Im sportlichen Blickfeld – der Faustball-Sport

Nachgefragt bei der DFL

Das Jahr 2014 ist auch ballsportlich im Endspurt. Es ist – auch wenn die Handball-EM der Frauen in Kroatien/Ungarn im Dezember noch ansteht – die Zeit der (Ball-)Rückblicke.

In den traditionsreichen olympischen Mannschaftsballsportarten Handball, Basketball, Volleyball, Wasserball, Feldhockey, Fußball und Eishockey gab es in den letzten Monaten eine Reihe von Weltmeisterschaften und weiteren internationalen Turnieren. Ähnliches gilt für die nicht nur in Deutschland sehr populäre Sportart Faustball.

Blick zum weltmeisterlichen Mannschaftssport

Bei den letzten Welttitelkämpfen in den genannten Ballsportarten zwischen 2011 und 2014 konnten insgesamt 21 Länder Edelmetall erkämpfen – ein Beleg dafür, dass die Mannschaftssportarten mit dem Ball in der Hand oder am Fuß sehr im Trend sind.

Am erfolgreichsten waren dabei die USA mit 4 x Gold, 1 x Silber, Deutschland mit 3 x Gold, 1 x Bronze, Spanien mit 2 x Gold, 1 x Silber, Australien mit 1 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze und Brasilien mit 1 x Gold, 1 x Silber, 3 x Bronze.

Die amtierenden Weltmeisterinnen bzw. Weltmeister sind dabei im Handball Spanien (Sieger 2013) bzw. Brasilien (Siegerinnen 2013), im Basketball USA (Sieger 2014) bzw. ebenfalls die USA (Siegerinnen 2014), im Volleyball Polen (Sieger 2014) bzw. die USA (Siegerinnen 2014), im Wasserball Ungarn (Sieger 2013) bzw. Spanien (Siegerinnen 2013), im Feldhockey Australien (Sieger 2013) bzw. die Niederlande (Siegerinnen 2014), im Fußball Deutschland (Sieger 2014) bzw. Japan (Siegerinnen 2011) und im Eishockey Russland (Sieger 2014) bzw. die USA (Siegerinnen 2013).

Den Faustball-Sport im Fokus

Auch im Faustball ging es zuletzt weltmeisterlich zu. Bei den Frauen-WM in Dresden 2014 setzten sich die deutsche Mannschaft vor Österreich und Brasilien durch. Und die deutschen Faustball-Herren sind seit 2011 amtierender Weltmeister.

Während es im Fußball und im Handball exorbitante Berichterstattungen im TV und in den Print-Medien gibt, fristet die „Faustball-Fraktion“ eher ein mediales „Schattendasein“. Das gilt auch für M-V, obwohl gerade in Schwerin der Faustball-Sport sehr populär ist.

Wie ist aber nun die sportive Lage des Faustball-Sportes in Deutschland?!

Nachgefragt bei Ulrich Meiners, Präsident der Deutschen Faustball-Liga

U.Meiners über das Faustball-Frauen-WM-Turnier in Dresden, die Bedeutung des Faustballsportes in Deutschland und die Entwicklung in M-V

„Haben die Trendwende geschafft…“

Frage: Herr Meiners, in diesem Jahr fanden die Frauen-WM im Faustball in Dresden statt. Zwar gab es mehr mediale Beachtung als sonst, aber insgesamt waren die Berichte dazu nicht gerade üppig. Wie lautet Ihr Fazit zu den WM in Dresden?

Ulrich Meiners: Die Frauen WM in Dresden war für die Deutsche Faustball-Liga ein großer Erfolg in mehrfacher Hinsicht. Unsere Frauen sind nach acht Jahren wieder Weltmeister geworden, vor den favorisierten Brasilianerinnen und Österreicherinnen! Insgesamt konnten wir an den vier Veranstaltungstagen weit über 10 000 Zuschauer zählen. Das ist für unsere Insidersportart, die ohne die große mediale Unterstützung auskommen muss, ein fast sensationelles Ergebnis. Schließlich nahmen mit Kolumbien und den USA erstmals zwei neue Nationen an der WM teil. Ein Hinweis für die ersten Erfolge unserer Bemühungen auch die internationale  Ausbreitung!

Frage: Wie beurteilen Sie ansonsten den Stellenwert des Faustball-Sportes in Deutschland? Gibt es noch interessierten Faustball-Nachwuchs?

Ulrich Meiners:  Andere Sportarten, mit denen wir uns vergleichen können, klagen über immer weniger Nachwuchs. Wir haben in den letzten Jahren nach der Gründung der Deutschen Faustball-Liga durchaus eine Trendwende geschafft. Unsere Nachwuchszahlen sind nicht mehr rückläufig, bundesweit sogar leicht steigend! Das bedeutet nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen können. Auf der deutschen Faustball-Landkarte existieren noch viel zu viele weiße Flecken – daran müssen wir weiter intensiv arbeiten. Auch im Schulsport ist Faustball viel zu wenig vertreten. Das muss sich ändern.

Insgesamt ist der Stellenwert des Faustball-Sportes in Deutschland, trotz des Gewinnes der Weltmeistertitel der Frauen und auch der Männer, noch viel zu gering. Hier besteht ein großer Nachholbedarf aus der Zeit, als Faustball nur eine von vielen Sportarten im Deutschen Turner-Bund war. Jetzt können wir mit unserer relativen Eigenständigkeit unter dem Dach des DTB viel zielgerichteter und damit erfolgreicher handeln.

Frage: Wie beurteilen Sie zudem die Entwicklung des Faustballsportes in M-V?

Ulrich Meiners: Von meiner Außensicht beurteilt fällt mir auf, dass die wenigen Vereine, die es in M-V gibt, eine ganz hervorragende Arbeit leisten! Diese ist umso höher zu bewerten, da es keine flächendeckende Ausbreitung gibt.

Letzte Frage: Was ist für Sie persönlich das ganz Besondere am Faustball-Sport?

Ulrich Meiners: Das ist schwer in Worte zu fassen. Allgemein hat mich der Sport durch seine Vielfältigkeit, seine Dynamik und den einhergehenden Emotionen gepackt. Ein wichtiger Punkt ist sicherlich auch das große Solidaritätsgefühl unter den vielen Faustball-Sportlerinnen und -Sportlern Deutschlands. Meine Empfehlung: Man muss diesen Sport betreiben, am besten gleich morgen, um alle seine schönen Besonderheiten zu erfahren und zu erleben!

Vielen Dank und weiterhin bestes faustballsportliches Engagement!

Marko Michels