Internationaler Tag der Milch: Backhaus mahnt zu Fairness gegenüber Bauern

„Gemeinsam mit allen Akteuren wollen wir die Kinder anregen, mehr oder überhaupt Milch zu trinken, aber auch Käse, Joghurt und andere Produkte aus Milch als wertvolle, die Gesundheit fördernde Produkte zu entdecken, und zwar sowohl in der Schule als auch zu Hause“, sagt der Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz heute in Pasewalk anlässlich des Internationalen Tags der Milch.

Unter dem Motto „Schneller, stärker, schlauer – die Milch macht’s!“ organisiert dort die Arbeitsgemeinschaft Milch Mecklenburg-Vorpommern e. V. gemeinsam mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz ein buntes Programm für Grundschüler.

Neben den Molkereien des Landes beteiligen sich Vertreter der Stadt Pasewalk, des Museumsvereins, der Europaregion Pomerania, des Landfrauenverbands Mecklenburg-Vorpommern e. V., des Landeskontrollverbandes Güstrow, des Rinderzuchtverbandes MV, des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei sowie des Kreisbauernverbandes Uecker-Randow und der polnischen Molkerei Starco aktiv am Gelingen der Veranstaltung in Pasewalk. Auch Spitzensportler und Olympiakandidaten des SC Neubrandenburg sind mit von der Partie.

In dem die traditionelle Aktion begleitenden Pressegespräch wird Minister Dr. Backhaus erwartungsgemäß auch auf den Lieferboykott einheimischer Milcherzeuger eingehen. Er bringt erneut sein volles Verständnis für das Anliegen der Milchviehbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern ebenso klar zum Ausdruck wie seine Bedenken zur Art und Weise der Aktion.

„Bei Milch handelt es sich nicht um irgendeinen Agrarrohstoff, sondern um ein hochwertiges Lebensmittel, das nicht zum Spielball politischer Interessen werden darf. Mit den Aktionen zum Tag der Milch machen wir alljährlich auf die besonderen Qualitäten des Produktes und seinen Wert für die menschliche Ernährung, insbesondere unserer Heranwachsenden, aufmerksam, beleuchten aber auch Aspekte der Regionalität und der Wertschöpfung rund um unsere vielfältigen Milchprodukte aus der Region“, stellt der Minister heraus. Wenn wie in Upahl ein ganzes Gewerbegebiet und damit nicht berührte Unternehmen von Blockaden betroffen sind, gehe die Aktion ohnehin zu weit.

Agrarpolitisches Ziel muss es sein, dass es in Zukunft Milch nicht nur in ausreichender Menge, sondern auch sowohl zu fairen Erzeuger- als auch akzeptablen Verbraucherpreisen gibt. Dafür streite man gegenwärtig in Brüssel im Rahmen des Health Checks der Europäischen Agrarpolitik. Aber auch die Verbraucher hätten Marktmacht. „Wer auch künftig hochwertigste Lebensmittel für selbstverständlich hält, muss akzeptieren, dass bestimmte Preise notwendig sind“, sagt Dr. Backhaus, der einerseits erwartet, dass der Handel faire Preise an die Molkereien zahlt, damit Landwirte Kosten deckend produzieren können.

Andererseits wünscht er sich von den Bürgerinnen und Bürgern als Verbraucher mehr an bewusstem Verhalten bei Einkauf und Verwendung von Lebensmitteln bis hin zu einem deutlich höheren Stellenwert von Essensqualität und Essenskultur in Deutschland. „Hier müssen wir bei unseren Kleinsten anfangen, Fairness im Umgang miteinander, Lebensqualität und sowie gesunde Lebensweise vorzuleben“, zieht der Minister wieder die Verbindung zum Internationalen Tag der Milch.

Es sei nicht grundsätzlich nur eine Frage des Einkommens, dem gerecht zu werden, wenngleich er eine soziale Komponente klar erkenne, weil Qualität zunächst mal ihren Preis habe bzw. wert sein müsse. „Dennoch kann jeder klare Prioritäten setzen, um sich gesund und bewusst zu ernähren“, so Dr. Backhaus. „Viele Bürger versichern ihre Solidarität mit den Landwirten, dabei können sie diese tagtäglich praktizieren, indem sie in einem Bereich, wo es manchmal nur um wenige Cent pro Kilogramm geht, nicht nur zu den vermeintlich günstigen Schnäppchen greifen.“

Diese stellten sich oft genug nur als Lockangebote heraus, um höhere Preise an anderer Stelle zu kaschieren. „Dieses Konkurrenzgebahren auf dem Rücken besonders unserer Landwirte, die sich kaum wehren können, halte ich für moralisch verwerflich. Wenigstens nicht unter Einstandpreis anzubieten sollte nicht eine Frage gesetzlicher Regelungsnotwendigkeiten sein, sondern eine des Anstands!“, macht Dr. Backhaus zugleich seine Sympathien mit den Milchbauern deutlich.

Hierzulande ernähre ein einziger Landwirt 119 Menschen, vor 50 Jahren waren es gerade zehn. „Die Arbeit in der Landwirtschaft wird also immer wichtiger. Sie ist darüber hinaus interessant und abwechslungsreich und wir alle sollten sie schätzen und achten“, macht der Minister vor den Grundschülern deutlich. Wichtig für die Milchbauern sei es nun, dass sie für das hochwertige Produkt Milch einen fairen Preis bekommen.

Im Kalenderjahr 2007 wurden bei den Molkereien in Mecklenburg-Vorpommern 1,91 Millionen Tonnen Milch angeliefert. Das ist erneut die höchste je im Land angelieferte Milchmenge. Im gleichen Zeitraum wurden 214.284 Tonnen Käse produziert, was 9,7 Prozent des in Deutschland produzierten Käses ausmacht und eine Steigerung auf das 4,5-fache der Produktion von 1989 bedeutet. Die Herstellung von Konsummilch und Butter erreichte im letzten Milchwirtschaftsjahr 248.521 bzw. 13.636 Tonnen.