Intakte Moore leisten unschätzbare Dienste für Klima und Artenvielfalt

„Moore nehmen fast 13 Prozent der Landesfläche Mecklenburg-Vorpommerns ein. Damit kommt ihnen in punkto Klimaschutz eine nicht zu unterschätzende Rolle zu.

Als moorreichstes Bundesland haben wir nicht nur besondere Verantwortung zu tragen, sondern auch Vorbild zu sein“, heißt es im Grußwort des Ministers für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Dr. Till Backhaus, dass anlässlich des Seminars „Die Bedeutung der Moore für den Klimaschutz und die Artenvielfalt“ auf Schloss Semlow (Landkreis Nordvorpommern) in seinem Namen gehalten wurde. Die Veranstaltung wird von der Landeslehrstätte für Naturschutz Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt.

„Der Erhalt naturnaher Moore und die mit Bedacht vorgenommene Wiedervernässung degradierter Standorte sind außerdem aktive Beiträge zum Arten- und Biotopschutz und dienen somit der Umsetzung der Anforderungen der Europäischen Naturschutzrichtlinien“, heißt es dort weiter. Dies sei auch ein wichtiger Beitrag bei der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Vor dem Hintergrund der immer stärker an Bedeutung gewinnenden Energieerzeugung aus Biomasse wüchsen die Begehrlichkeiten, Grünlandstandorte auf Moor wieder stärker in Nutzung zu nehmen.

Die Moore sind nach Auffassung des Ministers ein ganz besonders gutes Beispiel, um Nachhaltigkeit zu veranschaulichen. Dem Rechnung tragend werde aktuell das Moorschutzkonzept den neuen Rahmenbedingungen – Klimaschutz, Energiegewinnung aus Biomasse, Agrarreform – angepasst. Verschiedene Nutzungsmöglichkeiten vom Schilfanbau, über die Wertholzgewinnung bis zum Anbau schnell wachsender Baumarten zur energetischen Verwendung werden im Zuge dessen praktisch beleuchtet. Voraussetzung für die Nutzung der Moore ist dabei die Anhebung der Wasserstände. „Die Gesamtbilanzen müssen aber auch vor dem Hintergrund der Treibhausgasbilanzen langfristig positiv ausfallen, wenn wir eine Nutzung der Biomasse aus den Mooren empfehlen wollen“, wird im Grußwort klargestellt.

In der Vergangenheit sei außerdem die touristische Nutzung der Moore unterschätzt worden, so der Minister. Gerade am Beispiel einiger im Rahmen des Moorschutzprogramms renaturierter Gebiete werde deutlich, dass durch die touristische Erlebbarkeit ein Beitrag zur Erhöhung der regionalen Wertschöpfung geleistet werden kann. „Die ökologische Komplexität unserer Moore verlangt eine ebenso komplexe Betrachtung ihrer Bedeutung für den Klimaschutz, den Arten- und Biotopschutz sowie die Wasserwirtschaft“, resümiert Minister Dr. Backhaus in seinem Grußwort.

Hintergrund:

Moore haben weltweit lediglich einen Landflächenanteil von ca. drei Prozent. Das sind etwa 400 Millionen Hektar. Mit geschätzt 550 Milliarden Tonnen ist hier allerdings genauso viel Kohlenstoff gespeichert, wie in der gesamten lebenden Vegetation der Erde zusammen.

Die Leistungen ursprünglicher und fachgerecht renaturierter Moore gehen weit über die klimatischen Effekte hinaus. Gerade intakte bzw. sich infolge einer Anhebung der Wasserstände wiederbelebende Moore leisten unschätzbare Dienste für die Vielfalt an Flora und Fauna. Moore sind einzigartige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, die sich an die feuchten, unwirtlichen Bedingungen angepasst haben. Neben Torfmoosen wachsen dort in unseren Breiten Zwergbirken, Wollgräser, Moosbeere und Sonnentau.

Langfristig betrachtet leisten intakte Moore einen entscheidenden Beitrag zur Gewässerqualität. Sie sind Wasserspeicher, bieten einen natürlichen Schutz vor Überschwemmungen, reinigen Wasser und sind daher wichtig für die Trinkwasservorräte. Moore fanden bei der Ausweisung des Natura 2000-Netzes Mecklenburg-Vorpommerns besondere Berücksichtigung. So liegen 28 Prozent aller Moorflächen des Landes in FFH- und 40 Prozent in Vogelschutzgebieten.