreiben. Seit 2005 erhielt sie zahlreiche Preise. Großen Erfolg brachte die deutsche Übersetzung ihres Romans „Sandberg“ ein, der 2011 auf polnisch erschien.

Eine Fortsetzung des Romans folgte 2013 mit „Wolkenfern“. In beiden Romanen erzählt sie vom mathematisch hochbegabten und eigensinnigen Mädchen Dominika, die in einem Wohnblock in der Bergbaustadt Wa?brzych aufwächst, dem Geburtsort der Autorin, und dann in New York, London und Griechenland lebt. Für „Dunkel, fast Nacht“ erhielt sie 2013 den NIKE, den wichtigsten Literaturpreis Polens. Im Herbstsemester 2014 war sie Inhaberin der Friedrich Dürrenmatt Gastprofessur für Weltliteratur an der Universität Bern.

Joanna Bator: „Meine Geschichten transzendieren die Grenzen zwischen dem Realen und dem Imaginären, Frau und Mann, Mensch und Tier, Licht und Dunkelheit, und nicht zu Letzt auch zwischen Polen und Deutschen. Der Usedomer Literaturpreis ist für mich der Beweis, dass ich mit meinem Versuch Grenzen zu überwinden, zu verstehen und zu kommunizieren erfolgreich war“.

Usedomer Literaturtage 2017 mit dem Schwerpunkt IDENTITÄT

Auf der Insel Usedom, die sich Deutsche und Polen teilen, greifen die 9. Usedomer Literaturtage 2017 gegenwärtige Entwicklungen rund um Identität, in ihren vielfältigen Facetten von der Herkunft, der Sprache bis hin zur Sexualität auf. Erwartet werden im maritimen Flair der Drei Kaiserbäder auf Usedom vom 26. bis 29. April international herausragende Schriftsteller, wie SKH Prinz Asfa-Wossen Asserate, Donna Leon oder Alfred Grosser. Die Verleihung des Usedomer Literaturpreises zählt zu den jährlichen Höhepunkten der Veranstaltungsreihe.

Die Usedomer Literaturtage wollen durch Literatur Geschichte und Gegenwart Europas verstehen, ungekannte Sichtweisen entdecken und Vorurteile überwinden. Das motiviert seit 2009 renommierte Autoren wie Martin Walser, Hans Magnus-Enzensberger, Christoph Hein, Martin Pollack, Hellmuth Karasek (†), Andreas Kossert, Stefan Chwin, Arno Surminski und Marek Krajewski auf die Sonneninsel Usedom zu kommen – einem Ort, der bereits in der Vergangenheit von Theodor Fontane, Maxim Gorki und Thomas Mann geschätzt wurde.

Pressemitteilung / Usedomer Literaturtage

Alexander Datz
Pressesprecher
Usedomer Literaturtage