Im Fokus: Die regionale Lehrstellen-Situation

Nachgefragt bei der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern

Noch bis 30.August ist Ferienzeit in M-V und damit auch in Ostmecklenburg bzw. Vorpommern. Für viele Schülerinnen und Schüler endete im Juli die Schulzeit, beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Immer mehr streben jedoch zum Abitur und möchten ein Studium absolvieren. Nicht in allen Fällen ist das jedoch sinnvoll, zumal in der heutigen Zeit auch ein universitärer Abschluss alles andere als „ein Garantieschein“ ist, um tatsächlich einen gut dotierten Arbeitsplatz zu erhalten.

Daher werden in diesen Tagen auch oft die alten deutschen Volksweisheiten zitiert, etwa „Handwerk hat goldenen Boden!“ oder „Es ist ein schlechter Arbeitsmann, der nicht vom Handwerk leben kann!“.

Aber: Bietet ein handwerklicher Beruf, steter Fleiß vorausgesetzt, tatsächlich gute Berufsperspektiven?!

Nachgefragt beim Präsidenten der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern, Hans-Peter Siegmeier

H.-P.Siegmeier zur Lehrstellensituation in Ostmecklenburg-Vorpommern, über Lehrberufe mit Perspektiven und Ansprechpartner für die neuen „Azubis“ bei der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern

„In allen handwerklichen Gewerken gibt es noch freie Lehrstellen…“

Frage: Das Schuljahr 2014/15 ist längst vorbei, dann beginnt ab August/September die neue Ausbildungszeit auch im Handwerk. Wie viele Schul-Absolventen im Bereich der HWK Ostmecklenburg-Vorpommern haben sich für eine handwerkliche Ausbildung entschieden?

Hans-Peter Siegmeier: Zum 1.August 2015 waren im Bereich der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern 607 neue Berufsausbildungsverhältnisse, davon 158 mit weiblichen Lehrlingen, eingetragen. Doch auch in den nächsten Wochen entschieden sich noch viele Jugendliche für einen der insgesamt 130 handwerklichen Ausbildungsberufe, so dass zum Jahresende „Kasse gemacht“ werden kann.

Frage: Nach Ihren Erfahrungen der letzten Jahre… Wie viele werden tatsächlich die handwerkliche Ausbildung antreten bzw. ihre Lehre erfolgreich beenden?

Hans-Peter Siegmeier: Das kann vorab nicht prognostiziert werden. Dabei spielen auch Faktoren wie Wohnortwechsel, Berufswechsel aus Krankheitsgründen bzw. die falsche Berufswahl eine Rolle. Die Erfahrungen der Vorjahre zeigen jedoch, dass die Jugendlichen, die einen Ausbildungsvertrag vorzeitig lösen, oft in einem anderen Betrieb oder anderen Gewerk wieder in die Lehrlingsrolle eingetragen werden.

Frage: Für alle Schul-Absolventen, die noch keinen Ausbildungsvertrag haben: Gibt es noch Chancen? An wen können sich diese bei der HWK Ostmecklenburg-Vorpommern wenden?

Hans-Peter Siegmeier: Die Folgen der demografischen Entwicklung sind im Handwerk angekommen. Die kostenfreie Lehrstellen-App und die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer im Internet zeigen, dass die potenziellen Lehrstellenbewerber berufliche Chancen in allen handwerklichen Branchen und Regionen haben.

Dabei bieten die verschiedenen Ausbildungsberufe für Jugendliche mit unterschiedlichen Fertigkeiten und Fähigkeiten Perspektiven in der Region. Auch Gymnasiasten und Studienabbrecher möchten wir verstärkt ansprechen, um Ihnen die Möglichkeiten für die Übernahme von Verantwortung und Führungspositionen im Handwerk aufzuzeigen.

Die Ausbildungsberater der Handwerkskammer stehen den Jugendlichen und deren Eltern für individuelle Gespräche zur Verfügung: Ansprechpartner Eckhard Schröder, Tel.: 0381/4549-196 bzw. E-Mail: schroeder.eckhard@hwk-omv.de, Frank Milbradt, Tel.: 0381/ 4549-156 bzw. E-Mail milbradt.frank@hwk-omv.de bzw. Manfred Schmidt, Tel.: 0395 5593-156, E-Mail: info@hwk-omv.de.

Im Rahmen des Projektes „Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen bei der passgenauen Besetzung von Ausbildungsplätzen sowie bei der Integration von ausländischen Fachkräften“ ist zudem Klaus-Dieter Kramp Ansprechpartner, Tel.: Tel. 0381 4549-191, E-Mail: kramp.klaus-dieter@hwk-omv.de.

Im Internet sind die Informationen unter hwk-omv.de abrufbar.

Frage: In welchen handwerklichen Berufen bestehen derzeit noch Bedarfe?

Hans-Peter Siegmeier: Wie bereits angedeutet, werden derzeit in allen handwerklichen Gewerken freie Lehrstellen angeboten. Besonders groß ist die Nachfrage in den Berufen Anlagenmechaniker für Sanitär Heizung Klimatechnik, Elektroniker, Friseur , Bäcker, Fachverkäufer im Nahrungsmittehandwerk, aber auch in den Metallhandwerksberufen. Das Lehrstellenangebot ist regional unterschiedlich.

Frage: In diesem Jahr gab es wieder die „Sommertour im Handwerk“ von Wirtschaftsminister Harry Glawe zwischen Schwerin und Greifswald. Welche Bedeutung hat diese – eher eine PR-Aktion oder eine sinnvolle Angelegenheit?

Hans-Peter Siegmeier: Die Betriebsbesuche von Herrn Wirtschaftsminister Harry Glawe sind für die regionalen Handwerksunternehmen nicht nur Wertschätzung ihrer täglichen Arbeit, der gesamten Wirtschaftskraft und Ausbildungskompetenz des Handwerks. Zugleich haben die Unternehmer direkt die Gelegenheit, ihre wirtschaftspolitischen Interessen und Forderungen – so auch im Namen der Innungskollegen – im Gespräch mit dem Minister vor Ort zu thematisieren.

Vielen Dank und weiterhin eine optimale Entwicklung der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern!

Die Fragen stellte Marko Michels.